Die Qualen der Sophora
wehtun. Ich hätte wohl nicht
anders gehandelt und dich von mir gestoßen, wenn ich befürchten müsste, dir zu
schaden. Hätte ich gesehen, was dich meinetwegen erwartet, ich meine den Hieb
der Sichel, wäre ich wohl weggegangen, um dir das zu ersparen. Dich da liegen
zu sehen…“
Nico versagte die Stimme, weil ihr das erschreckende Bild nur zu deutlich vor
Augen stand.
„Ich wollte es nicht wahrhaben. Dieses Gefühl, das
mich dabei erfasste und mir klar machte, dass du mir viel mehr bedeutest, als
ich zuvor geglaubt oder zugelassen habe. Bis dahin habe ich daran festgehalten,
dass ich zu unerfahren bin, zu jung, um wirklich Liebe empfinden zu können. Ich
meine nicht Freundschaft oder Zuneigung, die ich jedem von euch entgegenbringe.
Das fällt mir nicht schwer, selbst wenn mich manche der Krieger ein bisschen…
einschüchtern. Aber es ist keine Schwärmerei und keine Verliebtheit, die wieder
vergehen wird. Verstehst du mich?“
Nico löste die Umarmung auf, jedoch nur um sich
aufzurichten und ihm die Augen sehen zu können. Ihre Hände blieben in seinem
Nacken, wo sie gedankenverloren unsichtbare Muster mit ihren Fingerspitzen in
den kurz geschnittenen Ansatz seiner Haare zu zeichnen.
Diesen Drang, ihm nah sein zu wollen, hatte sie schon die ganze Zeit kaum zu
unterdrücken vermocht. Ihn nur ausleben können, als er verletzt und bewusstlos
war. Sie erinnerte sich nur zu gut, wie er ihre Bemühungen sofort rüde
unterbunden hatte, als er wieder erwacht war.
Es war überwältigend und aufregend, dass er sie gewähren ließ. Seine Nähe
wirkte unglaublich intensiv auf sie und ließ ihr Herz rasen, weil ihr jetzt
erst richtig klar wurde, dass er sie in seinen Armen hielt und weiterhin vor
ihr kniete. Er zog sich nicht zurück und ihre Angst vor Zurückweisung wich ein
kleines Bisschen. Es war, als würde sich ihr Innerstes sich öffnen, doch all
die Gefühle auf einmal zu spüren, ließ ihr die Knie weich werden.
„Warum können wir keine Freunde mehr sein?“, fragte
sie verwirrt, so dass ihre Reaktion auf seine Behauptung mit einiger
Verzögerung kam.
Ihr Kopf war so voller Gedanken, dass sie zwar alles erfasste, aber nicht
gleich auf alles eine Antwort fand. Mit der rechten Hand glitt sie nach vorne,
bis sie seine vor Hitze glühende Ohrmuschel berührte, wo sie jäh verharrte.
„Damon, geht es dir gut? Hast du vielleicht Fieber?“,
fragte sie äußerst besorgt, dass er noch unter den Nachwirkungen der Verletzung
litt, die sie schließlich nicht behandelt hatte. Am liebsten hätte sie ihm
sofort befohlen, sie nachsehen zu lassen, aber zuerst begnügte sie sich damit,
ihm die Hand auf die Stirn zu legen, die sich jedoch gar nicht fiebrig
anfühlte.
Sie atmete erleichtert aus und lächelte ihn an,
während sie versuchte ihr vor Besorgnis wild klopfendes Herz zu beruhigen.
„Du warst wahrscheinlich nur zu lange in der Sonne… Das darfst du nicht! Du
musst auf dich Acht geben, ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas
passiert…“, flüsterte sie mit ersterbender Stimme, weil sie ihm beständig in
die Augen sah, die mit einem ungläubig zweifelnden Blick zu ihr aufsahen, als
wäre sie für ihn eine Geistererscheinung.
Nicos Hände kamen auf seinen Schultern zu ruhen und
ein Zittern erfasste sie, weil sie nicht sicher war, wie sie diesen Blick
deuten sollte. Hatte sie etwas Falsches gesagt oder getan?
Ihr Herz flatterte nervös in ihrer Brust und sie wagte kaum, zu atmen, während
sie sich zwang, seinem Blick nicht auszuweichen, auch wenn sie sich innerlich wand
und eine Hitzewelle nach der anderen sie erfasste. Ihre Lippen teilten sich,
formten jedoch keine Worte, aus Angst ihm doch vor den Kopf zu stoßen. In ihrem
Herzen war sie sich ihrer Gefühle sicher, aber sobald sie ihren Verstand
einschaltete, begannen sie, Unsicherheit und Zweifel zu erfassen.
Sie konnte es nicht ertragen, wenn ihm etwas
passierte?
Eigentlich hätte sein Herz jetzt weiterhin höher schlagen müssen, doch je mehr
ihres zu flattern begann, desto ruhiger wurde seins. In einer Mischung aus Erstaunen
und Unglauben sah er zu ihr auf, behielt weiterhin seine Arme um sie gelegt und
wäre nicht im Traum darauf gekommen, zurückzuweichen und nach einer
Fluchtmöglichkeit zu suchen. Er wollte unbedingt, dass Nico wusste, dass er
seine Worte vorhin nicht einfach so gesagt hatte. Die Anziehung, die sie
verspürte, beruhte auf Gegenseitigkeit und sie hatte gerade nur noch etwas mit
Nico als Person zu tun. Das Begehren, das er ihr
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