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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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zugänglich, und Richard hatte sie auch schon oft besucht, doch nun sollte er erstmals die päpstlichen Gemächer zu sehen bekommen. Überall waren Maler und Zimmerleute zugange. Inmitten der Betriebsamkeit tauchten auch immer wieder antike Statuen auf, und Richard blieb so oft stehen, um sie zu bewundern, daß selbst der nicht leicht zu verärgernde Zink ungeduldig sagte:
    »Der Heilige Vater wartet! Wenn wir uns nicht beeilen, können wir erst am Dienstag wiederkommen, wenn die öffentlichen Audienzen stattfinden – zusammen mit tausend weiteren Bittstellern!«
    Tatsächlich war der Papst nicht der Mann, der ruhig auf jemanden wartete; als sein Kämmerer Richard und Zink meldete, war er gerade dabei, einen Erlaß zu diktieren.
    »… angesichts der über zweihundert Toten infolge der Exzesse der Vendetta während des Interregnums befehlen wir, daß künftig die Träger von Dolchen und Degen durch Ordnungskräfte streng auf ihre Absichten geprüft werden, und darauf, ob ihre Klingen vergiftet sind …«
    Alexander VI. unterbrach sich und bedeutete seinem Sekretär, zu warten. »Zu den neuen Friedensrichtern für Familienfehden kommen wir später, Niccolo. Wie ich sehe«, er wandte sich an die beiden Neuankömmlinge, die niederknieten, »sind unsere deutschen Freunde eingetroffen.«
    Zink hatte Richard schon kurz nach der Wahl voll Freude anvertraut, daß er mit Kardinal Borgia, dem Vizekanzler der Kirche, bereits des öfteren zu tun gehabt habe und nun darauf hoffen könne, von dem neuen Papst als vertrauter Handelspartner erst recht bevorzugt behandelt zu werden. Nun strahlte er, als ihm Alexander huldvoll die Hand zum Kuß reichte und dabei bemerkte: »Giovanni, alter Freund, wie schön, Euch hier zu sehen.«
    Der Papst brauchte Geld, konstatierte Richard nüchtern. Besonders nach dem, was er vermutlich für die Wahl ausgegeben hatte, nicht zu vergessen die Krönungsfeierlichkeiten. Zweifellos würde Jakobs Kalkulation aufgehen – eine prozentuale Beteiligung am Ablaßhandel gegen Kredite und die Vermittlung der Schweizer Söldner. Plötzlich wünschte Richard sich, das alles könnte ihm gleichgültig sein, aber in seinem Inneren mahnte ihn ständig eine Stimme, die verdächtig wie die Marios klang, daß der Mann, dessen Ring er soeben küßte, der sich bei Zink mit deutlichem Interesse nach der Gesundheit des werten Messer Fugger in Suavia erkundigte, eigentlich der Stellvertreter Gottes auf Erden war.
    »Messer Riccardo hat für Euch eine Botschaft von ihm, Euer Heiligkeit«, sagte Zink und lenkte Richards Aufmerksamkeit damit wieder zurück auf sein eigentliches Anliegen, »in einer höchst bedenklichen Angelegenheit.«
    Richard griff das Stichwort auf. »Mein Onkel hat festgestellt«, sagte er, seine Worte sorgfältig wählend, »daß der oberste Inquisitor der deutschen Lande, Bruder Heinrich Institoris von den Dominikanern, sich Nebeneinkünfte in Form von gefälschten Ablässen verschafft, zu Lasten des Heiligen Stuhls.«
    Damit überreichte er dem Papst Jakobs Brief und beobachtete, wie das Wohlwollen aus den Zügen Alexanders schwand und einer kalten Wut Platz machte. Die sinnlichen, üppigen Lippen wurden schmal, während der Papst den Brief überflog, und als er sprach, kam sein spanischer Akzent, den er während seiner über dreißig Jahre in Italien nie ganz verloren hatte, deutlich hervor und ließ seine Worte scharf wie ein Schwert klingen.
    »Fra Institoris«, murmelte Alexander gefährlich leise. »Wurde er nicht seinerzeit von Kardinal della Rovere empfohlen? O ja, wir erinnern uns.«
    Er richtete seinen Blick auf den vor ihm knienden Richard. »Warum habt Ihr uns nicht schon früher benachrichtigt? Auch als Vizekanzler hätten wir in dieser Angelegenheit einiges unternehmen können.«
    Zink machte ein alarmiertes Gesicht, doch Richard begegnete den Augen, in denen die gleiche Dunkelheit ruhte wie in seinen eigenen, ohne Furcht oder geheuchelte Demut.
    »Man teilte mir mit«, gab er ruhig zurück, »daß nur der Heilige Vater persönlich über Belange entscheiden könnte, die einen Inquisitor betreffen, und der Heilige Vater war kaum in der Verfassung dazu. Auch das Kardinalskollegium schien mir mit … anderen Dingen beschäftigt.«
    Einige Sekunden lang fürchtete er, er sei zu weit gegangen. Die dichten Augenbrauen des Papstes zogen sich zusammen, Zink schaute starr auf den Boden, und Richard spürte den harten Marmor unter seinen Knien sehr deutlich. Dennoch rührte er sich nicht vom

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