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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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um zum Sklavenmarkt in Rhodos verschickt zu werden.
    »HErr, erbarme Dich ihrer!« stöhnte Jigal. Doch jetzt stand ihm noch die fürchterlichste Folter bevor. Vespasian hatte sie eigens für den Mann bestimmt, von dem er annahm, daß er seine Römer mit siedendem Olivenöl habe übergießen lassen. Die Legionäre brachten die siebzehn Angehörigen Jigals herbei. Während Beruria in Todespein schrie, wurden ihre drei Söhne niedergemetzelt, dann deren Frauen. Zuletzt schleppte man die elf Enkel einen nach dem anderen zum Fuße des Kreuzes, an dem Jigal hing. Römische Schwerter durchbohrten sie, acht, neun, zehn. Das letzte Kind war ein kleiner Knabe, der noch gar nicht zu begreifen vermochte, was da geschah.
    Zwei Legionäre stachen ihn von hinten nieder. Die siebzehn Leichname wurden auf einen Haufen geworfen. Der Sieger Vespasian stellte sich daneben, stemmte die Arme in die Seiten und rief seinem Gegner zu: »Da siehst du, Olivenbauer, das Schicksal derer, die sich Rom widersetzen.« Doch so sehr die Schmerzen in seinem gemarterten Leib rasten, fand Jigal die Kraft dem Römer zu erwidern: »Und dennoch werden sie sich wider setzen.« Mit Verachtung und Bewunderung zugleich blickte der stiernackige Feldherr ein letztes Mal auf seinen Feind, der da hilflos und verkrümmt am Kreuz hing. Dann wandte er sich schroff ab, um die endgültige Zerstörung der Stadt zu überwachen. Erst jetzt bekamen Legionäre, die lange Lanzen hielten, den Befehl, Jigals Seite und Berurias Hals zu durchstoßen. Sterbend blickte die bis in den Tod getreue Frau voll Liebe auf ihren Mann. Lautlos bewegten sich ihre Lippen. Und während die beiden über die sonnenbeschienene Stätte des Grauens hinweg einander in die Augen sahen, verschied sie. Jigal flüsterte:
    »Viele sind der Töchter, die sich tüchtig erzeigten,
    aber du übersteigst sie alle!«
    Er wandte den Kopf ab, um noch einmal die kleine Stadt zu sehen, in der er so glücklich gewesen war. Die Mauern von Makor stürzten ein, und alle Häuser standen in Flammen.

    Steinmetzarbeit, ursprünglich ein steinerner Türsturz über dem westlichen Eingang einer Synagoge. Die Verzierungen auf der Oberseite stellen links und rechts Reben dar mit Blättern und Trauben, weiter innen zwei Dattelpalmen - Symbole für den Reichtum Galilaeas. In der Mitte ein kleiner vierrädriger Wagen, darauf die Bundeslade, ein Schrein aus Akazienholz, der die steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten enthält. Die Bundeslade wurde von den Juden auf ihrer vierzigjährigen Wanderung vom Berg Sinai zum Gelobten Land mitgeführt. Als die Bundeslade den Philistern in die Hände fiel, brachte sie diesen nur Unglück; sie gaben sie deshalb freiwillig zurück. König David brachte die Lade nach Jerusalem, König Salomo überführte sie in den Tempel, aus dem sie bei Beginn der Babylonischen Gefangenschaft verschwand. - In Makor 352 n. Chr. vom gleichen Künstler mit drei christlichen Kreuzen versehen. Am 26. März 1291 nach der Zerstörung der Basilika Sancta Maria Magdalena in Makor liegengeblieben.
    Schicht VII Das Gesetz

    Jesus Christus wurde, soviel wir wissen, im Sommer des Jahres 6 v. Chr. geboren, einige Zeit vor dem Tode König Herodes des Großen. Seine Jugend verbrachte Jesus in Nazareth, nur fünfundzwanzig Kilometer südlich von Makor, und während der Zeit, da er seine Lehre verkündigte - ein Jahr und neun Monate währte diese Zeit -, führten ihn seine Wege am Ufer des noch keine dreißig Kilometer östlich gelegenen Galilaeischen Meeres entlang - des Sees Genezareth. Nach Makor aber ist er nie gekommen. Wahrscheinlich am 7. April des Jahres 30 n. Chr. wurde er auf Befehl des römischen Procurators von Judaea, Pontius Pilatus, gekreuzigt.
    Es mag daher überraschen, daß es bis zum Jahre 59 dauerte, ehe der Name Jesu Christi in der kleinen Stadt Makor erstmals erwähnt wurde. Bedenken wir jedoch die zeitlichen Umstände, so erscheint dies weniger erstaunlich. In den unruhevollen Jahren seiner irdischen Sendung zogen viele junge Juden durch Galilaea. Manche, wie der Feldherr Josephus, wollten das Volk zum Widerstand gegen Rom einen - ihre Motive waren militärischer Art. Andere suchten die Juden von der Notwendigkeit zu überzeugen, sich wieder selbst zu regieren -ihre Absichten waren politischer Natur. Einige wanderten von einer Gemeinde zur nächsten und verkündeten ihre ernsten Gedanken zur Erneuerung des Glaubens, wie Mose und die Propheten ihn gelehrt hatten - ihre Träume waren religiöser Art. Und

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