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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Richard kalt zurück, »denn wer sagt Euch, daß wir der Welt nicht einen Gefallen tun und sie von Menschen wie Euch befreien werden?«
    Das brachte Fabio Orsini zum Schweigen. Er ließ sich mit Saviyas Gürtelband die Hände fesseln und sagte kein Wort, bis sie mit ihm als Geisel wieder an den Stadtgrenzen angelangt waren.
    »Nun?« fragte Saviya Richard sachlich. »Warum bringen wir ihn nicht um?«
    »Weil wir uns damit auf seine Stufe begeben würden«, antwortete Richard. »Laß ihn laufen.« Etwas leiser setzte er hinzu: »Wir sind keine Mörder.«
    »Das hat dir keine Sorgen gemacht, als du dieses Spiel angefangen hast, mit unserem Leben als Einsatz«, flüsterte sie wütend zurück. »Jetzt muß er sterben, und er verdient zu sterben.«
    Richard schüttelte den Kopf, und sie verzog den Mundwinkel. »Oh, ich verstehe. Mario , stimmt's?«
    Fabio Orsini blickte, soweit es ihm Saviyas Dolch gestattete, von einem zum anderen und entschied sich, seinen Appell an Richard zu richten.
    »Bringt mich um«, sagte er nicht ganz so gelassen, wie er es sich gewünscht hätte, »und meine Familie wird dafür sorgen, daß Ihr noch vor Morgengrauen tot seid, Ihr und die Euren, wie die Gesetze der Vendetta es verlangen. Meine Begleiter kennen Euch jetzt beide. Euer jämmerliches Krämerloch wird sich nicht gegen unsere Leute verteidigen lassen, und was sie angeht …«
    »An Eurer Stelle würde ich den Mund halten, Orsini«, schnitt ihm Richard das Wort ab. »Ich kann sonst nämlich Saviya nicht zurückhalten, und ich hätte auch nicht die geringste Lust dazu. Was Eure Vendetta angeht, Ihr scheint zu vergessen, daß ich auch eine Familie habe. Tötet mich und Saviya, und mein Onkel wird jeden Wechsel aufkaufen, den je ein Orsini unterschrieben hat, bis Ihr alle ruiniert seid.«
    Diese Drohung war zwar völlig aus der Luft gegriffen, doch Fabio Orsini, von der römischen Gesetzeswelt der Familie und Vendetta geprägt, gab sich wortlos geschlagen, Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
    Richard sagte absichtlich gleichgültig: »Laß ihn gehen, Saviya.«
    Einen Augenblick lang zitterte ihre Klinge noch über Fabio Orsinis Haut, dann zog sie ihren Arm zurück und gab ihm gleichzeitig einen erbitterten Stoß. »Also schön. Wie du willst, Riccardo.«
    Fabio Orsini war von Richards guten Absichten offensichtlich weniger überzeugt als sie, aber er brauchte nicht lange, um sich aufzurappeln und wenig würdevoll davonzulaufen.
    »Großartig, Gorgio. Jetzt kennt er auch noch meinen Namen. Wenn ich du wäre«, sagte Saviya zornig, während sie ihm nachschaute, »würde ich von jetzt an eure Handelshöfe nicht mehr verlassen. Und rechne nicht damit, daß ich dich dort besuche. Ich will nämlich überleben!«
    Zu Richards Überraschung wartete Mario auf ihn, als er schlechtgelaunt zurückkehrte. »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden«, sagte der Mönch. »Giovanni will so schnell wie möglich nach Florenz zurück.«
    »Was ist denn geschehen?« erkundigte sich Richard ohne allzuviel Anteilnahme, so daß Mario die Stirn runzelte. »Hast du noch nichts davon gehört? Ferrante ist tot.«
    Normalerweise wäre Richard sofort klar gewesen, was das bedeutete, aber in Gedanken bei Saviya und der Möglichkeit, demnächst doch noch von den Orsinis ertränkt zu werden, fragte er nur: »Und?«
    Diese Reaktion ließ Mario aufhorchen. Irritiert erwiderte er: »Das bedeutet beinahe sicher Krieg. Piero unterstützt den Anspruch von Ferrantes Sohn Alfonso, ebenso der König von Aragon, der schließlich Ferrantes Vetter war, und Lodovico Sforza hat bereits deutlich gemacht, daß er den französischen König für den rechtmäßigen Erben hält. Diesmal wird der Heilige Vater sich zwischen ihnen entscheiden müssen. Aber ganz gleich, wen er wählt, der andere wird versuchen, sich mit Waffengewalt sein Recht zu verschaffen.«
    Richard sagte nichts, bis Mario fragte: »Was hast du, Riccardo?«
    Dies war ganz gewiß nicht der Moment, um von einem Streit mit Saviya und vagen Befürchtungen wegen dieses Schurken Fabio Orsini anzufangen, dachte Richard, und wollte den Freund mit einem Achselzucken beschwichtigen.
    »Du wirst es nicht glauben, ich dachte an Fra Girolamo Savonarola und seine Prophezeiungen. Er hat auf die Wahrscheinlichkeit gesetzt und gewonnen, nicht wahr? Der dritte Tyrann ist nun tot. Wie wird Piero eigentlich mit Savonarola fertig?«
    Er war sich nicht sicher, ob Mario ihm diese Antwort abnahm. Die vertrauten blauen Augen, die viel zu

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