Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Griff seines Schwertes fester und schob es zurück in den Gürtel. Er blickte hinauf zu den Fenstern.
„Wir Kleturer werden vielerorts für unsere Körpergröße belächelt. Die Arbeit in den Minen formte uns über die Jahrhunderte. Wir sind zäh und schweigsam. Mandratan hat uns als ‚die wahren Großen der Erde‘ gerühmt und damit allen Honig um die Bärte geschmiert. In Wahrheit braucht er uns nur für seine Kriegspläne. Aber endlich war da ein Führer, der uns wertschätzte. Das machte die meisten blind. Nicht so meine Schwester. Sie konnte ihren Mund nicht halten und hat jedem erzählt, dass wir dem Wahnsinnigen nicht folgen sollten. Egal, ob ihr Gegenüber es hören wollte oder nicht.“ Er atmete schwer ein und sprach erst nach einer Pause weiter. „Eines Nachts brannte ihre Hütte nieder und sie starb darin. Alle meinten, es wäre ein normaler Unfall. Aber ich wusste: Sie war Mandratan schon lange ein Dorn im Auge und niemals wäre das Haus so vollständig abgebrannt, wenn nicht jemand nachgeholfen hätte. Ich ... ich war nicht da. Konnte ihr nicht beistehen.“ Wieder schwieg er für eine Weile. „Keiner glaubte meinem Verdacht. Schließlich habe ich alles hinter mir gelassen. Jahrelang bin ich durch die Welt gewandert, bis ich auf Allando stieß. Er gab mir hier ein neues Zuhause, vertraut mir. Viele schauen mich nur mit Misstrauen an. Auch im Rat.“
Rhodon rieb sich erneut über die Nase. „Genug zu mir. Komm, ich zeig dir den Rest.“
Der Zwerg führte Jason durch die übrige Ausstellung. Hier eine goldene Faust - das Symbol, vor welchem jeder Anhänger der Lehre des Mansils dreimal täglich beten muss. Dort eine Miniaturstatue, die den Begnadeten Mansil zeigt, wie er in Trance die Lehren des Gottes empfing.
„Und was ist das?“ Jason nahm eine schwarze Peitsche in die Hand, die an ihren drei Enden in runden Lederkappen endete. „Muss man sich damit selbst geißeln?“
„Das gehört zu den Werkzeugen eines Lehrers in den Nordlanden. Schon die Kleinen werden hart gedrillt. Sie verlassen in jungen Jahren ihre Elternhäuser und leben in den Schulen. Ständig gibt es Wettbewerbe und Kämpfe. Wer nicht gehorcht, muss den Rücken freimachen. Fast jeder in den Nordlanden trägt heute die charakteristischen Dreierstreifen auf dem Rücken. Die Narben bleiben ein Leben lang.“
In diesem Moment lugte ein Echsenkopf unter dem Bart von Rhodon heraus und verschwand sofort wieder in dem Haargewusel.
Jason deutete erschrocken auf die Brust des Zwerges: „Da ist ein Tier in deinem Bart!“
Rhodon schmunzelte, fasste in die Barthaare und holte eine unterarmlange, orangefarbene Echse hervor. „Das ist Echsi. Sei lieb, mein Kleiner, und zeig dich dem Schülerchen.“ Liebevoll streichelte er über die schuppige Haut. „Möchtest du auch mal?“
Jason trat näher und berührte die harten Schuppen. Aufmerksam betrachtete ihn das Echsenwesen mit seinen gelben Augen. Jason spürte, wie sich das Tier unter seiner Berührung entspannte. Er verstärkte den Effekt mit seiner neuen Fähigkeit und sah zu seinem Erstaunen, wie die Echse dabei immer kleiner wurde.
Rhodon grinste. „Echsi fühlt sich wohl. Wenn es ihr so richtig behagt, schrumpft sie auf die Größe meiner Hand.“
Dann wurde er wieder ernst, ließ die Echse unter seinem Bart verschwinden und sagte: „Komm. Du hast genug gesehen. Ich will dir zeigen, wo ich wohne. Dort kannst du mich jederzeit aufsuchen.“
Gemeinsam verließen sie den Turm und schritten die Straße runter. In einiger Entfernung sahen sie Callum auf einer Bank sitzen und Flöte spielen. Jason blieb stehen. Der Anblick betrübte ihn. Sein junger Lehrer und Freund wirkte oft einsam, in sich gekehrt.
Rhodon war seinem Blick gefolgt. „Jungchen, lass dich nicht von den verzärtelten Limarten einlullen. Mit Weichheit kommst du bei Mandratan nicht weit. Sei auf der Hut. Auch wenn ich längst das Geschwafel von Mansil durchschaut habe - gegen den dunklen Kaiser wirst du nur mit Härte bestehen. Das kann dir der Bücherwurm dort nicht beibringen.“
Zweifelnd schaute Jason hinter Rhodon her, der schon wieder davonwatschelte. Ganz grün schienen sich die beiden nicht zu sein. Er eilte an die Seite des Kleturers.
„Wie meinst du das genau, Rhodon?“, wollte Jason wissen. „Die Lehren der Limarten machen mich doch stärker. Durch die Übungen lerne ich, das Limar zu beherrschen!“
„Is richtig, Jungchen. Aber sie wollen am liebsten keinem was Böses antun. Ihr Karma nicht
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