Die Prophezeiung von Umbria
den Spaten.”
Sie brauchten eine gute Stunde harter Arbeit, um den Boden des Cottage frei zu legen. Immer wieder blickten sie besorgt zu Gristels Haus hinüber.
“Ich glaube, ich sehe es”, rief Maura aus und fegte den letzten Rest Asche mit einem Kiefernzweig beiseite. “Eigenartig, die Bohlen sind fast unversehrt. Ob Exilda sie mit einem Zauber geschützt hat?”
“Gibt es so etwas?”, fragte Rath. “Warum hat sie dann nicht das ganze Haus geschützt? Und Langbard das eure?”
“Die Zutaten dafür sind nur sehr schwer in großen Mengen zu bekommen.” Maura reichte ihm den Zweig mit dem grünen Feuer, während sie nach dem Griff der Luke tastete. “Ein Zauberer wird sie nur benutzen, um kleine, sehr wertvolle Gegenstände vor dem Feuer zu schützen.”
Ihre Finger hatten den Griff gefunden. Sie öffnete die Luke und begann, die Leiter hinabzuklettern.
“Reich mir das Licht herunter”, rief sie Rath leise zu.
Sie musste zur Seite springen, als er plötzlich ebenfalls die Leiter herunterkletterte und hastig die Luke schloss.
“Was machst du denn da? Hier unten ist kaum Platz für einen!”
“Ich habe keine andere Wahl.” Das grüne Feuer erhellte flackernd Raths rußverschmiertes Gesicht. “Ich habe Geräusche aus Gristels Haus gehört. Ich fürchte, unsere Freunde sind von ihrem Nickerchen aufgewacht.”
“Dank sei dem Allgeber, dass wir rechtzeitig dieses Versteck gefunden haben. Oh, schau mal, da ist eine Kerze. Zünde sie an, bevor das Grünlicht erlischt.”
Maura hob die Kerze, um ihre Umgebung zu erkunden.
Rath gab einen leisen Pfiff von sich. “Wenigstens werden wir hier unten nicht verhungern müssen.” Er tippte leicht mit der Stiefelspitze an einen von einer ganzen Anzahl von Steinkrügen, die auf dem untersten Regal aufgereiht waren. “Oder verdursten.”
“Exilda war eine fleißige Hausfrau”, stimmte ihm Maura zu und schaute sich in dem kleinen Raum um. An drei Wänden standen Regale, von oben bis unten gefüllt mit langen Reihen von Töpfen, Krügen und Kannen. Es mussten Hunderte sein!
“Die Karte kann überall drunter liegen. Oder drinnen sein.” Maura versuchte, ihre Stimme nicht gar zu verzagt klingen zu lassen. “Fang du hier oben mit der Suche an und ich hier unten. So sind wir einander wenigstens nicht im Weg.”
“Gut”, meinte Rath und stellte die Kerze dorthin zurück, wo Maura sie gefunden hatte, in eine kleine Vertiefung hoch oben in der vierten Wand. “Könnten wir dabei nicht etwas essen? Ich habe den ganzen Tag kaum einen Bissen zu mir genommen.”
“Ich glaube nicht, dass Exilda etwas dagegen hätte.” Maura zog den Korken aus einem kleinen Krug und roch daran. Vorsichtig nahm sie einen kleinen Schluck, dann einen großen. “Kirschmost.” Sie reichte Rath den Krug.
Während der nächsten Stunden öffneten sie einen Deckel nach dem anderen, zogen einen Korken nach dem anderen heraus. Sie begutachteten eingelegtes Gemüse und Fleisch, Soleier und eingemachtes Obst, Most, Bier und Wein.
Doch nirgends fanden sie eine Landkarte.
Mit der schwindenden Hoffnung kam die Müdigkeit. Immer öfter musste Maura gähnen. Die Lider wurden ihr schwer.
“Es reicht”, meinte Rath schließlich. “Ich denke, die Sonne müsste mittlerweile aufgegangen sein, und in Prum wimmelt es sicher vor Han. Bevor die Nacht anbricht, können wir nirgendwohin. Warum wollen wir uns nicht ausruhen und den Rest später erledigen?”
Ohne auf Mauras Zustimmung zu warten, breitete er seinen Umhang auf dem schmutzigen Boden aus und setzte sich, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, darauf. Zwischen ihm und der Leiter war gerade noch genug Platz, dass Maura sich zu ihm setzen konnte, den Kopf an seinen Arm gelehnt. “Ich war mir so sicher, die Karte hier zu finden.”
“Wir haben noch nicht
jeden
Krug geöffnet”, gab Rath zu bedenken. Er langte nach einem Topf auf dem Regal neben sich. “Soleier – die mag ich am liebsten. Aber das hier sind die einzigen, die ich gefunden habe.”
“Na los, iss sie ruhig auf!” Maura schloss die Augen und genoss seine Wärme. “Wir können uns ruhig eine Belohnung für unsere Arbeit gönnen. Und ich danke dir dafür, dass du mir Mut zusprechen willst, auch wenn du selbst an all das nicht glaubst.”
Er zuckte mit den Schultern. “Ich gebe zu, du hattest mich fast überzeugt. Nach dem Gerede vom Eingemachten finden wir diesen Keller. Und dann ist die Luke noch nicht einmal verbrannt!” Maura nickte müde. Alles hatte die
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