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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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gelesen wie in einem Buch. Es war gut zu
wissen, dass wenigstens ihr Bruder Cat nicht zürnte und sich nie von seiner
Schwester distanziert zu haben schien. Zumindest solange wie er dem Einfluss
seines Vaters entgehen konnte. Von dem grausamen Verhalten der Mutter einmal
abgesehen. Er würde niemals wieder zulassen, dass man Cat weiteren seelischen
Schaden zufügte.
    „Ich liebe dich!“, flüsterte er ihr leise zu. „Und ich
wünsche mir, dass du bei mir zuhause bist, solange bis du etwas gefunden hast,
was du zu deinem Heim machen kannst. Etwas Großes. Mit einem begehbaren
Kleiderschrank für all deine Sachen, Schuhe, Handtaschen, Schmuck... was Frauen
eben so brauchen. Die Dracos haben einige stattliche Immobilien gesammelt, von
denen dir bestimmt eine gefällt, sobald wir verbunden sind und möglicherweise
irgendwann einmal Platz für eine Familie brauchen.“
Er grinste wieder, diesmal eher in gezwungener Vorfreude darauf, mit Catalina
gemeinsam Möbel, Wandfarben, Teppiche und andere Dinge auszusuchen, die ihn als
an Schwarz und Grau gewöhnten Priester wahrscheinlich schlichtweg überfordern
würden.
    „Für mich warst und bist du nie ein Phantom gewesen,
Cat. Du bist die Anführerin einer neuen Riege von Kriegern. Deine Art, allen
offen und ungezwungen zu begegnen, ist unglaublich. Jeder andere an deiner Stelle,
der das durchgemacht hat ,was hinter dir liegt, würde mit Misstrauen und
Unverständnis reagieren. Du hast meine Tochter wie eine Freundin aufgenommen
und bist auch für Romy und Nico eine wertvolle Hilfe und Unterstützung. Ich
weiß, du willst das nicht hören, aber ich bin unglaublich stolz darauf, mit dir
zusammen zu sein. Du machst mich glücklich, jedoch nur solange du glücklich
bist. Ich kann dir dein altes Zuhause nicht zurückgeben und deinen Bruder nicht
ersetzen, aber ich biete dir neben Awendela einen Platz in meinem Herzen an,
der nur dir allein gehört. Niemand wird dich je daraus vertreiben.
Niemals!"
    „Oh, Nathan!“, lachte und weinte Cat gleichzeitig.
„Ich liebe dich so sehr!“
Er sagte genau die richtigen Dinge zu ihr, die sie wieder in die Gegenwart
zurückholten. Er hielt sie fest und sie schlang ebenfalls ihre Arme um ihn, um
ihr Gesicht an seine starke Schulter zu schmiegen.
    Er akzeptierte sie auch mit ihren Schwächen, wobei sie
jetzt nicht nur das Päckchen meinte, das sie mit sich herumschleppte und mit
ihrer trostlosen Kindheit zu tun hatte. Sie liebte eben schöne Dinge und hatte
das Bedürfnis, sie zu horten, als wäre sie eine Elster, die von allem
Glänzenden und Glitzernden angezogen wurde. Sie hatte viel zu lange ein
Nomadenleben geführt, das vollständig in einen großen Seesack passte und
hauptsächlich aus Waffen bestand. Von ihrer kleinen Unterwäschesammlung
abgesehen… Ziemlich erbärmlich.
    „Ich bin bei dir Zuhause! Du bist ein
wunderbarer Mann! Ich… will nicht, dass du denkst, dass mir an deiner Seite
etwas fehlt. Das ist nicht der Grund für diese Träume. Es ist wohl vielmehr so,
dass ich diesen krassen Gegensatz zu früher für mich noch nicht ganz erfassen
kann. Ich habe noch nie mit jemandem darüber sprechen können… Manchmal denke
ich, dass alles nur ein Traum ist und ich wieder in einem dieser schäbigen
Hotelzimmer aufwache…“
    Voller Blut und völlig am Ende. Diese Zeit hatte sich
endlos hingezogen, als wären es hunderte von Jahren. Aus diesem Grund machte
der Altersunterschied zwischen ihnen wohl überhaupt nichts aus. Sie brauchte
jemanden an ihrer Seite, der sehr viel Geduld aufbringen konnte. Jemanden, der
verstand, was sie durchgemacht hatte und dass es sie manchmal noch aus der Bahn
werfen würde. Jemand, der genau wie sie großes Leid erlebt hatte und sich
selbst dafür die Schuld gab, auch wenn das rational nicht nachvollziehbar sein
mochte.
    Cat hob den Kopf und sah mit tränenfeuchten Augen zu
ihm auf, um dann die Hand zu heben und ein paar Strähnen über seiner Stirn mit
den Fingerspitzen sanft zurecht zuschieben. Der neue Haarschnitt, zu dem sie
ihn überredet hatte, ließ ihn viel jünger und zugänglicher aussehen, obwohl es
sicher nicht nur Oberflächlichkeiten waren, die sie zu ihm hinzogen.
Ihr Gesicht glühte vor Stolz und Liebe zu ihm, die sie manchmal in heftigen
Wellen für ihn überkam. Und das hatte nicht unbedingt etwas mit dem Vollmond zu
tun, der ja nun schon untergegangen war. Sie fuhr andächtig die Konturen seines
Gesichtes nach, das auf so wundersame Weise weiche Züge annehmen konnte, die
ihr ein

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