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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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du.«
    »Okaaaaaay.« Melanie lässt die Hand, die sie Patience gereicht hat, sinken und wischt sie verstohlen am Rock ab. »Schon gut – ich verstehe.« Sie lächelt unsicher und sieht sich im Zimmer um. Überall herrscht Chaos: Patiences Marmeladengläser stehen auf allen ebenen Flächen, und auf der Fensterbank befinden sich Wildblumen in Milchflaschen, in denen das Wasser braun wird. Melanie wirft einen Blick zur Küche und schaut dann wieder in den Flur, wo Stewart sitzt und sie übellaunig beobachtet.
    AJ rutscht das Herz in die Hose. Es läuft nicht gut. Kein bisschen.
    »Melanie, hör zu, du kannst wirklich gerne hier wohnen. Wir sind ein bisschen anders, das weiß ich schon. Patience ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig …«
    »Das habe ich gehört«, ruft Patience aus der Küche. »Ich werde mich an sie gewöhnen müssen – das solltest du ihr sagen.«
    AJ schüttelt den Kopf und lächelt leise.
    »Wie gesagt, du wirst dich an meine reizende Tant e gewöhnen müssen, aber wir möchten, dass du dich wohlfühlst. Wenn du ungestört sein willst, kannst du Mums altes Zimmer bekommen.« Er zeigt mit dem Finger zur Decke. »Hier drüber gibt es ein Schlafzimmer und ein Bad – ganz für sich. Und sauber, das verspreche ich dir. Ganz egal, wie es hier unten aussieht – da oben ist es sauber. Ich habe selbst geputzt.«
    »Das habe ich auch gehört. Willst du jetzt dein Frühstück oder nicht?«
    » Frühstück ? «, flüstert Melanie. » Frühstück? «
    »Das ist eine Familientradition. Frühstück, wenn ich von der Arbeit komme. Keine Panik.« Er zeigt hinüber zu der Treppe, die in seinen Teil des Hauses hinaufführt. »Ich habe das Gleiche da oben, aber spiegelbildlich. Nur eine Wand zwischen uns.«
    Melanie hebt den Kopf und schaut zur Decke, zu den Eichenbalken. »Hat die Wand eine Tür?«
    »Nein.«
    »Wenn ich also von dort zu dir will, muss ich … was? Hier herunterkommen und da wieder hinaufgehen?«
    »Ja. Oder du könntest das volle Risiko eingehen und bei mir wohnen.«
    Der, den sie alle meiden
    Der Kaffee ist mit einem kleinen Päckchen aufgebrüht, das wie ein Teebeutel aussieht, und ein bisschen Kaffeemehl schwimmt darin herum. Aber er ist schwarz und stark und genau das, was Caffery um diese Tageszeit braucht. Er löffelt Zucker hinein und isst vier Kekse im viel zu grellen Licht der Leuchtstoffröhren im Personalraum von Wickes. Er hat sich in letzter Zeit zum Essen ermahnen müssen. Wenn er es vergisst, wird es vorkommen, dass er sein Spiegelbild zufällig in einem Schaufenster erblickt und das Gesicht eines Fremden sieht, das sein innerer Klassifizierungsautomat sofort einordnet: Forty-something. Stressreicher Job. Nicht verheiratet .
    Bolt, der offensichtlich verheiratet ist und unbedingt nach Hause möchte, hat die Kassenbelege überprüft, aber nichts mit dem Namen Handel gefunden. Jetzt verbindet er einen Laptop mit der externen Festplatte der Überwachungskameras. Caffery hängt sein Jackett über die Stuhllehne, stellt seine Kaffeetasse hin und angelt sein Handy aus der Tasche. Er vergrößert das Foto von Handel, das er sich von AJ hat senden lassen, und lehnt das Telefon an den Computer.
    Auf der Festplatte sind fünfzehnhundert Stunden Videomaterial gespeichert, aber er kann die Zeit eingrenzen. Handel wurde erst vor vierundfünfzig Stunden entlassen. Seine Einkäufe muss er danach und vor dem gestrigen Abend getätigt haben, als er im Hostel zuletzt gesehen worden ist. Schon diese Information räumt einen großen Brocken Daten beiseite. Die Quittung für das iPod-Dock ist am Dienstag um siebzehn Uhr gedruckt worden. Zwar ist es nur eine Vermutung, aber Caffery würde jede Wette eingehen, dass Handel nicht zweimal den weiten Weg vom Hostel hierher gemacht hat. Entweder hat er das Dock gekauft, und dann ist ihm etwas eingefallen, und er ist noch einmal in das Geschäft zurückgegangen, oder es war umgekehrt. Wahrscheinlich umgekehrt – denn sieben Plastiktüten mit Werkzeug und anderen Materialien kann man eigentlich nicht »vergessen«.
    Im Schnelldurchlauf sieht er sich die Dienstag-Abend-Aufnahmen der Kassenkamera an, und richtig, da steht Handel in der Schlange und wartet. Caffery vergleicht ihn mit dem Foto auf seinem Telefon. Eine fleckige Jogginghose und dieser orange-braun gestreifte Pullover, von dem AJ gesprochen hat. Auch der Haarschnitt ist entschieden ungewöhnlich – ein bisschen wie bei einem Mönch. Er starrt andere Kunden durchdringend an und bereitet allen

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