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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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seufzte, ließ sich noch einen Krug Bier einschenken und betrachtete seine Tochter. Ungarn. Der Freiherr von Stain hatte schon um sie geworben. Unter dem ärmeren Adel gab es so viele, die bereit waren, ihr Wappen mit einer reichen Kaufmannsfamilie zu verbinden. Sein Blick wanderte zu Sybille in ihrem grünen, mit kleinen Perlen bestickten Kleid, die soeben, vom Tanz erhitzt, zur Tafel zurückkehrte, sich über ihren Gemahl beugte und ihm etwas zumurmelte. Aber natürlich, dachte er grollend, Ehen um des Ansehens willen sind nur Jakob gestattet!
    Ulrich war einer der wenigen, die diesen Abend nicht genossen. Es dauerte lange, bis der König widerwillig das Zeichen zum Aufbruch gab und sich mit dem größten Teil seines Gefolges in die für ihn bereitgestellten Räume begab. Er bedeutete Jakob, ihm zu folgen, und bald saßen die beiden Männer allein in dem prächtigsten Gemach des Gebäudes, nachdem sich Diener und Kämmerer diskret zurückgezogen hatten.
    Maximilian bot Jakob etwas von dem Wein an, der auf dem Marmortisch bereitstand. Jakob schüttelte den Kopf, was ihm einen zugleich belustigten und verärgerten Blick des Königs einbrachte. Maximilian seufzte.
    »Etwas menschlich, Fugger! Seid doch einmal kein solches Vorbild an Selbstbeherrschung! Ich habe Euch noch nie betrunken gesehen, Wutanfälle habt Ihr keine, hinter den Weibern seid Ihr auch nicht her, und wenn nicht Eure schöne Gemahlin wäre, würde ich sagen, Ihr habt Angewohnheiten wie ein Mönch.«
    Ein kaum sichtbares Lächeln schwebte um Jakobs Mund.
    »Es wäre gar nicht so schlecht«, fuhr der König fort, »wenn Ihr im Dienst der Kirche statt Eures Unternehmens stündet, dann könnte ich Euch nämlich zu Verhandlungen nach Mailand schicken, anstellte dieses Narren Ebersberg. Lodovico, der Schurke, weigert sich noch immer, den Hochzeitsvertrag zu erfüllen und die Mitgift für seine Nichte herauszurücken.«
    Maximilian trank und setzte mit einem Ruck seinen Becher ab. Sein Gesicht wirkte mit einem Mal älter, die unvorteilhafte Unterlippe war stärker betont.
    »Wenn man sich überlegt«, sagte er zornig, »daß Lodovico noch nicht einmal der wahre Herzog von Mailand ist, sondern nur Regent für seinen Neffen! Ha!« Er zog eine Grimasse. »Doch um es kurz zu machen, Fugger, ich brauche noch etwas Geld.«
    »Ich weiß, Euer Majestät.«
    Höflich wie immer, dachte Maximilian, und aus den merkwürdigen Augen war auch wie gewöhnlich nichts herauszulesen. Manchmal war es demütigend, auf diesen Mann angewiesen zu sein. Jakob zahlte ihm eine monatliche Pension von zehntausend Gulden. Doch es war einfach nicht genug. Es war nie genug. Vor allem jetzt, da er weniger Soldaten, dafür aber immer mehr Kanonen brauchte, um mit den technischen Neuentwicklungen seiner Feinde mitzuhalten, größere und weiterreichende. Doch immer noch besser, bei Jakob Fugger verschuldet zu sein, als bei einem Juden, der Zins nehmen durfte. Das Zinsverbot für Christen war in der Vergangenheit höchst wirksam gewesen und hatte den Groll gegen die Juden geschürt, doch schon seit etwa hundert Jahren hatten die Italiener Mittel und Wege gefunden, es geschickt zu umgehen. Heute war die Bank der Medici aus Florenz die bedeutendste Europas, und, bei Gott, sie nahm Zins!
    Nein, besser, sich von Jakob Fugger etwas leihen zu lassen. Jakob nahm keinen Zins, zumindest von ihm nicht. Aber er forderte Privilegien, und anders als der berüchtigte Lukas akzeptierte er nur solche, die einen realen Wert für ihn hatten. Maximilian musterte sein Gegenüber. Sie kannten sich nun schon sehr lange, er und Jakob, und eines wußte er – dieser Kaufmann aus Augsburg war genauso machthungrig wie sein König.
    Manchmal, in den frühen Morgenstunden, wenn er sich elend fühlte und niedergeschlagen und wenn kein warmer Körper zur Hand war, um ihn abzulenken, fragte er sich, ob Jakobs Macht nicht größer war als die seine. Und gerade dieser Gedanke forderte ihn immer wieder dazu heraus, zu beweisen, daß er doch klüger war als sein Untertan, daß auch ein Jakob Fugger überlistet werden konnte. Jetzt sagte er hastig:
    »Ich kann Sicherheiten für eine neue Anleihe bieten, Fugger. Aus England kommen bald Hilfsgelder für meinen Kampf gegen die Türken. Ist das nichts?«
    »Es wäre etwas«, antwortete Jakob gedehnt, »wenn ich nicht ebensogut wie Euer Majestät wüßte, daß der englische König seine Vereinbarung mit Euch bereits gebrochen hat und Euch hat sagen lassen, er beabsichtige nicht, Euch

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