Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder

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Beerdigung, die sie verdient, und alles wird wieder normal. Normal .« Sie betont das Wort. »Und jetzt kommst du schon wieder damit an? AJ, im Ernst, bei dem Bild kommen mir höchstens die Worte ›Wespen‹ und ›Nest‹ in den Sinn. Und das Wort ›stechen‹. Nicht im sexuellen Sinn.«
    »Hör mir zu, bitte …«
    Sie stöhnt langgezogen. Aber sie steht nicht auf. Sie stützt den Kopf auf beide Hände und verdreht die Augen. »Okay, schieß los. Ich bin ganz Ohr. Aber die Augen? Das ist eine andere Sache – die hab ich nicht unter Kontrolle. Wenn du glaubst, ich döse – liegt an den Augen.«
    Er setzt sich ihr gegenüber.
    »Sieh dir das an.« Er legt einen Finger auf die Gestalt. »Erinnert dich das nicht an etwas? An jemanden?«
    Melanie schweigt einen Moment lang und starrt das Bild an. Sie schiebt es nicht beiseite, sondern studiert es tatsächlich und denkt darüber nach. »Ja«, gesteht sie und nimmt die Brille ab. »Okay, ja, es erinnert mich an jemanden. Es sieht aus wie Isaac Handel. Es ist der Pullover – sein Lieblingspullover. Und das Haar – und seine Spielsachen natürlich.«
    »Isaac.« AJ atmet lange und beherrscht ein und aus. »Genau. Isaac.«
    »Er ist weg. Er wurde gestern entlassen.«
    AJ nickt. Er erwähnt die vergangene Nacht und den Garten nicht, aber er denkt daran. Tut sie es auch? »Melanie, im Rückblick … erinnerst du dich, ob er manchmal mit Zelda gesprochen hat?«
    »Vielleicht.«
    »Warum sollte sie ihn so malen?«
    »Ich weiß es nicht, AJ. Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Isaac war als Patient hier, als Pauline gestorben ist. Wissen wir, ob sie Zeit miteinander verbracht haben?«
    »An solche Sachen kann ich mich nicht erinnern. Das ist Jahre her. Und liegt so etwas nicht auch außerhalb unseres Aufgabenbereichs?«
    »Aber überleg doch mal … das kann doch kein Zufall mehr sein. Die Stromausfälle, die Schrift. Und Isaac trägt …« Er deutet auf das Bild und sucht nach Worten. »Das ist doch sein Gesicht auf dem Bild. Können wir einen von diesen Polizisten anrufen, die wir auf dem Strafrechtsforum kennengelernt haben? Die kennen sich doch mit solchen Sachen aus. Wir brauchen es ja nicht unbedingt an die große Glocke zu hängen. Wir bitten einfach um ein informelles Treffen und …«
    »AJ, bitte .« Melanie legt eine Hand auf seine. » Bitte , ich weiß, ich bin nicht vollkommen, aber … lass mich in diesem Fall mal schlampig sein, ja? Lass mich die Sache einfach liegen lassen, hm? Damit die Klinik sich weiter in die richtige Richtung bewegt. Ohne Skandal, ohne Polizei, die herumschnüffelt. Das Kuratorium hasst so etwas.« Sie beißt sich auf die Unterlippe und legt den Kopf zur Seite. »Bitte, AJ. Es bedeutet mir sehr viel.«
    Er schweigt und betrachtet ihre Finger auf seiner Hand. Sie liebt diese Klinik sehr. Wenn er wirklich in eine Beziehung eintreten will, sind dies die Dinge, über die er den Mund wird halten müssen.
    »Da ist noch etwas«, sagt sie, während seine inneren Kämpfe noch nicht beendet sind. »Ich wollte fragen – falls das nicht ungehörig ist –, ob du für heute Abend schon was vorhast.«
    Er hebt den Kopf. Sie lächelt ihn an, und ihre Augen sind klar und blau wie der Sommerhimmel. Sie zieht die Brauen hoch. »Na?«
    Es ist, als habe sie auf einen Knopf gedrückt und einen Schwall von Endorphinen in seine Adern strömen lassen. Er seufzt und schüttelt den Kopf. »Ja, ja, ja … okay. Aber vorher muss ich nach Stewart sehen. Ich muss mit ihm rausgehen. Wenn ich ihn zu lange mit Patience allein lasse, verwandelt er sich in einen Fettkloß.«
    »Schade, dass du ihn nicht mit zu mir bringen kannst. Ist ein Hundeelend, aber der Mietvertrag lässt keine Ausnahmen zu.« Sie macht eine Pause. » Hunde elend.«
    AJ lacht. Sie ist in allem das Gegenteil dessen, was er erwartet hat: Sie ist komisch und süß und albern, und er ist dabei, sich in sie zu verlieben. Nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden, womit er niemals gerechnet hat. »Wie wär’s danach? Wenn ich mit ihm draußen war? Sagen wir, um acht bei dir?«
    »Anscheinend haben wir ein Date.«
    Auf Wolke sieben schwebend, verlässt er ihr Büro. Ein Stockwerk tiefer läuft ihm Big Lurch auf dem Flur über den Weg. AJ zögert – er fragt sich, ob er sich auf den Treppenabsatz zurückziehen und warten soll, um nicht gesehen zu werden, aber es ist schon zu spät. Big Lurch schaut herauf und sieht ihn. Vielleicht spricht AJs Gesicht Bände, vielleicht verkündet es der ganzen Welt, dass