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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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neuen Herzog bestätigt.«
    Richard sog scharf die Luft ein, dann lachte er und sagte etwas in einer Sprache, die Hänsle nicht verstand.
    » Quid pro quo, Richard. Du bist dran. Die Hexen, erinnerst du dich?«
    »Ach das. Nun, es ist dumm, aber du hast mich bei einem Aberglauben ertappt. Mir hat mal eine alte Frau geweissagt, ich würde durch eine Hexe sterben, und seitdem versuche ich, mir einzureden, es gäbe sie nicht. Bitte, erzähl das nicht weiter.«
    Richard beschleunigte seinen Schritt noch etwas, so daß Hänsle nichts anderes übrigblieb, als ihm hinterherzurennen.
    Dieser Spaziergang durch Augsburg blieb nicht der einzige. Richard entdeckte bald, daß die Stadt ihre Reize hatte. Sybille besuchte mit ihm die wenigen römischen Stätten, die noch von ›Augusta Vindelicorum‹ zeugten. Er fand es zunehmend schwierig, wie er es sich vorgenommen hatte, seine tadellos höfliche, aber distanzierte Haltung gegenüber Sybille durchzuhalten. Sie schien mehr zu begreifen, als sie eigentlich sollte, und ließ einige Wochen vergehen, bevor sie ihn zu einem Pflichtbesuch zu seinen Großeltern mitnahm.
    Wenn es ihm schon schwerfiel, sich von Sybille fernzuhalten, so war es noch schwieriger, seine widersprüchlichen Gefühle gegenüber Jakob einzuordnen. Richard ertappte sich öfter, als ihm lieb war, dabei, wie er über den Gemahl seiner jungen Tante grübelte. Nun verhielt sich Jakob im Gegensatz zu Sybille weder lebhaft noch warmherzig. Er erinnerte Richard manchmal an eine dieser italienischen Uhren, die mit tödlicher Präzision liefen. Seine einzige schwache Stelle, wenn man bei Jakob Fugger von so etwas reden konnte, schien Sybille zu sein.
    Es war nicht etwa so, daß er sie nach ihrer Meinung über seine Geschäfte befragte, zumindest nicht vor anderen, und Richard glaubte auch nicht, daß er es tat, wenn sie allein waren. Aber Richard bemerkte, wie ihre Augen sich trafen, wenn Sybille ein Zimmer betrat, erkannte die Veränderung in Jakobs sonst gleichbleibend leiser, kühler Stimme, wenn er mit seiner Gemahlin sprach, die kleinen Zeichen der Entspannung, der Heiterkeit in dem sonst unbeweglichen Gesicht. Und Sybille war die einzige, die gelegentlich respektlos mit Jakob umging, was bei ihm nur ein Lächeln hervorrief.
    Doch es war nicht Jakobs Verhalten Sybille gegenüber, das Richard so fesselnd an ihm fand. Er wußte selbst nicht, warum er nach jener Unterredung in der goldenen Schreibstube sofort nach jemandem gesucht hatte, der ihm Schach beibringen konnte. Er wußte nicht, warum er Anselm so dringend gebeten hatte, ihm alles über Ungarn zu beschaffen – und es gab nicht viel –, nachdem er Jakob einige Male von diesem Land hatte sprechen hören. Er wußte nur, daß es Jakob gelang, seine Billigung wichtig erscheinen zu lassen, ohne jemals eine einzige Forderung zu stellen.
    Richard beruhigte sich damit, daß Jakob Fugger eben der wohl klügste Mann in seiner Umgebung war, und er, Richard, nur aus diesem Grund seine Gesellschaft suchte – nicht etwa einer albernen Rührseligkeit wegen.
    Die Monate vergingen bald wieder so schnell wie früher, und während am Rindermarkt alles für das Weihnachtsfest rüstete, schrieb Richard, der sich eigentlich der Mathematik widmen sollte, abwesend auf sein Blatt: Tempus fugit . Die Zeit flieht.
    Zum Fest war der dritte der Fuggerbrüder mit seiner Familie aus Nürnberg eingetroffen. Georg, bisher eine unbekannte Größe, wurde von Richard bald als unauffälliger, fleißiger Kaufmann eingeordnet. Anders als Ulrich schien er Ehrfurcht vor seinem jüngeren Bruder zu haben und öffnete in Jakobs Gegenwart kaum den Mund. Was er sagte, hatte allerdings Hand und Fuß. Georg leitete den Handel mit Polen und den Hansestädten, und Richard, der ihn eifrig über den Osten ausfragte, bekam von ihm immer eine ausführliche Antwort. Seine Gemahlin Regina war eine behäbige blonde Frau, die nichts von Veronikas Herrschsucht oder Sybilles Zauber besaß und sich hauptsächlich mit ihren zahlreichen Kindern beschäftigte.
    Die Spielleute und all das fahrende Volk, das zur Unterhaltung an der Tafel beitragen sollte, und die vielen Bediensteten, die Sybille für die Feiertagsfestlichkeiten zusätzlich eingestellt hatte, hatten Veronika zu einem gezielten Hinweis auf das Schicksal des Vetters Lukas veranlaßt, den Richard nicht ganz verstanden hatte. Der schwatzhafte Hänsle klärte ihn bereitwillig auf.
    Vetter Lukas, so schien es, war das Familiengespenst. Seit die Brüder Andreas und

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