Die Puppenspieler
Schmuckstücke, die er je gesehen hatte, doch Jakob wollte sicher anderes hören. Er stand auf und beugte sich über jedes einzelne Stück. Die Baseler ließen ihn mit einem Grinsen gewähren.
»Was soll das eigentlich?« fragte Hiltbrandt. »Ihr habt doch schon in Basel Untersuchungen anstellen lassen …«
Seine Stimme verstummte unter dem mißbilligenden Blick Gersters. Jakob wandte sich an Richard.
»Nun?«
Sie waren vollkommen.
»Vierzigtausend ist noch zuviel«, sagte Richard, und seine Stimme klang ihm fremd. »In dem Gürtelein ist ein Stein falsch.«
Alle drei Schweizer sprangen auf. »Das ist die größte Unverschämtheit«, stieß Gerster hervor, »die mir je untergekommen ist. Fugger, Ihr werdet doch nicht diesem grünen Jungen …«
»Ich werde gar nichts«, unterbrach ihn Jakob. »Aber ich zahle nicht für Glas.«
Die nächste Stunde sollte Johann Gerster, Stadtschreiber von Basel, einmal als die unangenehmste seines Lebens bezeichnen. Er fluchte, drohte, schmeichelte, die ganze Zeit in dem Bewußtsein, daß Fugger und der unbekannte Junge vollkommen recht hatten. Einer der Steine war falsch. Die Baseler hatten der Versuchung nicht widerstehen können, einen Schwaben übervorteilen zu wollen, insbesondere diesen Schwaben. Und so hatte man nach der Besichtigung durch Jakobs Vertreter einen Smaragd durch den besten Goldschmied von Basel sorgsam entfernt.
Doch als die drei Schweizer den Raum verließen, hatten sie Jakob Fuggers neuem Preis zugestimmt und ›den Pakt mit dem Teufel geschlossen‹, wie sich Hans Hiltbrandt ausdrückte. Jakob und sein Neffe blieben zurück.
»Nun, Richard«, sagte Jakob gelassen, »ich würde sagen, du hast dich nicht schlecht gehalten.«
Richard grinste ein wenig spitzbübisch. »Ich könnte das gleiche von Euch sagen, Onkel«, erwiderte er. »Beantwortet mir nur eine Frage … Wenn es Euch nichts ausmacht. Für wen ist der Burgunderschatz?«
Jakob zog die Augenbrauen hoch. Spöttisch entgegnete er: »Für Sybille natürlich. Was dachtest du denn?«
»Ulrich?«
Ulrich brummte und drehte sich auf die andere Seite. »Laß mich doch schlafen.«
»O nein, das wirst du nicht«, sagte Veronika energisch. »Ich muß mit dir sprechen.«
Ulrich öffnete die Augen und blinzelte. Ihm kam der abwegige Gedanke, daß seine Gemahlin in der Nacht Reize preisgab, die tagsüber niemand an ihr vermutet hätte, selbst jetzt noch. Doch Veronika war nicht in der Stimmung für Zärtlichkeiten. Sie sah streng auf ihn herab, bis er murmelte: »Also, worum geht es denn?«
»Mich wundert, daß du da noch fragen mußt. Aber ihr Männer seid eben manchmal blind. Es geht um deinen Bruder Jakob und diesen Schmarotzer, der sich mit Hilfe der Artzt in unsere Familie eingeschlichen hat.«
Ulrich stöhnte und setzte sich auf. Dies würde ein längeres Gespräch werden.
Veronika fuhr fort: »Ich habe nichts gesagt, als dieser Junge von Nirgendwo mit unserem Hänsle zusammen erzogen wurde. Gott weiß, es fiel mir schwer, aber ich habe nichts gesagt. Veronika, habe ich mir eingeredet, Jakob Fugger handelt nur christlich an einem Waisenkind, das mit ihm verwandt ist. Wie konnte ich nur so blind sein! Doch jetzt wirst du mir zuhören. Seit Februar verbringt Richard Artzt mehr und mehr Zeit im Kontor. Um Himmels willen, Ulrich, merkst du nicht, worauf das hinausläuft?«
Ulrich wünschte sich nur, in Ruhe gelassen zu werden. »Nein«, sagte er kurz.
»Es ist alles ihr Plan«, zischte Veronika böse. »Sybille Artzt, dieses Luder! Sie kann keine Kinder bekommen, das ist doch offensichtlich. Jakob und sie sind nun schon bald fünf Jahre verheiratet. Deswegen versucht sie, ihren Neffen hereinzudrängen, und ihr törichter Gatte fällt auch noch darauf herein.«
»Aber, Veronika«, wagte Ulrich einzuwenden, »als Richard hierherkam, konnte Sybille doch noch gar nicht wissen, daß sie unfruchtbar sein könnte.«
Veronika schüttelte mitleidig den Kopf. »Männer! Natürlich wußte sie es, darauf könnte ich schwören. Mich sollte es nicht wundern, wenn sie vor ihrer Ehe eine Fehlgeburt oder etwas dergleichen gehabt hätte.«
Ulrich war entsetzt. »Du meinst … daß sie keine Jungfrau … Aber, Veronika, das hätte Jakob doch gemerkt!«
Doch Veronika hatte entdeckt, daß sie sich vom eigentlichen Thema hatte ablenken lassen. »Wie auch immer, ich bin überzeugt, dein Bruder beabsichtigt, diesem Richard, der nicht einen Tropfen Fuggerblut in sich hat, eines Tages die Führung des Unternehmens zu
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