Die Qualen der Sophora
bezeichnenden Matratze und Wendys Magen knurrte unvermittelt bei dem Geruch
der höchst schmackhaft zubereiteten Speisen. Während sie langsam die zwei
Podeststufen an der Seite erklomm, die nötig waren, um zur Mitte ihrer
Lagerstatt aus dem Spätmittelalter zurückzufinden, schüttelte sie mit beiden
Händen und einem verschlafenen Gähnen ihre langen blonden Locken zurecht, die
sie während der Dusche aufgesteckt hatte, da sie keine Lust verspürte, mit
nassen Haaren ins Bett zurückzukehren und am nächsten Morgen wie ein zerzauster
Köter auszusehen.
Dabei hätte es beinahe keinen nächsten Morgen mehr
gegeben. Zumindest nicht hier gemeinsam allein in diesem wundervollen
Hochzeitszimmer, das ihnen zu ihrer Annehmlichkeit in einem der abgelegenen
Türme des Schlosses zur Verfügung gestellt worden war. Wendy war drauf und dran
gewesen, die „Flitterwochen“ platzen zu lassen. Auch sie war am Morgen
aufgewacht, weil sie schlimme Träume um Nico geweckt hatten, die sie in helle
Aufruhr und Besorgnis versetzt hatten. Sie hatte gehen wollen, um wie Romy und
Cat nach ihrer Freundin zu sehen, doch ein Blick ihres Soulmates hatte genügt,
um sie davon abzuhalten. Im Nachhinein schon etwas mehr, da sie eben die
Tochter eines Kriegers und selbst zur Kriegerin bestimmt war, der es von Anfang
an schwer fiel , ihre möglichen Pflichten in der Quadruga zu vernachlässigen.
Und sei es nur für einen Tag und für ihren Ehemann.
Mit einem Aufseufzen ließ sich Wendy auf den
mittlerweile wieder abgekühlten Laken nieder und griff nach einem Stück Brot,
das sie sofort mit ihren geschickten Fingern zerpflückte, ohne davon zu essen.
„Damon würde nicht wagen, Nico ein weiteres Mal zu verletzen, nicht wahr? Warum
kann er nicht ein bisschen mehr wie du oder Nathan sein?“
Fragen, die Ash ihr wohl kaum beantworten konnte, da Damon schon immer aus der
Art geschlagen war, die einen charakterstarken Krieger ausmachte. Er würde Nico
trotzdem glücklich machen.
„Trotzdem hätte mein Großvater die Sache ein bisschen
anders lösen müssen. Ich meine, wenn du da am Boden gelegen hättest und fast
verblutet wärst, hätte ich ihn getötet.“
Eine trockene, sachliche Feststellung, die ihr in jedem Fall geglückt wäre.
Zumindest war sie sich dessen so sicher, wie Ash ihr Soulmate war. Liebe konnte
die eigenen Fähigkeiten förmlich zu Höchstleistungen antreiben. Und wenn dann
noch Verzweiflung und Angst mitschwangen, war ein Immaculate eigentlich nicht
mehr aufzuhalten.
„Ich hätte einen der Dolche genommen und damit seine
Kehle durchgeschnitten. Und die von Hellga gleich mit. Als ob mich diese Drohne
mit ihren Komplimenten hätte beeindrucken können. –Pah! Sie hat meine
Verbindungszeremonie beinahe ruiniert. Eigentlich hätte ich sie tatsächlich
töten müssen.“
Awendela krauste angewidert die Nase und hob
unschlüssig die silberne Haube von ihrem Teller ab, um zu sehen, was es geben
würde. Steak. Schön blutig.
Ihr Magen schlug beim Anblick des Fleisches und dem
Geruch, der ihr in die Nase stieg, hungrig weiter seine Kapriolen. Achtlos warf
sie die Warmhaltekuppel beiseite und fing sofort an, das Kurzgebratene mit
ihrem Besteck zu bearbeiten. Sie brauchte das jetzt. Sofort und unbedingt. Das
Gemüse beachtete sie dabei nicht. Es hatte keinerlei Gehalt. Das Fleisch
dagegen...Wendy schloss genussvoll kauend die Augen und hätte den Bissen ewig
im Mund behalten können, solange etwas von dem roten Saft darin steckte,
nachdem sie eigentlich gierte.
Bisher hatte sie verweigert von Ash zu trinken und statt dessen ihn gezwungen,
etwas mehr von ihr zu nehmen, da sie unbedingt wollte, dass die Schnitte auf
seinem Oberkörper heilten. Es waren kaum noch Kratzer. Ihr Namenszug verblasste
allmählich, was Wendy mit tief empfundener Befriedigung registrierte. Ihr Blut
war stärker als jedes Zauberkraut. Sie würde eine gute, tief liebende Frau
sein. Dafür prangten an ihrem Hals immer noch deutlich sichtbar auf der sichtbar
blasser gewordenen Haut die Male seines tiefen Bisses, was sie persönlich aber
nicht weiter störte, da sie mit seinem Speichel verschlossen waren und nicht
mehr nachbluteten.
Ash hatte es sich paschamäßig auf den zu seiner
Bequemlichkeit aufgetürmten Kissen zurechtgelegt, um ja nicht zu verpassen,
wenn seine Ehefrau wieder aus dem Badezimmer kam. Dem Tablett mit dem
Abendessen hatte er keine weitere Beachtung geschenkt, da sein Magen mit etwas
angefüllt war, das besser als jede Delikatesse
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