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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Nebl
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König Razaks Burg Kaligor vorgab. Dort begann der felsige Boden, der sich bis zur Burg erstreckte. Die Reiter umwickelten die Hufe der Pferde, um den Lärm zu mindern.
    Iannis sah dankbar zum Himmel, die Götter meinten es gut mit ihnen. Wolken zogen stürmisch vor die schmale Mondsichel und erhellten nur selten die Nacht. Sterne waren gänzlich unsichtbar. Dennoch blieb ihnen nicht viel Zeit, der größte Teil der Nacht war bereits vorüber. In wenigen Stunden würde die Dämmerung beginnen.
Etwa eine halbe Stunde später kamen sie vor dem Burggraben an. Die Pferde wurden in einem nahen Gebüsch angebunden und zwei der Männer begaben sich auf Iannis Wink vorsichtig den Graben hinunter, um nach Wachen Ausschau zu halten. Zwei weitere bauten aus mitgebrachten Hölzern und Seilen, die Ziandra bisher noch gar nicht aufgefallen waren, in kürzester Zeit ein sehr schmales langes Floß. Die beiden Späher kamen zurück und gaben mit Gesten die Standorte der von hier aus feststellbaren Wachen bekannt. Iannis schien nicht überrascht zu sein und Ziandra war sich beinahe sicher, dass es für ihn nur eine Bestätigung von etwas Bekanntem war. Hatte auch er einen Spitzel beim Feind? Es blieb ihr keine Zeit darüber nachzudenken. Iannis und Magas, der beste Messerkämpfer in der Truppe, legten sich auf das Floß und begannen leise auf das andere Ufer zuzupaddeln. Ziandra blieb das Herz stehen, als die beiden Männer für einen kurzen Moment im Licht des Mondes zu erkennen waren. Panisch huschte ihr Blick zu den Zinnen hinauf, dort stand deutlich sichtbar eine Wache. Dieser Mann hatte sich jedoch über die Mauer Richtung Brücke gebeugt, wo es allerdings im Moment noch nichts zu sehen gab. Als er sich abwandte und den Blick über den Wassergraben gleiten ließ, waren Iannis und Magas bereits außerhalb seines Sichtbereichs. Ziandra wäre beinahe ein Seufzer entschlüpft. Die Männer um sie herum kamen nun in Bewegung und liefen über die steinerne Brücke – ein Beweis für Razaks Hochmut und Sorglosigkeit, der auf eine Zugbrücke verzichtet hatte – auf das große Tor zu. „Gäbe es hier eine Zugbrücke wie in Madredas, und die Eindringlinge hätten erheblich umständlicher nach drüben gelangen müssen“, dachte sich Ziandra, die unauffällig mitlief. Als sie am Tor ankamen, pressten sie sich in den dunklen Schatten und warteten. Ziandras Blick wanderte zu dem eben verlassenen Gebüsch und ihr blieb das Herz stehen. Dort war der deutliche Schatten eines Mannes zu sehen. Nein, was da stand, war viel größer als ein Mann! Was war das, bei allen Göttern? Sie stupste den neben ihr stehenden Ramir an und deutete vorsichtig hinüber. Auch er sah offensichtlich, was sie gesehen hatte, denn auch er hielt den Atem an. War das eine Falle? Dann war der Schatten verschwunden. Ramir und Ziandra blickten sich unschlüssig an, dann runzelte der Kämpfer die Stirn und Ziandra wurde klar, dass sie sich soeben verraten hatte. Ramir packte sie am Arm und Ziandra schüttelte heftig den Kopf: Jetzt war die falsche Zeit für Diskussionen! Plötzlich knarrte die kleine Tür, welche in dem großen Tor angebracht war und ging auf. Schnell schlüpften die Männer und Ziandra hindurch und schlossen sie wieder hinter sich. Ramir ging auf Iannis zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ziandra ahnte, worum es sich handelte. Schon sah Iannis zu ihr herüber, aber sie senkte schnell den Kopf. Dann kam er auf sie zu und zwang sie aufzusehen. Fassungslos schüttelte er den Kopf, als er die Frau erkannte, die er liebte. Ziandra lächelte ihn zaghaft an und er zog die Augenbrauen hoch. Beide wussten, es gab jetzt keine Wahl. Allein zurückschicken würde er sie niemals, also würde sie an seiner Seite bleiben dürfen. Ziandra zog ihm sanft den Kopf herunter, so dass sie in sein Ohr raunen konnte: „Iannis, hat Ramir dir vom dem Riesen draußen erzählt?“
    Er nickte, im Hintergrund tauchte Magas auf, das Messer in der Hand und winkte, ihm zu folgen. Iannis packte Ziandra am Arm und zog sie mit. Dabei flüsterte er leise: „Von den Riesen droht uns keine Gefahr, vergiss, was du gesehen hast! Und wenn es gefährlich wird, möchte ich, dass du dich wie unsichtbar in eine Ecke zurückziehst, hast du verstanden?“
    Dabei sah er sie wütend an. Ziandra blitzte mit funkelnden Augen zurück: „Dafür habe ich nicht kämpfen gelernt!“
    „Du hast kämpfen gelernt, um dich zu verteidigen und nicht, um anzugreifen! Außerdem darf ich mich nicht ablenken lassen!

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