Die Prophezeiungen von Celestine
deine Fragen beantwortet worden?«
»Meistens durch Menschen, denen ich begegnet bin, so nehme ich jedenfalls an.«
»Warst du immer in der Lage, ihre Botschaften aufzunehmen?« »Eigentlich nicht, die meiste Zeit habe ich den Un-nahbaren gespielt.«
»Haben sich die Leute davon abschrecken lassen?«
»Nein, sie waren ausgesprochen offenherzig und hilfsbereit. Sie...« Ich zögerte, unfähig meine Gedanken in die richtigen Worte zu fassen.
»Sie haben dir geholfen, dich zu öffnen, richtig?«
fragte sie. »Haben sie dich irgendwie energetisch aufgeladen?«
Ihre Bemerkung löste in meinem Inneren einen ganzen Erdrutsch von Erinnerungen aus. Ich erinnerte mich an Wils beruhigende Art, als ich in Lima fast in Panik verfallen wäre, und an Sanchez' väterliche Gastfreundschaft sowie an Pater Carls, Pablos und Karlas anteilnehmende Ratschläge. Und jetzt Julia.
Alle hatten sie den gleichen Ausdruck in den Augen gehabt.
»Ja«, sagte ich. »Ihr alle habt viel für mich getan.«
»Du hast recht«, sagte sie. »Das haben wir, und zwar ganz bewußt. Wir folgen der Achten Erkenntnis.
Indem wir dir dabei behilflich waren, dir Klarheit zu verschaffen, konnten wir nach der Wahrheit, der Botschaft suchen, die für uns in dir verborgen liegt.
Verstehst du, was ich meine? Dir Energie zu
übermitteln war das Beste, was wir für uns selbst tun konnten.«
»Was genau sagt das Manuskript dazu?«
»Wann immer ein anderer Mensch unseren Weg
kreuzt, trägt er eine Botschaft für uns. Zufällige Begegnungen gibt es nicht. Wie wir auf Begegnungen reagieren, entscheidet darüber, ob wir in der Lage sind, die Botschaft aufzunehmen oder nicht. Wenn wir in einer Unterhaltung mit jemandem keine Botschaft in bezug auf unsere aktuellen Fragen erhalten, so heißt das nicht, daß keine Botschaft für uns existiert, sondern nur, daß wir sie aus irgendeinem Grunde nicht verstanden haben.«
Sie dachte einen Augenblick nach und fuhr dann fort: »Bist du jemals einem alten Freund oder Bekannten begegnet, hast eine Minute mit ihm gesprochen,
dich verabschiedet und bist ihm am gleichen Tag oder in der gleichen Woche noch einmal begegnet?«
»Allerdings«, erwiderte ich.
»Und was sagst du dann normalerweise? >So ein Zufall, dich wiederzutreffen!< Du lachst und gehst deiner Wege.«
»So ungefähr.«
»Laut Manuskript sollten wir in solchen Situatio nen unsere Tätigkeit unter allen Umständen unterbrechen, um herauszufinden, welche Botschaft die betreffende Person für uns hat. Das Manuskript sagt voraus, daß unsere Interaktionen sich verlangsamen und
gründlicher und bedeutungsvoller werden, sobald wir gelernt haben, diese Realität zu verstehen.«
»Das stelle ich mir nicht einfach vor, besonders weil die meisten Leute gar keine Idee haben, wovon wir reden.«
»Schon, aber das Manuskript gibt uns genaue Anweisungen.«
»Und wie sehen die aus?«
»Erinnerst du dich, wie der Mensch in der Dritten Erkenntnis als einmaliges Energiewesen gilt, weil er die Fähigkeit hat, seine Energie bewußt auf andere zu projizieren?«
»Ja.«
»Weißt du noch, wie das funktionierte?«
Ich erinnerte mich an die Anweisungen von John.
»Ja, indem man sich so lange auf die Schönheit eines Gegenstandes konzentriert, bis genügend Energie akkumuliert ist, um ein Gefühl der Liebe zu erzeugen.
Ab diesem Zeitpunkt sind wir in der Lage, auch Energie abzugeben.«
»Genau. Und das gleiche gilt für den Umgang mit Menschen. Wenn wir uns auf einen Menschen
konzentrieren und versuchen, seine Eigenarten und Besonderheiten zu erfassen, bis er klar hervortritt und an Präsenz gewinnt, können wir ihm ebenfalls Energie übermitteln und ihn aufmuntern.
Der erste Schritt besteht natürlich darin, die eigene Energie auf einem hohen Niveau zu halten, um überhaupt in der Lage zu sein, die durchfließende Energie an eine andere Person weitergeben zu können. Je mehr wir die innere Schönheit und Einzigartigkeit der anderen schätzen lernen, desto mehr Energie fließt zu uns zurück. Deshalb ist unsere Liebe zu anderen das Beste, was wir für uns selbst tun können.«
»Das habe ich schon einmal gehört«, sagte ich.
»Pater Sanchez hat es oft gesagt.«
Ich nahm Julia genauer in Augenschein. Es schien mir, als sei ich zum ersten Mal imstande, ihre wahre Persönlichkeit wahrzunehmen. Sie erwiderte meinen Blick und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. »Der Effekt, den die Energieprojektionen auf den einzelnen haben, ist immens«, sagte sie. »Du
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