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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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schienen.
    Nico sprang in Sicherheit, weil sie
ahnte, was mit ihm passieren würde. Ash hielt Wendys Körper weiterhin fest an
sich gedrückt, als wollte er sie nie wieder loslassen. Er warf den Kopf zurück
und stieß ein so lautes Brüllen aus, das Nicos Trommelfell beinahe zum Platzen
brachte. Es klang gequält, als hätte er unerträgliche Schmerzen und endete
beinahe in einem Aufschluchzen, wenn ihre klingelnden Ohren sie nicht
täuschten.
Die Verwandlung ging rasend schnell, dass Nico die Veränderung beinahe vorkam,
als würde es keine stufenweise Metamorphose geben. Der weiße Bengaltiger von
enormen Ausmaßen packte Wendy mit beängstigendem Biss an ihrer Schulter und
zerrte sie mühelos vom Tisch zum Ende des Raumes in eine Ecke hin, als wollte
er sie in aller Ruhe verspeisen. Nico zögerte nicht länger. Sie hatte ihre
Lektionen sehr aufmerksam gelernt. Sie riss einen der Schränke auf, griff etwas
heraus und ging so weit auf den Tiger zu, wie sie wagen konnte, ohne sein
nächstes Opfer zu werden.
    Sie hob die schwere Waffe, die in ihrer
Hand riesig aussah und zielte auf seinen massigen Körper, dann drückte sie ab.
Eine Ladung Tranquilizer, die auf den Metabolismus des Tigers abgestimmt war
und sicherlich eine ganze Elefantenherde lahm gelegt hätte. Dieses Mittel
machte den Tiger allerdings nur lethargisch und weniger angriffslustig. In der
tierischen Form verloren die Verwandelten manchmal die Kontrolle über die
Urinstinkte. Jackie hatte ihr genaue Anweisungen gegeben, was die Formwandler
betraf. Für Catalina wurde gerade ein eigenes Mittel in den Labors von Eagle
Medical erschaffen.
    Das Tier hatte Wendy aus seinem Maul frei
gegeben, so dass sie auf den Boden geglitten war. Nico warf die Waffe beiseite
und rannte zu den Rollwagen, um Gaze und Verbände zu holen, die sie auf Wendys
blutenden Wunde am Hals drückte, um das Blut aufzuhalten, bis sie den Fluss
selbst stoppte. Die Lider des Tigers hingen halb über seinen eisigen Augen und
dann hörte Nico zu ihrem Erstaunen, wie er begann leise zu schnurren und sich
die Pfoten hingebungsvoll abzuschlecken, auf denen sich einige Tropfen von
Wendys Blut befanden. Das Schnurren wurde tiefer und der Tiger schläfriger, so
dass er den Kopf auf seinen Pfoten ablegte und mit einem leisen Schnauben die
Augen Schloss, ohne das Schnurren einzustellen. Nico zog Wendys Kopf auf ihren
Schoß und tätschelte ihre blasse Wange.
    „Wendy? Mach bitte die Augen auf! Du hast
Ash gerettet! Er hat sich in den Tiger verwandelt! In dieser Form wird er
schneller heilen! Es geht dir doch gut?“, fragte Nico äußerst besorgt.
Der Rücken des Tigers war zwar von Striemen überzogen, die nicht von Fell
bedeckt waren, doch die Haut war rosa und durchschimmernd, schien sich langsam
aufzubauen, bis sie sich mit einem feinen Flaum überzog. Es war wirklich ein
unglaublicher Anblick. Und dann noch das wirklich merkwürdige Verhalten der
Katze. Ash wirkte tatsächlich wie ein Kater, der eine ganze Schüssel voller
Sahne ausgeschleckt hatte.
Vielleicht war Wendys Blut ja eine besondere Köstlichkeit?
     
    Ash war in den Tiefen seines
Unterbewusstseins verloren, wo es nur Dunkelheit gab, die sogar den betäubenden
Schmerz schluckte, der sich in ihm wie eine Explosion ausgebreitet hatte. Er
spürte nichts mehr. Angst vor dem Tod hatte er eigentlich noch nie gehabt,
obwohl er ihm als Krieger schon sehr oft ins Auge gesehen hatte. Es war immer
einer seiner Brüder hinter ihm gewesen, der den Karren aus dem Dreck gezogen
hatte. Zwischen ihnen herrschte absolutes Vertrauen. Sie würden einander
niemals im Stich lassen.
Nach schier unendlich langer Zeit, in der sein Geist beinahe schon den
geschundenen Körper verlassen hatte, kitzelte etwas sein Bewusstsein. Zuerst
war es ein blendendes Licht, das ihn aufschreckte, weil es fremd und bedrohlich
schien. Die Dunkelheit war schließlich sein derzeitiger Schutz. Sein Körper
schien ihm nicht mehr zu gehorchen und entwickelte scheinbar ein Eigenleben.
Ash wehrte sich dagegen, doch erst als eine angenehme Wärme sich in seinem
Magen ausbreitete, die ihm seltsam vertraut vorkam, wehrte er sich mit aller
Macht. Sein Körper mochte gerade schwach sein, aber sein Geist funktionierte
rein instinktiv.
    Gütiger Gott!
    Ash wurde so plötzlich mit seinem Körper
verbunden, dass ihn die Eindrücke förmlich überrannten. Es blieb keine Zeit zu
überlegen, er nahm die Sinneseindrücke einfach gierig in sich auf. Schließlich
war er gerade dem Tod knappst

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