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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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ob Caffery ihm die Einzelheiten des Falles schildern würde, wenn er ihn darum bäte. Aber nein – er hat beschlossen, dass er es nicht wissen will. Es war etwas Außergewöhnliches, etwas besonders Scheußliches, und er ist froh, dass er nur skizzenhaft Bescheid weiß, statt lauter Nahaufnahmen zu sehen. »Zwischen den Zeilen begreift man schon, dass er nicht wegen Falschparkens eingesperrt wurde.«
    »Falschparken war es nicht, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Er war vierzehn, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Und hat seine Eltern umgebracht. Schizophrene können ohne Not … gewalttätig werden. Aus dem Nichts heraus?«
    Caffery nickt, als stimme er zu. »Ich kenne nicht die ganze Geschichte – ich müsste mir den Fall aufrufen. Aber ich erinnere mich, es gab Probleme mit den Obduktionen. Es hat lange gedauert, bis der Pathologe Zugang zu den Leichen bekam. Irgendetwas war da merkwürdig.« Er schiebt Papiere auf dem Schreibtisch umher, als sei ihm unbehaglich. Dann räuspert er sich, nimmt den Stift wieder in die Hand und fängt an zu schreiben. »Sie bringen ihn also mit einem Todesfall in Zusammenhang, mit einem potentiellen Selbstmord? Und mit zwei … nein, drei Vorfällen, die als Selbstverletzungen eingestuft wurden?«
    »Ja.« AJ sieht zu, wie er schreibt. »Kann ich wiederholen, dass ich diese Sache vertraulich behandelt haben möchte?«
    »Vertraulich gegenüber wem?«
    »Gegenüber den Mitgliedern des Kuratoriums.«
    Caffery blickt auf. »Das würde das, was ich tun kann, begrenzen. Wenn Sie wollen, dass ich mich darum kümmere, muss ich mit den Leuten in der Klinik sprechen.«
    »Ist das wirklich notwendig? Können Sie nicht … ich weiß nicht … Isaac Handel suchen? Feststellen, was er da draußen treibt? Mit ihm sprechen? Ich meine … ich darf nicht hier sein. Im Ernst … wenn das herauskommt, könnte ich meinen Job verlieren. Und wenn Sie in die Klinik kommen, muss ich …« Er wedelt unbestimmt in Richtung Tür. »Dann muss ich so tun, als wäre ich nicht hier gewesen. Es darf einfach niemand wissen, dass ich mit Ihnen gesprochen habe.«
    Caffery zuckt kurz und unverbindlich die Achseln und legt den Stift hin. Spreizt die Hände, als wollte er sagen: Schön. Von mir aus brauchen wir die Angelegenheit nicht weiterzuverfolgen .
    »Bitte – es tut mir leid«, sagt AJ. »Es ist eben heikel, das ist alles.«
    »Könnten Sie mir vielleicht konkreter sagen, vor wem wir es geheim halten sollen?«
    »Vor ein paar Leuten im Kuratorium. Sie wollen die Klinik schützen, und sie wären nicht glücklich, wenn sie wüssten, dass ich hier war. Die Klinikdirektorin vor allem. Melanie Arrow.«
    »Ich glaube, die habe ich kennengelernt. Auf der Tagung? Eine Blonde?«
    AJ ist überrascht, das Wort »Blonde« aus Cafferys Mund zu hören. Er weiß, dass die beiden miteinander gesprochen haben, aber wie lange? Caffery erinnert sich, dass sie blond ist. Und woran noch? Hat er mit Melanie geflirtet? Und schlimmer noch – hat sie zurückgeflirtet?
    »Ja. Eine Blonde. Und sie wäre entschieden nicht erfreut, wenn sie erfährt, dass ich hier Randale mache. Nicht, weil sie schlecht ist oder unrecht hat. Aber weil sie ebenfalls ihren Job behalten möchte.«
    »Wir alle möchten unseren Job behalten. In einer idealen Welt.«
    »Nehmen Sie mich ernst?«, fragt AJ. »Ja?«
    Nach langem Schweigen schiebt Caffery seinen Stuhl zurück. »Überlassen Sie die Sache mir, Mr LeGrande. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Das Avonmere Hotel
    Caffery war nicht erpicht auf den neuen Fall, von dem der Superintendent gesprochen hat, aber jetzt wird er unsicher. Vielleicht hat das auch einen Vorteil. Nur nichts überstürzen! Vielleicht wäre es gut, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, während Flea Zeit braucht, den Schock zu verarbeiten, dass er ihr Geheimnis kennt. Und vielleicht hat er bis dahin einen Plan B für den Fall, dass sie ihm nicht helfen will.
    Er meldet sich beim Superintendent und lässt den unvermeidlichen Vortrag über sich ergehen: Wie lange werden die Teams noch draußen sein und nach Misty Kitson suchen? Wie kann er den Kostenaufwand rechtfertigen? Die Presse dürfte doch inzwischen zufrieden gestellt sein? Dann teilt er seinem Boss mit, er habe vor, sich diese Beechway-Sache etwas näher anzusehen. Nur ein wenig zu schnuppern.
    Der Superintendent ist nicht so leicht zu überzeugen. »Okay«, sagt er. »Aber spätestens morgen will ich wissen, wie wir die Geschichte einstufen. Und wenn es ein Fall für uns

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