Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
würden auf diese Distanz nicht wirken. Sie versuchte einen großen Stein auszugraben, doch er saß zu fest. Während sie nach einem Ausweg suchte, kam der Han immer näher.
    Maura nahm eine Hand voll Irrsinnsfarn und wagte es, sich so nah wie möglich an die Brücke heranzuschleichen. Kaum hörbar begann sie die Zauberformel zu flüstern. Jetzt trat der Bogenschütze von der Brücke auf festen Grund. Doch er beachtete Maura gar nicht, die sich unter einen Busch duckte. Vielleicht war sein Blickfeld durch den schmalen Sehschlitz in seinem Helm zu sehr eingeengt, vielleicht dachte er auch nur daran, rasch in den Kampf einzugreifen, der immer noch andauerte, wie Maura hören konnte. Jedenfalls blieb der Han für einen Augenblick stehen und griff nach seinem Bogen.
    In diesem Moment sprang Maura auf und streute den Irrsinnsfarn über ihn. Der Mann ließ seine Waffe fallen und taumelte schreiend zurück. Maura hoffte, der Farn würde ihn etwas sehen lassen, das ihn erschreckte und ihn über die Brücke zurück trieb.
    Doch der Han drehte sich um, breitete die Arme aus, als hätte er Flügel, und lief auf den Rand der Schlucht zu.
    Als Maura erkannte, was der Soldat vorhatte, versuchte sie ihn zu packen und zurückzuhalten. Doch sie erwischte nur seinen langen Haarschwanz, der ihr durch die Finger glitt, als der Mann hinunterstürzte. Dadurch wurde sie selbst an die äußerste Kante des Abgrunds geschleudert. Gelähmt vor Entsetzen vermochte sie noch nicht einmal die Augen zu schließen und sah den Mann in die Tiefe fallen.
    “Maura!”
    Der plötzliche angstvolle Schrei und der feste Griff um ihre Knöchel ließen sie einen Schrei ausstoßen. Doch noch während sie schrie, erkannte sie Raths Stimme und dass es seine Hand war, die sie hielt. Sie schloss die Augen, um das fürchterliche Bild zu verbannen, das sie wahrscheinlich noch lange in ihren Träumen verfolgen würde.
    Rath begann, sie von der Kante der Schlucht zurückzuziehen, als er sie mit einem Mal losließ und heisere Schmerzensschreie ausstieß.
    Maura erkannte die Qual, die in diesen Schreien lag. Sie wusste, was sie zu bedeuten hatten.
    Schnell kroch sie zurück und zwang sich, die Augen zu öffnen. Es war, wie sie befürchtet hatte.
    Auf der anderen Seite von Raynors Spalte hatte der Schwarzmagier seinen Stab erhoben und auf Rath gerichtet, der jetzt auf den Knien lag und sich vor Schmerzen krümmte.
    Maura wusste wenig darüber, wie Schwarze Magie funktionierte. Sie fürchtete ihre böse Kraft. Würde es ausreichen, Rath aus dem Blickfeld des Echtroi zu ziehen?
    Sie umklammerte einen Zipfel seines Umhangs und zog mit aller Kraft daran. Als er nach hinten fiel, verstummten seine Schreie und sein Körper entspannte sich.
    Sie beugte sich über ihn und streichelte sein Gesicht und Haar. “Rath, bist du am Leben? Kannst du mich hören?”
    “Ja … beides.” Das Sprechen fiel ihm sichtbar schwer.
    “Dank sei dem Allgeber!” Mit Tränen in den Augen barg sie seinen Kopf in den Armen.
    “Später”, flüsterte Rath. “Kommt … er?”
    “Wer? Oh!” Maura ließ ihn los und kroch wieder an die Stelle, von wo aus sie die Brücke sehen konnte, ohne selber gesehen zu werden. Wenigstens hoffte sie es.
    “Ja. Er kommt!”
    Obwohl er immer noch Schmerzen zu haben schien, versuchte Rath, über den Boden zu kriechen.
    “Den Stab!” Mühsam stieß er die Worte hervor.
    “Nein!”, schrie Maura. “Wir wissen nicht, wie wir ihn benutzen müssen, noch was er bewirken wird.”
    Und selbst wenn sie es gewusst hätte, brächte sie es wahrscheinlich niemals über sich, solch ein Ding in die Hand zu nehmen.
    “Hol es!” Rath kroch weiter auf sein Bündel zu.
    “Nun gut dann.” Wenigstens konnte sie es ihm in die Hand geben. Rath sah nicht aus, als wäre er fähig, irgendeine andere Waffe zu führen.
    Maura rannte die wenigen Schritte bis zu dem Platz, wo Rath sein Bündel hatte fallen lassen, und wühlte darin nach dem Kupferstab. Währenddessen fiel ihr Blick auf den Han, mit dem Rath gekämpft hatte. Sein Kopf lag in einem seltsamen Winkel zu seinem Körper, und aus einer klaffenden Wunde im Nacken sickerte eine große Menge Blut.
    Maura drehte sich der Magen um, doch sie beherrschte sich. Sie wollte für den Magier des Todes keine leichte Beute sein. Er sollte sie nicht vorfinden, wie sie am Boden kauerte und sich vor Ekel übergab.
    Noch etwas anderes an dem Han zog ihre Aufmerksamkeit für kurze Zeit an.
    Doch zuerst zog sie den Stab aus Raths Gepäck. Er

Weitere Kostenlose Bücher