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Die Psychonauten

Die Psychonauten

Titel: Die Psychonauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Sie müssen reden, Claudia. Tun Sie es Fatima zu Gefallen.«
    Sie wollte nicht und schnitt statt dessen ein anderes Thema an. »Haben Sie überhaupt in London mit ihr gesprochen?«
    »Das ging nicht.«
    »Aber Sie sagten doch…«
    Ich hatte beschlossen, ihr reinen Wein einzuschenken. Das tat ich auch und mußte mit ansehen, wie sie leichenblaß wurde. Dann begann sie zu zittern. Ich befürchtete schon, daß sie schreien würde, als sie den Mund öffnete, doch sie flüsterte nur und nickte.
    »Dann ist Fatima von ihnen zurückgeholt worden. Von den Psychonauten, von denen mit dem dritten Auge. Sie brauchen sie unbedingt. Sie wollen das Wissen der Welt haben.«
    »Über Fatima?«
    »Ja, so ist es.«
    Ich holte tief Luft. »Okay, Claudia. Sie wissen einiges. Wo könnte Fatima stecken?«
    Wieder blickte sie über den See, als läge dort die Lösung des Rätsels verborgen. Wellen klatschten gegen das Ufer und bildeten eine nie abreißende Begleitmusik. »Ich kann es nicht genau sagen, aber es gibt einen Tempel, in dem sie ihre Rituale abhalten.«
    Wir schraken zusammen. »Wo?«
    »Um an das Wissen der Menschheit zu gelangen, das in der Geschichte Ägyptens verborgen liegt, müssen sie den Tempel benutzen. Erst dann werden sich die Geheimnisse öffnen.«
    »Der Tempel, Claudia. Wo finden wir ihn?« erinnerte ich sie. »In England, in Ägypten?«
    »Nein, nein…«
    »Wo denn?«
    Sie drehte sich. Der Rock schwang dabei hoch. »Nicht so weit weg, sondern hier.«
    Suko und ich standen da wie die Ölgötzen. Ich spürte den Kloß im Hals und schluckte ihn herunter, bevor ich es endlich schaffte, eine Frage zu stellen. »In der Schweiz?«
    »Ja, sie haben hier eine Filiale. Oder sogar ihr Hauptquartier. Ich kann es nicht so genau sagen.«
    »Kennen Sie den Ort?« Das Mädchen nickte.
    »Wo finden wir ihn?«
    »Fahren Sie auf den See. Sie müssen…« Plötzlich sagte sie nichts mehr, denn ein Schatten näherte sich. Er ging durch den Lichtschein einer Laterne und sah aus wie ein harmloser Spaziergänger. Seit der Szene im Hyde Park hatte ich allerdings etwas gegen diese harmlosen Spaziergänger und behielt den Mann im Auge.
    Auch Claudia schaute ihm entgegen. Er mußte etwas an sich haben, das sie ängstigte, denn sie schüttelte sich.
    »Kennen Sie ihn?« hauchte ich.
    »Nein, eigentlich nicht…«
    »Aber…«
    Sie trat einen Schritt zurück, so daß Suko und ich als Deckung vor ihr standen. »Ich weiß, es nicht genau. Es ist nur ein Gefühl, verstehen Sie? Nur ein Gefühl…«
    »Ja, das begreifen wir schon.«
    Wir sprachen nicht mehr, denn der Spaziergänger hatte sich uns bis auf einige Schritte genähert. Wegen der abendlichen Kühle trug er einen Mantel, sogar einen Hut, der sich dunkler von seinem Kopf abhob. Völlig harmloskam er näher, sah uns und blieb stehen. »Guten Abend.«
    Wir grüßten zurück. Nur Claudia sagte nichts. Für sie interessierte sich der Mann nicht. Er lächelte uns freundlich an. »Diese Herbstabende sind etwas Besonderes. Man sollte die Daten im Kalender anstreichen. Finden Sie nicht auch?«
    »Es ist tatsächlich herrlich«, sagte ich.
    Der Mann schaute über den See. »Wenn es das Wetter erlaubt, komme ich jeden Abend hierher. Dieses Panorama sowie die Stille beruhigen mich ungemein. Ich atme auf, erhole mich.«
    »Das kann ich nachvollziehen.«
    »Aber Sie sind fremd hier?«
    »Engländer.«
    »Interessant.«
    »Aber nicht so außergewöhnlich.« Mir gefiel nicht, daß ich so wenig vom Gesicht des Mannes sah. Die Krempe seines Hutes war einfach zu tief in die Stirn gezogen worden.
    »Lausanne ist eben international«, sagte er und tat so, als wollte er weitergehen. Er hob auch einen Arm, um gegen die Hutkrempe zu tippen. Ein Gruß, mehr nicht.
    Dabei sah ich seine Hand. Und ich sah den Ring an seinem mittleren Finger.
    Es war ein ungewöhnlich großer Ring. Man nannte ihn auch einen Siegelring.
    Aber nicht irgendeinen. Dieser zeigte als Motiv auf der ovalen Goldfläche ein bestimmtes Symbol.
    Pegasus, das geflügelte Pferd mit dem Horn an der Stirn. Und ich wußte, daß dieser Ring auch töten konnte…
    Die Tage, die Stunden, die Minuten — das alles verging. Nur die Dunkelheit blieb, und Fatima empfand sie schon als einen Psychoterror, der sie weichklopfen sollte. Vielleicht mußte sie sich jetzt schon an die Finsternis gewöhnen, denn sie war der Vorbote zur ewigen Dunkelheit.
    Man reichte ihr Brot und Wasser durch die Klappe der Tür. Nie sah sie ein Gesicht, nur immer die Hand und

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