Die Prophezeiungen von Celestine
kontinuierlich weiterentwickeln wollen, stehen wir so vor einer kritischen Situation. Wie ich vorhin schon sagte, behauptet die Achte Erkenntnis, daß wir zu Beginn unserer Bewußtseinsbildung automatisch mit der Energie des anderen Geschlechtes versorgt werden.
Sie hat ihren natürlichen Ursprung in der Schöp-fungsgewalt. Doch müssen wir achtgeben, denn wenn uns jemand den direkten Zugang zu dieser Energie anbietet, schneiden wir uns von der wahren Quelle ab..., und aus ist es mit der Weiterentwicklung. Wir fallen zurück.« Sie kicherte.
»Weshalb lachen Sie jetzt?« fragte ich.
»Reneau sagte einmal, daß wir wie Halbkreise herumlaufen, bevor wir es nicht gelernt haben, die ser Situation aus dem Weg zu gehen. Wir sehen aus wie der Buchstabe C. Wir sind ausgesprochen angezogen von Personen des anderen Geschlechtes, die ebenfalls Halbkreise darstellen und sich mit uns vereinen wollen, um so endlich einen Kreis zu bilden - und uns eine enorme Zufuhr an Euphorie und
Energie zu verschaffen, die sich durchaus so anfühlt, als ständen wir in direkter Verbindung mit den Kräften des Universums. In Wirklichkeit haben wir uns lediglich mit jemandem zusammengetan, der wie wir versucht, seine andere Hälfte in der Außenwelt zu finden.
Reneau sagte, daß es sich hierbei um das klassische Beispiel einer Co-Abhängigkeit handelt und daß die vorprogrammierten Konflikte nicht lange auf sich warten lassen werden.«
Sie zögerte, als erwarte sie eine Stellungnahme von mir. Doch ich nic kte nur.
»Das Problem mit dem nun entstandenen O, der vermeintlich kompletten Person, besteht darin, daß es zwei unterschiedliche Menschen brauchte, um sie zu erschaffen; einer lieferte die weibliche Energie, der andere die männliche. Diese eine Person verfügt konsequenterweise über zwei Köpfe beziehungs weise Egos. Beide wollen die eine Person, die sie ja erschaffen haben, dirigieren. Genau wie in der Kindheit wollen beide das Kommando über den
anderen haben, als handele es sich bei ihm um ihre eigene Person. Die Illusion, ein Ganzes zu sein, bricht bei den folgenden Machtkämpfen gewöhnlich völlig zusammen. Am Ende wird jeder den anderen als höchst gewöhnlichen Menschen betrachten und sogar versuchen, ihn zu schwächen, damit das angeblich vollständige Selbst in die gewünschte Richtung gelenkt werden kann. Natürlich funktioniert das nicht, wenigstens heutzutage nicht mehr. In der
Vergangenheit mag einer der Partner willens ge wesen sein, sich unterzuordnen - gewöhnlich die Frau, manchmal auch der Mann. Doch jetzt sind die
meisten aufgewacht, und kaum jemand möchte den Unterworfenen spielen.«
Mir fiel wieder ein, was die Erste Erkenntnis über Machtkämpfe innerhalb intimer Beziehungen sagte, und ich dachte an den Wutausbruch der Frau, die mit Charlene und mir im Restaurant gesessen hatte. »Das war's dann wohl mit der Romantik«, sagte ich. »Oh, romantisch können wir auch weiterhin sein«, gab Karla zurück. »Doch zunächst müssen wir lernen, den Kreis allein zu vollenden. Wir müssen unsere Verbindung zur universellen Energie stabilisieren.
Dazu braucht es Zeit, doch wenn die Verbindung einmal steht, wird dieses Problem nie wieder auftauchen, und wir sind reif für eine »höhere« Beziehung, wie das Manuskript sie nennt. Verlieben wir uns danach in eine andere, ebenfalls vollständige Person, so schaffen wir eine Super-Person... Allerdings werden wir dadurch nicht mehr vom Pfad unserer individuellen Entwicklung abkommen.«
»Etwas, das Marjorie und mir gerade passiert. Nicht wahr? Das denken Sie doch?« »Allerdings.«
»Wie können wir derartigen Begegnungen aus dem Weg gehen?« fragte ich.
»Indem wir der Liebe auf den ersten Blick nicht immer gleich nachgeben, sondern lernen, mit dem anderen Geschlecht auch platonische Beziehungen zu führen. Allerdings dürfen Sie diese Beziehungen nur mit Leuten eingehen, die keine Geheimnisse vor Ihnen haben, sondern Ihnen mitteilen, wie und warum sie etwas machen - so wie es das Elternteil des anderen Geschlechts in einer idealen Familien-situation getan hätte. Indem wir verstehen, wer diese Freunde im Inneren wirklich sind, brechen wir die Projektion, die wir auf das andere Geschlecht gerich-tet haben, und es wird wieder möglich, uns mit dem Universum zu verbinden.
Sie dürfen außerdem nicht vergessen, daß dies in keinem Falle ein einfaches Unterfangen sein wird, besonders dann nicht, wenn jemand dazu aus einer bereits bestehenden Beziehung zweier Abhängiger
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