Die Quelle
erlauben.«
Benn nickte voller Bitternis. Johanna Grothe war einfach ein großer Fan von Daniel Rasquin. Es war sinnlos, dagegen anzureden.
»Dann ist unsere Reise hier wohl endgültig zu Ende.« Benn hob resigniert die Hände. »Wir zeigen der Polizei noch die beiden Leichen in Ihrem Anbau, und dann soll das Bundeskriminalamt versuchen, unseren Aufenthalt hinter Gittern möglichst kurz zu gestalten. Unterdessen ist meine Frau tot.«
»Ich werde meinen Chef anrufen, bevor wir mit der französischen Polizei reden, und klären, wie wir uns verhalten sollen.« Ela Stein griff nach ihrer Jacke. »Vielleicht haben meine Chefs bereits mit ihren französischen Kollegen gesprochen. Das würde uns sicherlich helfen.« Sie zog ihr Satellitenhandy aus der Jacke und gab den Code ein.
Benn beobachtete sie dabei. Bisher hatte Wellens in einem bestimmten Rhythmus möglichst unverfängliche Nachrichten abgesetzt, indem er Namen überhaupt nicht genannt hatte.
Mit seinem Tod war eine vollkommen neue Situation entstanden. Ohne die Hilfe des Bundeskriminalamtes sah auch Benn keine Chance, der französischen Polizei ihre Geschichte plausibel zu machen oder sie von ihren Absichten zu überzeugen. Wenn man sie nicht gleich festnahm, würde zumindest viel Zeit mit Rückfragen verloren gehen. Und Zeit hatten sie nicht.
»Sie sind wohl nicht bei Trost!«, fauchte die Chemikerin. »Mit der Polizei reden. Kennen Sie die französische Polizei? Die werden Ihnen aber was erzählen. Egal, ob das Bundeskriminalamt gut Wetter macht oder nicht.«
»Wir können nicht so tun, als gäbe es Wellens' Leiche nicht. Und dann diese Männer. Wer kannte unser Ziel? Und woher? Es gibt so viele offene Fragen. Mit Wellens' Tod haben wir jegliche Rückendeckung verloren. Für genau solche Momente habe ich das Satellitenhandy ja dabei.« Ela Stein wartete darauf, dass sich die Verbindung aufbaute.
»Warum sind Sie denn plötzlich so energisch?«, fragte Benn die Chemikerin.
»Sie wollen doch Ihre Frau retten!« Johanna Grothe sprach mit einem seltsamen Unterton, der Benn aufhorchen ließ.
»Sicher. Und Sie Ihren Enkel?«
»Selbstverständlich.«
»Und wie wollen Sie das anstellen? Ohne die Unterlagen?«
»Haben Sie den Haufen Papier in meinem Anbau übersehen? Warum finden wir denn die Unterlagen nicht doch noch? Oder meinen, die Unterlagen gefunden zu haben?«
»Und dann?«, fragte Benn, der sofort begriff, was die Chemikerin mit ihren letzten Worten meinte.
»Der Entführer ist doch kein Experte.« Johanna Grothe deutete in den Raum. »Den muss man doch mit ein paar Unterlagen zumindest in die Irre führen können, bis die Polizei ihn überwältigen kann. Und was meinen Enkel angeht, so bin ich der Überzeugung, dass er nicht mehr in der Gewalt des Entführers oder tot ist. Wenn sein Schicksal bereits besiegelt ist, spielt das alles keine Rolle mehr für ihn.«
Sie nickte nachdenklich, schien in Gedanken noch einmal den Sinn ihrer Worte abzuwägen.
»Ist er aber frei oder kommt frei, dann kann er immer noch sagen, wo die Unterlagen sind«, sagte sie schließlich mit fester Stimme.
»Ich verstehe das richtig, ja? Sie bieten mir eine Chance, meiner Frau zu helfen.«
»Genau. Aber dazu müssen wir nach Deutschland. Die französische Polizei ist dabei mit Sicherheit der falsche Weg.«
Benn wandte sich entschlossen an Ela Stein. »Am besten wäre, wenn Sie Ihren Leuten vorflunkern, wir hätten die Unterlagen gefunden. Damit die in Laufschritt verfallen und uns hier abholen.«
»Ich weiß nicht.« Ela Stein schüttelte den Kopf. »Wir sollten mit offenen Karten spielen.«
»Haben Sie nur ihre Weisungen im Kopf?«
Auch wenn Ela Stein mit keiner Silbe verraten hatte, ob und welche Weisungen ihr mit auf den Weg gegeben worden waren, war Benn doch klar, dass sie als Polizistin in bestimmten Situationen nicht einfach tun durfte, was sie wollte.
Aber er. Und er musste zurück. Mit Unterlagen.
»Hallo - ja. Krüger? Ja, Ela Stein. Wir sind in Südfrankreich ... auf einem Weingut ...« Die Kommissarin senkte den Kopf und konzentrierte sich ganz auf das Telefonat.
Benn ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Gelegentlich hob sie den Kopf, erwiderte seinen Blick. Sie fasste die Geschehnisse kurz und prägnant zusammen.
»Wir haben auch Berge von Papier gefunden, wissenschaftliche Artikel ohne Ende. Aus aller Welt. Aber darin Kempers Unterlagen zu finden ist praktisch unmöglich.«
Benn schüttelte wütend den Kopf. Die Kommissarin dachte nicht daran,
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