Die Puppenspieler
in irgendeiner Weise zu unterstützen.«
Maximilians Blick verdunkelte sich. Er holte tief Luft. Jakob beobachtete ihn ruhig. Dann lachte der König. »Irgendwann einmal werde ich Euch fragen, wen Ihr alles bestochen habt, damit Euer Nachrichtendienst so schnell arbeitet. Es stimmt. Henry Tudor, dieser Judas, hat es vorgezogen, sein Bündnis mit meinem lieben Freund, dem König von Frankreich, zu erneuern. Ist Euch eigentlich klar, was das bedeutet, Fugger? Ich habe diesem Abenteurer, der nur dank eines Verräters auf dem Thron sitzt und dessen Abstammung zum Himmel stinkt, meine Freundschaft angeboten – ich, der Erbe des Heiligen Römischen Reiches –, und er schleudert sie mir ins Gesicht!«
»Die Franzosen haben ihm in den letzten Jahren ein Heer gestellt, um sich den Thron zu erobern«, erwiderte Jakob behutsam.
»Ja – man mußte die Gefängnisse in Frankreich öffnen, um überhaupt ein paar Freiwillige zu bekommen! Und so etwas nennt sich nun seit einem Jahr König und wagt es, mich derart zu behandeln! Henry Tudor!«
Maximilian brütete vor sich hin. »Ist Euch eigentlich klar, Fugger, daß ich von lauter Feinden umgeben bin? Tudor, der Judas, sitzt in England, und ich wage nicht zu hoffen, daß einer der zahlreichen Aufstände dort ihn stürzt. In Frankreich herrscht diese Ratte Charles. Sein Vorgänger wurde der Spinnenkönig genannt, und er ist auch nicht viel besser. Eines Tages werde ich mich an ihm rächen … Und Lodovico von Mailand benimmt sich, als sei ich nur ein aufdringlicher Freier aus einer dieser italienischen Städte. In Ungarn hat man nur Beschimpfungen für das Haus Habsburg übrig, statt dankbar dafür zu sein, daß ich mich verpflichtet habe, gegen die Ungläubigen zu kämpfen und anschließend das Land vor der Barbarei zu retten. Und die spanischen Königreiche … Wißt Ihr, was dort geschehen ist?«
Maximilian war den ganzen Tag über die Freundlichkeit selbst gewesen, doch nun mußte er den so lange aufgestauten Groll loswerden. Über die meisten der spanischen Lande herrschten Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien, die Erben zweier Königreiche, die sich jahrhundertelang bekriegt hatten. Ganz Europa hatte verstanden, warum Ferdinand Isabella heiratete, doch nun schien es, daß vielmehr Isabella Ferdinand geheiratet hatte, denn sie hatte höchst unweiblich einen guten Teil der Regierungsgeschäfte übernommen – manche meinten sogar, den größeren Teil.
Doch was Maximilian gegen die Königin einnahm, war nicht nur ihre mangelnde weibliche Bescheidenheit, sondern vor allem ihre militärischen Erfolge. Sie hatte es sich zum Ziel gesetzt, die gesamte Iberische Halbinsel für das Christentum zurückzugewinnen und hatte bereits den größten Teil des maurischen Königreichs Granada erobert. Maximilian wußte, daß man Isabellas erfolgreiche Feldzüge an den Höfen nur zu gern mit seinen Mißerfolgen verglich und die Kastilierin den legendären Kreuzzugsanführern gleichstellte.
»Das viele Lob muß dieser Frau zu Kopf gestiegen sein, Fugger! Vielleicht hat sie deswegen meinen Gesandten mißachtet. Er ersuchte um eine baldige Audienz, und ihm wurde mitgeteilt, daß er warten müsse, weil die Königin beschäftigt sei. Nun, soll ich Euch sagen, womit sie beschäftigt war? Sie hat einen närrischen Genueser empfangen, der sich mit seinen Plänen schon längst zum Gespött gemacht hat! Es war ihr anscheinend wichtiger, einem Wahnsinnigen zu lauschen, als meinen Gesandten willkommen zu heißen. Er hat mir erzählt, daß dieser Genueser eine neue Route nach Indien sucht – auf dem Seeweg, und zwar auf dem westlichen Seeweg! Lächerlich. Schlimmer noch, es ist Ketzerei.« Maximilian schüttelte den Kopf. »Fast könnte ich Isabella bedauern.«
Jakob entsann sich, durch seine Zuträger von dem Genueser gehört zu haben. Man hatte ihn nur als närrische Erscheinung abgetan. Es stimmte, die Vorstellung, daß die Erde rund sei, war Ketzerei, doch in den letzten Jahren hatte sich so vieles Ketzerische als richtig erwiesen … Und hatte ihm Richard nicht einmal von ähnlichen Überlegungen der Araber in diesem Punkt erzählt? Jakob nahm sich vor, nähere Erkundigungen über den Genueser einzuholen, während er gleichzeitig Maximilian zuhörte.
»Euer Majestät sollten morgen einen Beauftragten zu mir schicken«, sagte er schließlich. »Ich werde einen Wechsel über die benötigte Summe ausstellen.«
Maximilian blickte ihn an. Selbstmitleid und Zorn waren aus seinem Gesicht
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