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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Fastenpredigten gehört, in San Lorenzo. Die halbe Gemeinde ist dabei eingeschlafen.«
    Pico errötete. »Das war vor seiner Erleuchtung. Auch Moses war kein Redner, bevor Gott ihn berührte.«
    »Ich werde es mir überlegen«, schnitt Lorenzo de'Medici ihren Disput ab. »Kehren wir noch einmal auf das viel weniger erhebende, aber leider unumgängliche Thema meiner geplanten Ermordung zurück. Hat einer von euch vielleicht irgendwelche Vorschläge?«
    Die Goldschmiede hatten wie alle Florentiner Zünfte ihre eigene Straße. Ihr Sitz lag passenderweise in der Nähe der Geldwechsler, wenn auch nicht direkt am Mercato Nuovo, sondern in einer nahegelegenen Straße, der Canto di Vacchereccia.
    Richard stand in einem der vielen Läden und prüfte die Geschmeide, die man ihm vorlegte. Daß Anton Eberding ihm den Juwelenhandel übertragen hatte, war eine rein geschäftliche Entscheidung gewesen, doch sie bereitete Richard Freude. Fast zärtlich strich er über die feingearbeiteten goldenen Blätter, die Perlen und Smaragde von makelloser Reinheit. Er konnte es sich leisten, sein Entzücken über die Schönheit dieser Dinge unverhüllt zu zeigen. Der Capo Maestro war voll und ganz damit beschäftigt, einen der Lehrlinge niederzumachen, da Richard mit Hilfe der mitgebrachten Waage entdeckt hatte, daß der Goldgehalt einiger Stücke nicht dem in Florenz streng vorgeschriebenen Maß entsprach.
    »Du Hund! Wenn ich deinetwegen vor dem Gildengericht lande, kostet mich dieses Vergehen bei der Zunft zwanzig Soldi, und von was soll ich dann leben? Das ist fast mein gesamtes Einkommen als Capo Maestro!«
    Er ballte die Faust und hielt sie dem unglücklichen Schüler unter die Nase. »Von was soll ich leben, eh? Von zwei Pfund Pfeffer und zwei Unzen Safran? Oder vielleicht von den sechs Weinflaschen und zwei neuen Hosen, die es außerdem noch gibt? Genügt das für einen Roberto Bottazi?«
    »Nein, Maestro«, murmelte sein Lehrling gehorsam.
    »Ah, und die Schande – ich kann meine Wiederwahl im Winter vergessen! O dio !«
    Er hätte zweifellos noch weiter ausgeholt, doch Richard unterbrach ihn. »Falls Ihr vielleicht ein wenig Zeit erübrigen könnt«, sagte er beiläufig, »diese Stücke hier würde ich gerne für das Fondaco kaufen. Die Sache mit dem Goldgehalt bei dem Ohrgehänge bleibt natürlich unter uns … Wie könnte ich einen Freund wie Euch bei seiner Zunft anzeigen, einen Freund, der mir gewiß für all das einen Vorzugspreis einräumen wird?«
    Der Capo Maestro stürzte sich in weitere Trauerelogen, doch am Ende ging Richard aus dem stundenlangen Feilschen mit einem nicht unbeträchtlichen Gewinn. Er verließ die Canto di Vacchereccia so würdevoll wie möglich, doch als er die Glocken des Campanile schlagen hörte, begann er zu laufen. Er war mit Fra Mario am Mercato Nuovo verabredet.
    Der Mönch wartete an einem der zahlreichen Geldwechslerstände auf ihn. Seine sonst unerschütterliche Ausgeglichenheit hatte ihn wohl doch teilweise verlassen, denn nach der Begrüßung sagte er sofort: »Gehen wir, Riccardo, aber langsam, als würden wir uns die Angebote ringsum ansehen.«
    In gesenktem Tonfall fragte Richard: »Und? Wie ist es gelaufen?«
    »Ein paar vertrauenswürdige Männer sind auf der Suche nach Vittorio de'Pazzi, und Lorenzo zieht sich nach Poggio a Caiano zurück. In der Villa oder auf dem Weg dorthin wäre ein, sagen wir, tödlicher Unfall viel leichter zu bewerkstelligen als in Florenz, und er hofft, daß Pazzis Leute die Gelegenheit ergreifen.«
    Nach kurzem Schweigen fügte Mario hinzu: »Und Eure Belial-Anhänger sind sicher. Was habt Ihr eigentlich mit ihnen vor, wenn das alles vorbei ist?«
    Richard wich geschickt einer Fuhre aus und erwiderte: »Ich werde noch einmal hingehen, diesmal besser vorbereitet, und den Leuten beweisen, daß hier jemand mit ihrem Glauben und ihrem Geld Schindluder treibt. Und den, hm, Anführern damit drohen, sie Eurer Signoria auszuliefern, wenn sie dergleichen noch einmal tun sollten. Ich weiß, eigentlich gehörten sie ins Gefängnis, immerhin haben sie sich zu einem Mord bereit erklärt, und ich möchte wetten, es war nicht das erste Mal. Doch wie ich schon das letzte Mal …«
    Verblüfft stellte er fest, daß der Augustiner in sich hineinlachte und den Kopf schüttelte. »Was ist daran so lustig?«
    »Verzeiht, Riccardo, aber Ihr seid rührend naiv für jemanden, der sich mit derart finsteren Angelegenheiten befaßt. Selbst wenn Ihr die nächste schwarze Messe

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