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Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bödeker
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beschmutzen, um erleuchtet zu werden, um im nächsten Leben besser dazustehen. Damit kommst du nicht weit, wenn ein Soldat aus den Nordlanden auf dich einschlägt.“ Er nahm den Zahnstocher aus seinem Mund. „Wahrscheinlich bist du immer brav gewesen, oder? Schon mal was Verbotenes getrieben?“
    Jason kamen sofort seine nächtlichen Einbrüche in den Sinn. Er und Ben waren nachts in Fabriken eingedrungen und hatten sich dort umgesehen. Jason liebte das Prickeln der Gefahr, den Reiz des Illegalen. Sie sind nie erwischt worden. Er erzählte Rhodon davon.
    „Na, das lässt ja hoffen.“ Seine Finger zeigten auf einen behaglich wirkenden Rundbau mit angeschlossener Werkstatt. „Hier wohne ich.“
    Gemeinsam betraten sie das schlicht, aber gemütlich eingerichtete Haus, welches im Grunde genommen nur aus einem Raum bestand. In dessen Mitte stand ein massiver Holztisch mit zwei Stühlen davor. Hinter einem Vorhang lugte die Schlafstatt des Zwerges heraus und vor den Fenstern befand sich eine Spüle. Gleich daneben erhob sich ein Schrank, der einige wenige Teller und Tassen enthielt. Eine kleine Tür stand offen und zeigte das Bad.
    Überall auf Regalen und auf den Holzdielen verteilt stapelten sich Figuren aus Sinith. Jason erkannte das Material an der typischen dunkelblauen Färbung des Erzes. Rhodon holte Echsi unter seinem Bart hervor und setzte sie auf den Boden. Sofort glitt das Tier in eine Ecke, die mit Stroh ausgelegt war, und wuselte sich ein. Es roch im Raum nach kaltem Kamin.
    Nachdem er der Echse etwas Wasser in eine Schale gefüllt hatte, ging Rhodon durch eine Tür in die angeschlossene Werkstatt. Diese war mehr ein Bretterschuppen und wurde von einer riesigen Schmiede im Zentrum dominiert. Darum verteilten sich eiserne Wannen aus rohem Erz. Eine Rauchsäule wand sich aus der Asche in den Schornsteinschacht nach oben.
    Rhodon breitete seine Arme aus. „Mein Reich. Hier findest du mich bei meinen Stümpereien mit den Sinithfiguren, wenn du mich brauchst. Der Großmeister will, dass ich dich beschütze, sobald du die Mauern der Schule verlässt.“
    Jason trat zu einer unförmigen Masse, die auf dem großen Amboss lag. Mit etwas Fantasie konnte man sich bereits das Ergebnis vorstellen. Es sollte wohl ein Ingadi werden. Die Flügel zeichneten sich in zarten Mustern ab.
    „Weißt du, Junge, mit dem Sinith ist es wie mit den Menschen. Du musst die schwache Stelle kennen, wenn du drauf haust.“ Rhodon hatte sich einen riesigen Hammer geschnappt, deren Schlagfläche golden schimmerte. Der Zwerg erklärte ihm, dass hier eine Limarzauberei am Werk war. Ein normaler Hammer würde wohl kaum Sinith zerschlagen können. „Und wenn du dann 100-mal draufgeschlagen hast, kann es sein, dass noch immer nichts passiert ist. Und der 101. Schlag bringt dann das Ergebnis. So ist das manchmal auch im Leben Junge, du denkst, das bringt doch hier alles nix und haust und haust und haust und auf einmal - peng - da hast du es. Aber alle Schläge vorher waren nötig, damit der 101. Schlag wirken kann.“
    Jason hörte nur mit einem Ohr hin. Er bestaunte eine Kette mit einem kleinen Dinoanhänger daran. Ein Auge aus Edelstein fehlte, der Schwanz war halb abgebrochen. So prangte der Halsschmuck in einem Rahmen über der Werkbank.
    „Ist das dein Erstlingswerk oder warum hängt der Anhänger gerade hier?“, wollte er wissen.
    Rhodon schaute kurz hin und beugte sich über die qualmende Esse. Seine Antwort kam leise: „Der Anhänger ... gehörte Mavuk, meinem Sohn. Er starb, als er vierzehn Jahre zählte.“ Er nahm eine metallene Stange und rührte die Glut aus der Asche hervor. „Weißt du Jason, mir wurden im Leben immer mehr Bretter unter den Füßen weggezogen. Erst meine Frau, dann mein Sohn, nun noch meine Schwester und am Ende hat mich mein Volk verstoßen. Auch an die Verheißungen des Mansils kann ich nicht mehr glauben. Vielleicht gibt es sogar gar keinen Gott! Die Stützen meines Lebens haben sich alle in Nichts aufgelöst. Auch jetzt noch, in der Freundlichkeit von Sapienta, lösen diese Verluste in mir eine tiefe Furcht aus. Wenn ich die Augen schließe, taucht ein milchiges Meer vor mir auf, dicke Regentropfen prasseln aufs Wasser, alles ist nebelig, trostlos, kein Land ist zu sehen.“ Rhodon fiel in Schweigen.
    Nach einer Weile sagte er mit beschwörender Miene: „Jason, baue dein Leben auf einem stabileren Fundament. Alles, woran ich geglaubt habe, hat sich als Illusion erwiesen. Das ist hart, sage ich dir! Das

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