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Die Psychonauten

Die Psychonauten

Titel: Die Psychonauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werden konnte. Das hatte ich auf der Insel Samos erlebt, kurz bevor das geflügelte Pferd Pegasus erschien. Ein Mönch namens Kostos hatte mir den Dorn, der auf dem Ring als Horn des Pegasus zu sehen war, in den Körper stoßen wollen. Als ich ihn jetzt wieder sah, rieselte es mir kalt den Rücken hinab. Die Warnung vor einer Gefahr.
    Der Mann aber wollte mich wohl nicht verstehen. Irgendwo in seinem schattenhaften Gesicht verzog sich etwas. Wahrscheinlich sollte es ein Lächeln sein. »Monsieur, was ist los? Sie schauen mich an, als hätte ich etwas an mir.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Was dann?«
    »Der Ring, Monsieur, es ist der Ring!«
    Funkelten unter der Krempe seine Augen? Ich wußte es nicht. Jedenfalls hatte auch Suko bemerkt, daß etwas nicht stimmte, denn er kam langsam auf mich zu, mischte sich aber nicht ein.
    Der Fremde hob die Schultern. »Sie sind nicht der einzige Mensch, der ihn bewundert hat.«
    »Ich glaube, ihn zu kennen…«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Wäre es vermessen, wenn ich Sie bitten würde, ihn einmal abzustreifen, damit ich ihn in der Hand halten und auch aus der Nähe betrachten kann?«
    Ich sah ihn schmunzeln und hörte auch sein leises Lachen. »Nein, Monsieur, das können Sie nicht verlangen. Ich kenne Sie nicht. Sie sind für mich ein Fremder. Unmöglich, ich kann den Ring nicht abziehen.«
    »Dann entschuldigen Sie bitte.«
    »Sie können ihn jedoch aus der Nähe betrachten«, schlug er vor.
    »Wollen Sie?«
    »Gern!«
    Leider blieb sein Gesicht noch im Schatten der Hutkrempe, aber ich rechnete mit einem Trick. Wenn der Ring die gleiche Funktion besaß wie der, den ich kannte, dann mußte ich auf der Hut sein. Um ihn besser betrachten zu können, ballte der Mann seine Hand zur Faust. Er hielt sie halb hoch, ich mußte mich trotzdem bücken, um ihn besser ansehen zu können.
    Ja, es war der gleiche Ring. Dieses mattgoldene Leuchten auf der leicht ovalen Oberfläche, darin eingraviert das weiße Pferd mit den beiden Flügeln und dem Horn an der Stirn. Der Pegasus… Der Daumen des Mannes lag unter den gekrümmten Fingern versteckt. Mir fiel auch auf, daß er den Ring an der rechten Hand trug. Ob es dafür einen besonderen Grund gab, wußte ich nicht, aber ich hatte mich nicht getäuscht, er war ein Feind.
    Plötzlich rammte er die Faust hoch. Gleichzeitig betätigte er einen Kontakt. Aus der Stirn des geflügelten Pferdes stach der Dorn in der Länge eines normalen Fingernagels hervor.
    Ich wußte, daß er vergiftet war und zuckte gedankenschnell zurück, so daß mich der Dorn verfehlte.
    Diesmal würde ich ihn packen, aber es kam wieder anders. Was ich hörte, nahm ich nicht einmal bewußt wahr. Hinter mir klangen Schritte auf, dann vernahm ich einen Schrei, sah Suko, wie er herumwirbelte, ein
    »Mein Gott« ausstieß und sich fortschnellte.
    Auf mich aber kam ein zweiter Hieb zu, der direkt auf meine Stirn gezielt war…
    ***
    Claudia Demmi wußte genau, daß die Gefahr für sie und die beiden Männer nicht vorüber war. Dieser Spaziergänger, der auf sie wie eine Gestalt aus einem Horrorfilm wirkte, kam näher, unterhielt sich mit Sinclair, der sich für dessen ungewöhnlichen Ring interessierte. Auch der Chinese näherte sich den beiden, nur Claudia blieb zurück. Sie befanden sich auf der Uferstraße. Hinter dem Mädchen wuchs eine Böschung hoch. An ihrem Ende lief die Uferstraße entlang, und dort huschten auch die Lichtschleier der Scheinwerferpaare über den grauen Asphalt. Bis über den Hang hinweg reichte ihr Licht nicht. Die Böschung lag im Dunkeln, zudem war sie an einigen Stellen mit sehr dichtem Strauchwerk bewachsen.
    Auch ein Versteck…
    Sinclair und der Ringträger sprachen miteinander. Claudia beobachtete sie. Das Mädchen stand da, als würde es frieren. Die Schultern hochgezogen, die Lippen bewegten sich zitternd, und manchmal schlugen auch die Zähne aufeinander.
    Trotz der Unterhaltung hörte sie das Geräusch. Es war hinter ihr aufgeklungen. Ein Rascheln, als wäre jemand dabei, sich durch das Gebüsch zu wühlen.
    Sie drehte sich um.
    Im gleichen Moment hatte der oder das Unbekannte sein Ziel erreicht. Die letzten Zweige teilten sich vor Claudia — und heraus sprang ein Monstrum, das einen fürchterlichen Leichengeruch verströmte. Eine Mischung aus Mensch und Hund!
    Claudia Demmi schrie, wie eine Sirene heult, und das hörte auch Suko. Auf der Stelle wirbelte er herum, gewarnt und aufgeschreckt durch den Schrei. Er wollte seinen Augen kaum trauen,

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