Die Qualen der Sophora
Opfer dieser Bestien
denken musste. Sie war eben eine ehrenwerte Kriegerin, die ihre Aufgaben sehr
ernst nahm. Unschuldige zu beschützen, stand für sie an oberster Stelle.
Theron nickte ernst, da
ihm klar war, dass der Kampf auch anders hätte enden können, wenn Romy nicht
über diese besondere Fähigkeit verfügen würde. Aber keiner der Krieger hätte an
ihrer Stelle gezögert, die Opfer zu retten. Das war eben ihre vom Schicksal
bestimmte Aufgabe.
„Ray? Konntest du feststellen, wer für das Ganze verantwortlich war?“, fragte
er seinen Waffenbruder und sah ihn bedeutungsvoll an, da er auf den abgehackten
Kopf zu ansprach, den Ray mit in die Fortress genommen hatte, um die Identität
des Toten festzustellen.
Der Angesprochene hob
einen Aktendeckel an und sandte ihm eine mentale Antwort, die Theron mit einem
Nicken quittierte, was Ray dazu veranlasste, die Akte an Damon vorbei Ash
zuzuschieben, der sie mit einem Stirnrunzeln öffnete. Ron konnte genau sehen,
wann die Erkenntnis ihn traf. Sein Gesicht entgleiste nicht, es wurde zur
eisigen Maske, die bar jeden Gefühls war. Innendrin kochte er allerdings. Als
er den Blick zu Romy anhob, leuchteten seine Augen blutrot und die Haut über
seiner Oberlippe spannte, da seine riesigen Fangzähne dagegen drückten.
"Du weißt gar
nicht, was du über dich gebracht hast, Romy!“, flüsterte Ash mit rauer Stimme.
„Ich hätte zu gerne an
deiner Stelle gestanden! Das ist der Sprössling des Mannes, der damals meine
Mutter und ihre Schwester entführt hat und viele andere nach ihnen… Mein
Halbbruder. Ferenc Rukh. Sein Vater ist einer der mächtigsten Aryaner-Lords.
Der Verlust wird ihn zutiefst treffen, möchte ich hoffen.“
Ash’ Augen leuchteten
triumphierend auf, weil ihn schon seit Jahren nach Rache dürstete, die ihm
bisher verwehrt gewesen war. Dafür würde er auf ewig in Romanas Schuld stehen.
Sie hatte ihm den Kopf des Feindes auf einem Silbertablett serviert, das er zu
gerne dessen Erzeuger unter die Nase halten würde. Er hatte seine Mutter
beinahe zerstört und ihr das Leben zur Hölle gemacht.
Er zwang seine Fangzähne zur Rückbildung und klappte die Akte vor sich mit
einer endgültigen Geste zu. Um diesen Kerl würde hier niemand trauern. Er war
miesester Abschaum, wo sein Erzeuger sich wenigstens noch an die
althergebrachten Traditionen hielt, wenn man das überhaupt als Pluspunkt werten
konnte.
„Das war sehr mutig von
dir, Romy!“ Wendy war etwas näher an Ash herangerückt und hatte beschwichtigend
eine Hand auf seinen Oberschenkel gelegt, als dieser die Akten studierte, die
Ray ihm gereicht hatte. Sie musste ihn nicht einmal ansehen, um zu wissen, wie
es um ihn stand. Seine aggressive Anspannung entging ihr noch weniger als
Theron und sie hatte keine Angst davor. Sie verstand ihn nur zu gut, dass er
diesen Bastard am liebsten selbst umgebracht hätte. Vielleicht war es
allerdings auch besser für sein Seelenheil, dass Romy diese Tat für ihn
übernommen hatte. Ash war ein guter Krieger, aber Rache konnte einen manchmal
blind für das Wesentliche machen. Sie tauschte einen Blick mit ihrem Vater, der
wahrscheinlich gerade dasselbe dachte.
„Wir wissen in jedem
Fall, was auf uns zukommen wird.“ Nathan nickte abschließend zu den Worten
seines Waffenbruders.
„Der Lord wird die Tat
uns anlasten, er würde niemals annehmen, dass eine Frau zu so etwas fähig wäre.
Wir sollten in jedem Fall in nächster Zeit sehr wachsam sein! Ich denke, das
ist vorerst genug für die heutige Nacht. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein
Lord uns den Krieg erklärt… Das lässt sich nun einmal nicht vermeiden." Es
war schließlich ihre Aufgabe, Menschen und ihre eigene Rasse vor Übergriffen
der Aryanern zu schützen.
Romy war ganz anders
geworden, als ihr klar wurde, wer ihr Gegner wirklich gewesen war. Ash’
Halbbruder! Es war erschreckend, ihn so aufgewühlt zu sehen. Vor ihrer
Umwandlung hätte ihr das rote Glühen seiner Augen sicher Angst gemacht, aber
nun verstand sie genau, was dahinter steckte, während des Kampfes war es ihr ja
nicht anders gegangen, weil sie immer wieder Bilder der gequälten Opfer vor
Augen hatte. Hätte sie gewusst, dass dieser Kerl auch in die Misshandlungen von
Ash’ Mutter verwickelt gewesen war, hätte sie ihm bestimmt nicht so einen
leichten Tod bereitet.
Sie griff fest nach Rys’ Hand, der ihr starken Rückhalt gab, auch wenn er
insgeheim wohl gerne den einen oder anderen Vorwurf gemacht hätte.
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