Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
»Das ist kein Rekord«, sagt er. »Es ist ein Problem. Wenn man etwas nicht zu Ende bringt, passiert genau das. Man kommt nie zur Ruhe. Niemals.«
    Er sagt es so entschieden, dass sie weiß, wovon er redet. Sein Bruder – in all den Jahren – nie gefunden. Ihre Eltern, die nach dem Unfall nicht mehr aufgetaucht sind. Verschwunden für immer. Jacqui Kitson – die sich immer noch fragt, wo Misty ist. Er will sie züchtigen. Sie daran erinnern, warum sie hier sind. Sie wartet, während er den Kaffee macht, und sagt nichts, weil ihr nichts Vernünftiges einfällt, das sie sagen könnte. Als er ihr die Tasse reicht, lächelt sie kurz und nippt höflich. »Gut«, sagt sie. »Sehr gut.«
    »Danke.«
    »Ehrlich gesagt, er ist wunderbar – aber er wird mich nicht umstimmen. Ich kann es immer noch nicht tun.«
    »Sie können nicht, oder Sie wollen nicht?«
    »Beides. Bitte – ich fange gerade an, wieder mit dem Leben zurechtzukommen, und ich kann nicht wieder umkehren. Und die anderen Gründe habe ich Ihnen genannt.«
    »Ja – und sie sind alle überwindbar. Setzen Sie sich. Ich bin an der Reihe.«
    Resigniert gehorcht sie und setzt sich an den Küchentisch, dessen Platte all die Narben und Kerben des Lebens trägt. Er stellt Zucker und die Tüte Milch hin. Automatisch studiert sie den Karton, nimmt die Details in sich auf, die Marke, die er ausgewählt hat. Sie hat auch den Vorrat an E-Zigaretten-Nachfüllpatronen auf der Anrichte und den Stapel mit ungeöffneter Post auf dem Fensterbrett gesehen. Ein Teil ihrer selbst bereitet sich auf das vor, was er ihr gleich sagen wird – und der andere Teil, der Caffery immer schon rasend sexy gefunden hat, ist drüben beim Fenster, schnüffelt in dem Poststapel herum und öffnet jeden Umschlag, der ihr weitere Hinweise über ihn geben könnte.
    »Wissen Sie, was ich den ganzen Tag über getan habe?« Er rührt Zucker in seinen Kaffee. »Ich habe mit Leuten über einen Fall in der Hochsicherheitsklinik Beechway gesprochen. Klingelt’s da bei Ihnen?«
    Beechway. Sie kennt das Haus – sie hat da oben mal einen Einsatz gehabt, aber sie weiß nicht, wovon er redet.
    »Pauline Scott?«, souffliert er.
    Pauline war, wenn sie sich recht erinnert, eine vermisste Person, die ihr Team nicht hat finden können. Zu ihrer ewigen Beschämung ist die Leiche ein paar Monate später aufgetaucht, drei Meter außerhalb des Suchperimeters.
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie haben sie aus einem bestimmten Grund nicht gefunden: Sie lag ein paar Meter weit außerhalb Ihrer Parameter. Der Parameter, die ein alter Spacko mit zugekämmter Glatze Ihnen gegeben hatte. Also, möglich ist alles. Und machbar.«
    Flea lächelt. »Meine Güte. Ich wünschte, Sie hätten meinen Dad kennengelernt. Der hätte zu gern mit Ihnen debattiert. Er hätte Sie in Stücke gerissen.«
    »Nein – ich hätte ihn gewinnen lassen.«
    »Er hätte gewonnen, ob Sie ihn lassen oder nicht.«
    Caffery senkt höflich den Kopf, als müsse er diese Möglichkeit einräumen. »Aber lassen Sie mich erklären, was ich meine, okay? Erstens, Ihr Auto ist keine Zeitbombe.«
    »Ist es doch. Ich hab’s auf den Schrott gebracht, aber die wollten es nicht in die Presse geben, weil noch zu viele schöne Sachen dran waren. Und ich konnte nicht gut drauf bestehen. Der Wagen ist noch da. Wird Stück für Stück in Einzelteile zerlegt.«
    »Wirklich? Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    Sie zuckt die Achseln. Die Wahrheit ist, sie weiß es nicht mehr. Sie weiß nur, es war vor der Explosion, denn danach hat sie nur wenig getan. Und davor liegt alles im Nebel.
    »Ich sag’s Ihnen«, fährt Caffery fort. »Das ist fast ein Jahr her. Seit dem letzten November ist der Wagen ein Würfel. Ich habe selbst zugesehen, wie er in die Schrottpresse gewandert ist. Niemand wird ihn je finden, und wenn doch, wird die Spurensicherung sich kaputtlachen.«
    Ironisch zieht er eine Braue hoch, als er ihr Gesicht sieht.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht. Stellen Sie jetzt keine Fragen. Streichen Sie nur den Wagen von Ihrer Liste der Gründe, warum nicht. Und den Alkoholtest können Sie auch streichen – wenn niemand weiß, dass der Wagen an dem Unfall beteiligt war, wird er auch nicht zur Sprache kommen.«
    »Ich habe noch einen Grund, warum nicht. Die Kopfverletzungen. Sie ist über den Wagen geflogen, und die eine Seite des Kopfes war völlig zerschmettert.«
    »Wir lassen den Kopf verschwinden.«
    » Was? «
    »Okay«, sagt er, »schön.« Er schweigt eine

Weitere Kostenlose Bücher