Die Psychonauten
gleich.
Eine etwas graue Haut, der gleiche, fanatische Blick ihrer Augen und auch eine gewisse Alterslosigkeit. In den Gesichtern zeigten sich auch keine Gefühle, aber jeder der vier Männer machte einen entschlossenen Eindruck.
Zwei traten vor. Sie gingen mit gemessenen Schritten, als hätten sie alle Zeit der Welt gepachtet. Überhaupt nicht aufgeregt, sehr ruhig und sich ihrer Sache sicher.
Fatima holte tief Luft. Auf einmal fiel ihr das Sprechen schwer. »Was wollen Sie von mir?« keuchte das Mädchen. »Geht doch weg! Ich habe euch nichts getan. Los…«
Sie ließen sich nicht beirren.
Obwohl es nichts brachte, zog sich Fatima zurück. Sie ging an ihrer Liege vorbei und spürte sehr bald schon die Wand im Rücken. Jetzt mußte sie stehenbleiben.
Gesehen hatte sie die Männer noch nie. Zudem war es im Verlies ziemlich dunkel, das einfließende Licht reichte nicht weit. Mit jedem Schritt nahmen die Kuttenträger an Unheimlichkeit zu. Dicht vor ihr stoppten sie. »Komm, Prinzessin!« flüsterte der rechte Mann. »Es ist soweit…«
Fatima achtete nicht auf die letzten Worte. Wieder hatte man sie als Prinzessin bezeichnet. »Nein!« sagte sie. »Ihr müßt mich verwechseln. Ich… ich bin keine Prinzessin, hört ihr? Ihr sucht bestimmt eine andere. Ich habe nie mit einer Prinzessin zu tun gehabt.«
»Doch, du bist die richtige!«
»Aber wieso?«
»Durch dich werden wir das Wissen der Welt erlangen. Durch dich wird sich uns die Pyramide öffnen, denn du bist damals dabei gewesen. Du kennst den Weg.«
»Neiiinnn!« schrie sie. »Ich kenne nichts, gar nichts!«
»Wir werden dich in die magische Zone legen, und dein Geist wird sich öffnen. Du wirst deine Gedanken auf uns übertragen, denn wir sind bereit, den Weg zu gehen. Wir haben dich endlich gefunden, die Zeit ist reif geworden, überreif sogar.«
Fatima begriff überhaupt nichts. Der Mann vor ihr redete in Rätseln.
»Wer seid ihr?« flüsterte sie.
»Die Psychonauten…«
»Ich kenne euch nicht.«
»Nur wenige kennen uns, und das ist auch gut so. Wir haben uns aber entschlossen, das zu tun, wofür wir lange gelebt haben. Wir werden endlich die Rätsel der Welt lösen können, und du, Fatima, bist das Bindeglied. Lange haben wir nach dir gesucht. Wir wußten, daß es dich gibt, aber wir hatten sehr große Mühe, dich zu finden. Jetzt haben wir dich gefunden, und nun ist auch für uns ein neues Zeitalter angebrochen, das kann ich dir versprechen, Prinzessin.«
»Hör auf, mich so anzusprechen!« fauchte sie. »Ich bin keine Prinzessin und auch nie eine gewesen.«
Die Männer ließen sich nicht beirren. Sie nickten sich zu, dann handelten sie.
Bevor sich Fatima wehren konnte, wurde sie gepackt. Nach der Erstarrung verwandelte sich das Mädchen in eine Wildkatze, aber auch diese ließen sich zähmen, wie die beiden Männer sehr bald bewiesen. Sie verdrehten Fatima die Arme, so daß ihr Widerstand erstickt wurde und sie den Körper nach vorn beugen mußte.
»Willst du nun mit uns gehen?«
»Ja!«
»Willst du gehorchen?«
Fatima dachte an die Schmerzen in ihren Gelenken und keuchte abermals die Zustimmung. »Dann geh vor!«
Es war für sie demütigend, wie die beiden Männer sie in Richtung Tür schoben, wo schon die anderen zwei warteten. Stumm gaben sie den Weg frei. Erst im Gang lockerten sich die harten Griffe. Fatima richtete sich auf. Die beiden Bewacherstanden dicht neben der Tür. Sie rochen nach einem Öl, mit dem sie sich die Haut eingerieben hatten.
Thymian und Salbei, vermischt mit einer scharfen Essenz. Aus der Tiefe des Ganges erschien noch jemand. Er war gekleidet wie ihre vier Bewacher, nur trug er etwas über dem Arm, das wie eine lange Gardine aussah.
Vordem Mädchen blieb erstehen.
»Zieh das über!«
»Was ist das?«
»Das Gewand der Reinheit, Prinzessin!«
Fatima wollte widersprechen, sah ein, daß es keinen Sinn hatte. Wenn die anderen sie als Prinzessin ansahen, sollten sie es ruhig. Sie streifte die Kutte über den Kopf. Bis zu den Füßen reichte der weiße Stoff, der zudem noch einen gewissen Glanz besaß, als wäre er mit silberfarbenen Pinselstrichen berührt worden.
»Geh jetzt vor, Prinzessin!« wurde ihr gesagt.
Sie lachte kurz auf. »Und wohin?«
»Vielleicht in die Ewigkeit oder den Mahlstrom der Zeiten, Prinzessin…«
***
Suko begriff nicht, weshalb ich wie erstarrt auf dem Fleck stand, denn er sah den Ring nicht.
Ich aber kannte ihn, und ich wußte auch, daß er zu einem tödlichen Mordinstrument
Weitere Kostenlose Bücher