Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Shalyna.
Nickala schrieb noch ihren Satz zu Ende, stand auf und schnappte sich ihren Umhang, der farblich perfekt mit dem knallgelben Kleid harmonierte.
„Ich weiß auch nicht mehr als du. Allerdings müsste das Tor jetzt geschlossen sein. Falls sie es geschafft haben, wovon ich ausgehe, werden sie heute oder morgen ankommen.“
Ein Strahlen überflutete Shalynas Gesicht. „Endlich. Ich muss Callum vieles zeigen. Endlich geht es weiter. Ich bin dicht vor meinem Abschluss!“
„Na na, sind da etwa noch andere Gefühle im Spiel? Er ist immerhin schon 23 und du gerade mal 17. Aber eines sag ich dir - wenn du willst, dass dein Lehrer auf dich steht, solltest du diesen Sack ausziehen, den du Kleid nennst.“ Schmunzelnd blickte Nickala auf die zwei Jahre jüngere Freundin herunter. „Warum hast du es denn so eilig?“
„Wer ist denn immer mit Callum ausgegangen und hat ständig um ihn rumschlawenzelt. Mir schien, sie hatte lange schwarze Haare und Haut wie ein Fisch.“
Nickala hob eine Hand und ließ einen Luftstoß auf Shalynas Kopf sausen. Das Haartuch flog ab und die goldbraunen Haare wurden durch die von Nickala hervorgerufenen Luftwirbel in ihr Gesicht geschleudert.
Shalyna schnappte nach der davonsegelnden Kopfhaube, ließ sich nach vorne fallen und presste ihr Gesicht auf Nickalas Schulter, um den Luftangriffen zu entkommen.
„Lass das, alte Lufthexe, oder ich mach dir Feuer unterm Hintern.“
Lachend stellte Nickala ihre Luftspäße ein. „Das würde ich einfach ausblasen, Feuerteufel.“
Shalyna stopfte ihre Haare unter das Kopftuch und vergewisserte sich, dass niemand sie ohne die Haube gesehen hatte. Erschrocken sah sie die Augen von Nickala.
„Du hast doch wieder geweint. Nick, was hat er angestellt?“
Nickala wendete sich ab. „Ach, in der Liebe ist es manchmal nicht so leicht Shaly. Isut hat einfach ... andere Interessen als ich. Da finden wir oft nicht zusammen.“
„Liebe, pah, er hat dich doch wieder sitzen gelassen, oder?“
Shalyna deutet Nickalas Schweigen als Zustimmung. Sie mochte den jungen Soldaten nicht, der vor einigen Monaten Nickalas Herz im Sturm erobert hatte. Obwohl seine Gedichte über Nick wirklich umwerfend waren, ihre Freundin hatte ihr im Vertrauen einige gezeigt. Aber Isut war der eitelste Gockel, den Shalyna je kennengelernt hatte. Sie vermutete, dass er Nickala nur zum Vorzeigen als Freundin wollte. Zeit verbrachte er jedenfalls kaum mit ihr. Immer ging irgendetwas anderes vor.
„Ich hätte an deiner Stelle ja auf Callum gesetzt, er war bestimmt nur zu schüchtern“, sagte Shalyna.
Nickala drehte sich weg und schlug die Mappe auf dem Schreibtisch zu. „Callum wollte gar nichts von mir, er mag mich nur als gute Freundin. Und du willst dich ja nie zu dritt mit Isut treffen, du kennst ihn gar nicht richtig.“
Shalyna merkte, dass sie zu weit gegangen war. Nickalas Augen schimmerten schon wieder feucht. Ihr lag noch eine bissige Bemerkung auf der Zunge, dass einer, der seine Freundin vor allen nur „mein Mädchen“ nennt, wohl kaum zu mögen sei, verkniff sich diese Spitze aber. Shalyna wusste von der Angst Nickalas vor dem Alleinsein, es stand ihr nicht zu, Nicks Entscheidungen zu beurteilen. Außerdem hatte sie selbst genug Sorgen, vielleicht würde sie nie offiziell mit einem Mann, den sie liebt, zusammen sein dürfen. Shalynas Stimmung sackte ab. Jedes Mal wenn sie über ihre Zukunft nachdachte, erschien ihr nur ein düsteres Bild von Pflichten, Arbeit und ohne ihre so geliebte Beschäftigung mit Kindern.
„Wenigstens hast du einen Freund“, antwortete sie versöhnlich. „Ob ich je einen kriegen werde, steht ja noch in keinem Sayloq. Jedenfalls bin ich diese Heimlichtuerei echt leid. Alle muss ich anlügen. Wenn Callum zurückkommt, muss er mir die Endprüfungen so schnell wie möglich abnehmen. Dann kann ich endlich die sein, die ich bin. Worauf auch immer das hinauslaufen wird.“
„Aber Shaly, du bist erst 17 - so viel kann noch in deinem Leben passieren, nichts ist vorbestimmt.“ Nickala legte ihre Hand auf Shalynas Schulter und fragte: „Hast du was von zu Hause gehört?“ Sie schien froh, das Thema wechseln zu können.
„Ja. Garvaron hat sich gestern schon wieder gemeldet. Er braucht mich in der Hauptstadt. Noch ein Grund, warum ich hier fertig werden sollte. Obwohl mir die Arbeit mit den Kleinen echt Spaß macht. Wenn doch dieser elende Mandratan nicht wäre. Die neuen Ergebnisse mit den Steinen sind sensationell. Wie gerne würde
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