Die Prophezeiungen von Celestine
»Er kam vor einem Jahr zum ersten Mal hierher und hat sich sofort von seiner Universität in Washington beurlauben lassen. Sein Name ist Professor Hains. Er hat einige hervorragende Studien geleitet.«
Als er uns erreicht hatte, stellte sie uns vor. Er war ein kräftig gebauter Mann mit schwarzem Haar, das an den Schläfen bereits graue Strähnen zeigte. Auf das Drängen Marjories hin faßte er die Ergebnisse seiner Forschungen für mich zusammen. Er erklärte, daß er vorwiegend an den menschlichen Körperfunktionen, vor allem denen der inneren Organe, interessiert sei, welche er mittels hochsensibler Blutuntersuchungen analysierte und dabei insbesondere den
Zusammenhang mit der Qualität der zugeführ ten Nahrung berücksichtigte.
Er erzählte mir, daß er besonders an den Ergebnis-sen einer Studie interessiert sei, welche beweise, daß die in Viciente gezüchteten Pflanzen nicht nur die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers drastisch erhöhten, sondern daß diese Zunahme bei weitem über den Grenzwerten dessen lag, was dem Verständnis menschlicher Physiologie nach von Nahrungsstoffen überhaupt an Resultaten erwartet werden durfte. Irgend etwas im Aufbau dieser Pflanzen verursachte eine Wirkung, für die es bisher keine Erklärung gebe.
Ich sah Marjorie an. »Dann ist die menschliche Zuwendung am Ende verantwortlich für eine starke Energiezufuhr bei demjenigen, der die Pflanze ver-zehrt? Handelt es sich hier um eine Art Rückzahlung von seiten der Natur? Ist dies die Energie, von der im Manuskript die Rede ist?«
Marjorie sah den Professor an. Er lächelte halb-herzig. »Das weiß ich leider noch nic ht«, sagte er.
Ich fragte ihn nach zukünftigen Studien, und er erklärte, daß er vorhabe, einen ähnlichen Garten im Bundesstaat Washington anzulegen und dort Lang-zeitstudien vorzunehmen, um festzustellen, ob die Versuchspersonen langfristig wirklich über mehr Energie oder eine bessere Gesundheit verfügten.
Während er sprach, bemerkte ich, daß ich in immer kürzer werdenden Abständen auf Marjorie blicken mußte. Mit einem Mal wirkte sie beinahe unvorstellbar schön. Unter Jeans und T-Shirt konnte man einen schlank gewachsenen, schönen Körper erahnen. Ihre Augen und Haare waren von tiefem Braun, und das Haar fiel ihr in spitz zulaufenden kleinen Locken ins Gesicht.
Ich spürte eine immense körperliche Anziehungs-kraft. Genau in dem Moment, als diese Anziehung mir bewußt wurde, wandte sie sich mir zu, sah mir direkt in die Augen und trat einen Schritt zurück.
»Ich habe noch eine Verabredung«, sagte sie.
»Vielleicht sehen wir uns später.« Sie sagte Hains auf Wiedersehen, lächelte mich verlegen an und ging am Treibhaus vorbei den Weg hinunter.
Nachdem ich mich einige Zeit mit dem Professor unterhalten hatte, wünschte ich ihm alles Gute und schlenderte zu Sarah zurück. Sie war immer noch mit einem der Forscher in ein scheinbar intensives Gespräch verwickelt, folgte mir aber mit ihren Blicken.
Als ich näher trat, lächelte der Mann, der neben ihr stand, ordnete seine Papiere auf der kleinen tragbaren Schreibunterlage und begab sich in das Innere des Treibhauses.
»Irgendwelche neuen Erkenntnisse?« fragte Sarah.
»Ja«, sagte ich geistesabwesend, »es scheint, als gehen die Leute hier einigen sehr interessanten Fragen nach.«
Ich starrte auf den Boden vor mir, als sie fragte:
»Wo ist Marjorie?«
Als ich aufsah, bemerkte ich ihren amüsierten Gesichtsausdruck.
»Sie hatte noch eine Verabredung.«
»Haben Sie sie vor den Kopf gestoßen?« fragte sie und lächelte.
Ich lachte. »Ich schätze schon. Allerdings habe ich kein Wort zu ihr gesagt.«
»Das brauchen Sie auch nicht«, sagte sie. »Marjorie hat eine Veränderung in Ihrem Energiefeld bemerkt.
Das war nicht weiter schwierig. Ich konnte es sogar von hier aus sehen.«
»Eine Veränderung in meinem was?«
»Dem Energiefeld, das Ihren Körper umgibt. Die meisten von uns haben gelernt, es zu sehen, zumin dest unter bestimmten Lichtverhältnissen. Sobald jemand sexuelle Gedanken entwickelt, wirbelt das Energiefeld der Person in Richtung des Objekts seiner Begierde.«
Ihre Behauptung kam mir vollkommen wahnsinnig vor, doch noch bevor ich etwas sagen konnte, wurden wir von mehreren Leuten unterbrochen, die aus dem Treibhaus ins Freie traten.
»Zeit für die Energieprojektionen«, sagte Sarah.
»Die sollten Sie sich nicht entgehen lassen.«
Wir folgten vier jungen Männern, bei denen es sich offenbar um Studenten
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