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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nach Amerika dem Schicksal einer Jüdin entgehen kann?
    A merikaner : Bestimmt.
    I sraeli : Sie entgeht ihm bis zu dem Augenblick auf ihrer Hochzeitsreise, wo der Empfangschef des Hotels sagt: >Juden haben keinen Zutritt.<
    AMERIKANER: Wir wissen schon, wie man solche Hotels meidet.
    ISRAELI: Oder bis die Medizinische Fakultät ihrem Sohn mitteilt: >Wir haben Numerus clausus für Juden - alle Stellen sind besetzt.<
    A merikaner : So drückt man sich heute nicht mehr aus.
    I sraeli : Oder bis ein neuer Senator McCarthy daherkommt, der seine Wahlversprechen für die Wirtschaft nicht einhalten kann und dann euch Juden als Vorwand nehmen muß.
    AMERIKANER: Heute sind wir gegen derartige Dinge gesichert.
    ISRAELI: Oder bis eine neue internationale Tragödie wie Nazi-Deutschland.
    AMERIKANER: Die Welt wird so etwas nicht noch einmal zulassen.
    I sraeli : Noch vor der Geburt Ihres ersten Sohnes wird es geschehen. In Südamerika? In Südafrika? Quebec?
    AMERIKANER: Ich bin sicher, daß man etwas unternimmt.
    I sraeli : Sie reden genauso wie mein Onkel in Gretsch, im Jahre 1933. Und er hat recht gehabt. Etwas ist tatsächlich unternommen worden. Und sie haben Adolf Eichmann für das aufgehängt, was unternommen worden ist.
    A merikaner : Sie werden es nicht schaffen, den Juden Amerikas bange zu machen, Eliav.
    I sraeli : Ich mache niemandem bange. Die Geschichte sorgt schon dafür.
    AMERIKANER: In Amerika haben wir Garantien, die uns vor der Geschichte schützen. Außerdem übersehen Sie eine wichtige Tatsache. In Amerika ist dieses natürliche Haßgefühl, das es bei allen Völkern gibt, nicht gegen den Juden gerichtet, sondern gegen den Neger.
    ISRAELI: Wenn er zugrunde geht, gehen Sie auch zugrunde.
    A merikaner : Sie können aus dem, was in Europa geschehen ist, nicht auf Amerika schließen. Das ist der größte Irrtum, den die Israelis begehen. Und sie tun es immer wieder. Wir Amerikaner sind anders. Mehr als die Hälfte meiner nichtjüdischen Nachbarn kommt aus dem Ausland. Wir gehören alle zu dieser oder jener Minderheit.
    ISRAELI: Und jede hat ihr antijüdisches Vorurteil mitgebracht. Sie sagen, daß Sie anders sind. Aber nicht, weil Sie Amerikaner sind, sondern weil Sie Jude sind. Und diesen Unterschied wird Amerika Sie niemals vergessen lassen. Sie nicht, und Ihre Kinder nicht.
    A merikaner : In Jahren habe ich nicht den geringsten Antisemitismus feststellen können.
    ISRAELI: Sie erleben ihn jeden Tag, aber Sie haben sich dagegen abgehärtet.
    A merikaner : Es scheint mir, Sie haben zwei Gründe dafür, auf uns amerikanische Juden ärgerlich zu sein. Wir haben uns eine Lebensweise zu eigen gemacht, die die beste ist, die es jemals in dieser Welt für die Juden gegeben hat. Und wir weigern uns, nach Israel auszuwandern.
    I sraeli :    Wir wollen das einmal der Reihe nach
    durchsprechen. Was Ihre neue Lebensweise angeht, so ist es nur ein irreführender alter Traum in einem goldenen Ghetto. Eine Religion, die kein Judentum ist. Eine Synagoge, die nur ein gesellschaftlicher Treffpunkt ist, und eine dritte Generation, die glaubt, von der Mehrheit anerkannt zu sein, wenn sie ihren Sohn Bryan nennt. Es ist eine leere, armselige, materialistische Schablone, die nur zu einem einzigen Ergebnis führt: zur Assimilation. Die Rate der Mischehen bei den jungen Juden Amerikas liegt bereits bei mehr als zehn Prozent und steigt bis auf fast fünfundzwanzig. Eine neue Art zu leben? Nein. Nur ein Trugbild, das zur völligen Auslöschung führt, dahin, daß es eines Tages keine Juden mehr geben wird.
    A merikaner : Das erschreckt mich nicht. Wenn wir Mose viertausend Jahre lang gefolgt sind mit dem einzigen Ergebnis, daß wir heute ein völlig abgesondertes Volk sein sollen, dann halte ich es für die höchste Zeit, einmal das amerikanische Vorbild auszuprobieren. Ich will ein guter Jude sein. Und Vered will es auch. Wenn aber mein Sohn Bryan, wie Sie ihn nennen, im großen Strom mitschwimmen will, werde ich ihn mitschwimmen lassen.
    I sraeli : In diesem Fall ist Israel erst recht nötig, um das Judentum zu bewahren. Und Sie. Sie sind wahrhaftig sehr zurückhaltend gewesen damit, uns Einwanderer zu schicken, die uns helfen sollten, den jüdischen Staat zu erhalten.
    A merikaner : Unsere Aufgabe ist es, in Amerika zu bleiben, unser Land für die Juden zu der sichersten Zuflucht der Welt zu machen und unseren Wohlstand mit unseren Brüdern in
    Israel zu teilen. Und wenn Sie mir einmal ein persönliches Wort gestatten wollen: Ich

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