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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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einer Leichenbittermiene über sich ergehen, als handele es sich um ihr Begräbnis. Ach, alles war so einfach gewesen, als der Vater noch am Leben und …
    Ein zerstreuter Seitenblick auf den Mann, der neben Fra Mario saß, riß Piero abrupt aus seiner Nostalgie. Er mochte hin und wieder Schwierigkeiten haben, sich an unauffällige Freunde der Familie wie Mario Volterra zu erinnern, aber jemand, den er einmal als Feind eingestuft hatte, erkannte er sofort. Dort saß, an seiner Tafel, der unverschämte Tedesco, der es gewagt hatte, eine Bemerkung über die Ausgaben seiner Gemahlin zu machen, und unterhielt sich in aller Ruhe mit Fabio Orsini über die Vorzüge von Saphiren gegenüber Amethysten.
    »Saphire«, sagte Richard gerade heiter, »stehen schließlich für die Hoffnung, während Amethysten unter anderem auf die Treulosigkeit in der Liebe hinweisen.«
    »Was«, herrschte Piero ihn an, »tut Ihr hier?«
    Anders als Giovanni vorhin ließ sich der Tedesco nicht aus der Ruhe bringen. »Ich hatte das Glück, von Seiner Eminenz dem Kardinal eingeladen zu werden«, entgegnete er mit ausgesuchter Höflichkeit, und Piero wandte sich erbost an seinen Bruder, der nur mit Mühe sein Grinsen verbergen konnte. Das sah Giovanni ähnlich, dachte Piero, und setzte zu einem erneuten Tadel an, als der Jüngere unbekümmert sagte: »Ach, Piero, habe ich vergessen, dir zu erzählen, daß Messer Riccardo hier in Rom für sein Unternehmen tätig ist? Das Fondaco in Florenz wird ihn sicher vermissen, und die Römer haben den Gewinn – wie meistens!«
    Das brachte ihm wohlwollendes Gelächter aus den Reihen der Orsini ein. Piero schluckte seinen Groll hinunter. Es schien ihm nicht der Mühe wert zu sein, mit und über einen unverschämten Tedesco zu streiten, und außerdem hatte er Giovannis Hinweis auf das Fondaco sehr wohl verstanden. Die Bank befand sich in enormen Schwierigkeiten, und wenn sie überleben wollte, dann brauchte sie die Handelseinkünfte aus dem Fondaco – und es sah so aus, als ob der Krämer in Schwaben, mit dem sein Vater damals das Handelsabkommen getroffen hatte, ernsthaft erwog, es schließen zu lassen. Zumindest zog er mehr und mehr Tedeschi aus Florenz ab. Und so bitter es auch war, auf sein Geld konnte man im Moment noch nicht verzichten. Also entschloß sich Piero, den Tedesco unbehelligt zu lassen und für den Rest des Abends zu ignorieren.
    Sein Vetter Fabio indessen hatte aufgehorcht, als Giovanni das Fondaco erwähnte. »Ihr habt für das Unternehmen Fugger in Florenz gearbeitet?« fragte er Richard und sprach es beinahe richtig aus. »Darf ich mich nach Eurem Namen erkundigen?«
    »Richard Artzt«, antwortete Richard und fügte hinzu: »Riccardo Medico in Eurer Sprache – leider nur ein medico und nicht viele medici .«
    Sein Wortspiel fand bei Römern und Florentinern gleichermaßen Anklang. Der Botschafter rief lachend zu Giovanni hinüber: »O ja, wir wären alle dankbar, wenn wir zur Familie der medici gehören würden.« Und Giovanni entgegnete gutgelaunt: »Dann macht bei Piero Euren Heiratsantrag – noch ist unsere jüngste Schwester unverheiratet, oder, Piero?«
    Sein Bruder versuchte ein wenig gequält, sich ein Lächeln abzuringen, und die Unterhaltung wandte sich wieder der heutigen Krönung zu. Dabei fiel Richard weder auf, daß Fabio Orsini eine Zeitlang nachdenklich dreinsah, bis er sich wieder dem allgemeinen Gespräch anschloß, noch daß Virginio Orsini die Stirn runzelte, als Fabio Richard später zu sich einlud. Er war lediglich dankbar, endlich eine Verbindung zum römischen Adel hergestellt zu haben.

33
    J ETZT , DA ES WIEDER EINEN P APST gab, mit dem man reden konnte, war der rührige Johannes Zink in seinem Element. Ein neuer Papst ließ auch neue Pfründe erwarten, und niemand war so geschickt darin wie Zink, die Abgaben, die eine bestimmte Gemeinde ihrem Prior, dieser dem Bischof und dieser wiederum seinem Kardinal schuldete, so zu vermitteln, daß sie bei Klerikern landeten, die dem Unternehmen Fugger verpflichtet waren und diesem Unternehmen ihrerseits ihr Geld zur Verfügung stellen würden. Und keine der vielen Banken und auch keines der Handelshäuser verstand es, die Gelder der Kirche aus den entlegensten Winkeln der Bistümer der Welt so rasch nach Rom zu transferieren wie Jakob. Zink ging wieder im Vatikan ein und aus; Richard binnen kurzem eine Audienz beim Papst zu verschaffen, war ihm ein leichtes.
    Die äußeren Bezirke des Vatikans waren der Öffentlichkeit

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