Die Qualen der Sophora
aber es war
eine besondere Auszeichnung. Und King bewies seine Charakterstärke nicht nur im
Kampf, er war auch bereit, eine Hand zur Versöhnung auszustrecken. Er nickte
dem jungen Mann sein Einverständnis zu.
Er hörte in seinem Rücken noch Flavias tiefe Stimme, die nach etwas Stärkerem
zum Anstoßen verlangte als Champagner. Sie würde die anderen schon aus ihrer
Starre aufrütteln und ein paar hilfreiche Lost Souls würden Damons Blut vom
Boden aufwischen. Es gab keinen Grund, sich auf das Drama zu konzentrieren,
wenn es doch einen guten Grund zum Feiern gab.
„Aber...“ Wendy wollte schon Widerspruch einlegen, als
sie Ash’ Hand beschwichtigend auf ihrem Rücken spürte. Die Wärme, die daraufhin
von dieser Stelle aus durch ihren gesamten Körper lief, ließ sie schweigen.
Theron hatte Recht. Es gab genügend andere, die sich um Damon kümmern konnten.
Doch bei Catalina würde sie sich für den Auftritt ihres Großvaters
entschuldigen müssen. Astyanax war ganz anders als ihr Vater oder sie selbst.
Catalina war eine Patrona und die Anführerin der neuen Riege. Sie sollte und
durfte nicht glauben, dass Nathan oder Awendela ihr irgendwann einmal in den
Rücken fallen würden. Das würde niemals geschehen.
King ging mit Theron, um Damon zur vorläufigen Ruhe zu
betten. Er würde sich hoffentlich bald erholt haben. Egal, wie sehr sich der
Krieger auch daneben benommen haben mochte, in seinen Augen hatte vorhin echte
Verzweiflung gestanden. Er hatte Nico wirklich finden wollen und Wendy glaubte
keine Sekunde lang, dass es nur zu dem Zweck war, ihrer Freundin ein weiteres
Mal weh zu tun. Die Sichel hatte also tatsächlich die Wirkung, von der Astyanax
gesprochen hatte und wenn nicht, dann war es ganz sicher der Schock gewesen,
der Damon widerfahren war, als er von den Toten durch das starke Blut der Tri’Ora
zurückkehrte.
"Cat, du nimmst es Astyanax nicht übel, dass er
so grob mit dir gesprochen hat, nicht wahr?“ Awendela wagte nicht zu hoffen, da
Catalina ein sehr impulsives Gemüt besaß, das zuweilen nicht einmal ihr Vater
beschwichtigen konnte.
Ihr selbst hätte die Geste zur Versöhnung von Astyanax
kaum gereicht, um ihren Zorn zu beschwichtigen. Im Gegenteil, sie hätte die
geschenkten Dolche gern zurückgeben. Am liebsten direkt in den Körper Hellgas,
die sich trotz ihrer Komplimente für Wendys Schönheit nicht gerade beliebt
gemacht hatte. Auch Wendy verabscheute den Genuss an Gewalt. Hatte sie doch am
eigenen Leib erfahren, wie sehr es den Ausführenden anstacheln konnte, wenn man
zu sehr darin aufging.
Nathan legte einen Arm um seine Frau, nachdem er zwei
Gläser mit den von Flavia bestellten Drinks genommen und einen davon an
Catalina weiter gereicht hatte. Awendela wollte das Glas, das Ash ihr gab,
eigentlich ablehnen, da ihr schon warm genug war und ihre Nerven nicht
sonderlich bloß lagen. Sie war einfach wütend. Doch sie nahm es und kippte den
Drink in zwei großen Schlucken, die in Mund und Nase brannten als hätte sie
plötzlich Feuer gefangen.
„Langsam, Awendela.“
Ihr Vater grinste kaum merklich und tat so, als würde
er gar nicht mitbekommen, wie viel Überwindung es seine Tochter gerade kostete,
nicht laut zu schnaufen und eine Hand über Mund und Nase zu legen, um das
Brennen irgendwie unter Kontrolle zu bringen, das sich nun in ihrem ganzen
Körper ausbreiten würde. Wenn Flavia nach etwas Hartem verlangte, dann bekam
sie sicher keinen mildgereiften Fusel vorgesetzt.
„Gott, was ist das?“, keuchte Wendy entsetzt und
wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, die das Brennen in ihrem
Kopf ausgelöst hatte. Es ließ nur ganz langsam nach und raubte ihr förmlich den
Atem. Zum Abgewöhnen, obwohl der Nachgeschmack durchaus etwas für sich hatte.
Ihre kleine Unpässlichkeit löste ablenkendes Gelächter aus, in das sie
ebenfalls mit einstimmte und allmählich kehrte die gute Stimmung in den Saal
zurück, in dem soeben die letzten Spuren von dem Angriff auf Damon mit einem
feuchten Tuch aufgewischt und in einem Wassereimer nach draußen getragen
wurden.
Ash konzentrierte sich völlig auf seine Frau, sie war
nun das Wichtigste in seinem Leben. Es fiel ihm überhaupt nicht schwer, diesen
einsiedlerischen Zug abzulegen, den er sich über die letzten einhundert Jahre
angewöhnt hatte. Er war selbst darüber erstaunt, dass er doch noch so viele
Gefühle aufbringen konnte, nachdem er sie rigoros aus seinem Bewusstsein
verbannt hatte. Er streichelte Wendy sanft über
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