Die Puppenspieler
Vieh verhext wurde, daß den Männern ihre Manneskraft genommen oder sie im Gegenteil übermäßig erweckt wurde?«
Zwischen Zobeidas Augenbrauen stand eine steile Falte. Sie war argwöhnisch geworden, spürte Gefahr, doch worauf der Inquisitor hinauswollte, war noch nicht eindeutig.
»In meiner Jugend«, erwiderte sie vorsichtig, »lehrte mich mein Vater, daß all diese Dinge natürliche Ursachen haben, doch seit ich den wahren Glauben angenommen habe, hörte ich von einigen solchen Zaubereien.« Sie konnte nicht widerstehen, hinzuzufügen: »Aber noch nie hörte ich in solcher Ausführlichkeit davon wie bei Eurer Predigt im Kloster St. Georg, Pater.«
Heinrich Institoris erstarrte ein wenig. Er hatte die Doppeldeutigkeit verstanden, die in der Stimme mit dem leichten Akzent mitschwang, doch dies war nichts, was man näher ausforschen konnte. Dem Weib würde ihr Spott ohnehin bald vergehen.
»Glaubt Ihr, daß es Hexen gibt?« fragte er ein wenig unfreundlicher.
Zobeida faltete die Hände und sagte fromm: »Zu entscheiden, ob es Hexen gibt oder ob es keine gibt, überlasse ich Höheren.«
»Was meint Ihr damit?«
»Oh, Pater, eine einfache Frau wie ich, ohne den klaren Verstand eines Mannes, kann eine so schwierige Frage nicht entscheiden.«
»Wenn es keine Hexen gäbe«, forschte Bruder Heinrich, »dann hieße das doch, daß Menschen unschuldig verbrannt werden?« Er fragte das bei jedem seiner Prozesse, warum, wußte er nicht, vielleicht nur, um sich das Vergnügen zu gönnen, bei einer Zustimmung auf die Angeklagten einzureden, daß ihnen Hören und Sehen vergingen. Doch diese Frau war wahrhaftig mit den Listen ihres Geschlechts gewappnet.
Die schwarzen Augen weiteten sich, und mit unschuldiger Stimme fragte sie: »Wie kann das sein, wenn doch so weise Männer wie Ihr die Entscheidung treffen, Hexer und Hexen auf den Scheiterhaufen zu schicken?«
Der Dominikaner entschloß sich, zum direkten Angriff überzugehen. »Wißt Ihr, daß Ihr verhaßt seid, daß Ihr im schlechten Ruf steht, daß man Euch sogar fürchtet?« Es bereitete ihm Vergnügen, sie zusammenzucken zu sehen.
»Das ist nicht wahr!« protestierte sie heftig. Es schien, als wolle sie sich zur Bestätigung an den Richter wenden, doch der Mönch sprach schnell weiter: »Warum sind dann zwei Anzeigen wegen Hexerei gegen Euch ergangen?«
Das traf sie. Sie sah ihn ungläubig an. »Wer hat mich angezeigt?« fragte sie, durch die Eröffnung eher verwundert als entsetzt.
»Das braucht uns jetzt nicht zu kümmern«, entgegnete der Dominikaner streng. »Ihr solltet es selbst am besten wissen. Habt Ihr nicht einem Mann Liebestränke eingeflößt und einem anderen gedroht, er würde seine Manneskraft verlieren, was in der Folge auch passierte? Mir scheint dies eindeutig eine Verwünschung zu sein.«
Alle Männer im Raum beobachteten Zobeida aufmerksam. Sie hatten keinen Grund, ihr Böses zu wünschen, doch lag in ihren Blicken etwas von einem Jäger, der einem Wild nachstellt. Zobeida brauchte nicht lange, um zu begreifen.
»Wenn Emmerich Kühn«, sagte sie durch zusammengebissene Zähne hindurch, »nicht mehr bei seiner Gemahlin liegen kann, so ist das für die arme Frau ein Segen, für den ich leider nichts kann. Es steht nicht in meiner Macht, diese …«
»Aha«, unterbrach Bruder Heinrich lauernd, »Ihr gebt also zu, daß Ihr Macht besitzt?«
»Die Macht, die einem Heiler zu eigen ist«, antwortete Zobeida unbeeindruckt, »oder einer Hebamme. Die Macht zu pflegen und die Menschen gesund zu machen, so Gott es will. Was Eure andere Beschuldigung betrifft – nie in meinem Leben habe ich einen Trank mit anderen als heilenden oder erfrischenden Kräutern zubereitet. Ich weiß, daß es Kräuter gibt, die die Begierde erwecken, doch ich habe sie nie benutzt. Wenn also jemand behauptet, in mich verliebt zu sein, so solltet Ihr lieber die Schuld bei ihm suchen!«
»Und warum?« Der Inquisitor war ihr inzwischen so nahe, daß er sie hätte berühren können, und er spürte ihren warmen Atem. »Hört, Weib, der Euch beschuldigt, ist gottesfürchtig und hat von jeher als fromm gegolten, während Ihr Euch, wie Ihr selbst gesteht, auf das Zubereiten von Kräutern versteht und als Frau voller wollüstiger Gedanken seid. Überdies kommt Ihr ständig mit den üblen Säften in Berührung, die Dämonen anziehen, und mischt Euch in Bereiche der Heilkunst, die nur Männer etwas angehen, wie man mir berichtet.«
Zobeida konnte nur mühsam ihren Zorn beherrschen.
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