Die Quelle
funktioniert?«
»Er wird funktionieren. Denken Sie an den Stromausfall.«
»Das macht mir ja gerade Sorgen.«
»Niemand kann das beweisen.«
»Es wäre schön, wenn wir noch warten könnten.«
Die Unsicherheit des Energieministers steigerte die Spannung von Kami-Passang noch. Was für eine Entscheidung musste getroffen werden?
»Bis wann? Wir müssen Vorbereitungen treffen, Gespräche führen. Unsere Leute brauchen ein paar Stunden Zeit. Es wird ohnehin knapp.«
»Wie geht es weiter?«
»Von Stockholm aus fliegen wir mit dem Hubschrauber weiter. Es wird alles organisiert.
»Was sagt denn der Präsident?«
»Nichts Neues. Samstag in Stockholm will er die Welt umkrempeln. Abgesehen von seiner Wiederwahl will er den Russen und Chinesen gerade jetzt zeigen, wer wir sind.«
»Was passiert mit den Leuten, die noch für Brown draußen sind?«
»Die kennen ihr Risiko. Wir werden alle Verbindungen kappen. Keine Spuren.«
»Was heißt das?«
»Das wollen Sie doch nicht wissen, oder?«
»Es sind unsere Leute.«
»Es sind bezahlte Söldner.«
»Sie helfen uns.« Der Energieminister hüstelte wieder. »Warum muss ich diese Entscheidung treffen?«
»Weil Sie nun einmal hier sind. Und weil Sie das Energieministerium leiten. Das wichtigste Ministerium überhaupt. Wir Eingeweihten wissen das doch seit der ersten Ölkrise.«
Kapitel 54
FLUGHAFEN AVIGNON
»Sie haben Ihre Chance nicht genutzt.« Der Fremde lachte. »Ich habe Sie richtig eingeschätzt. Und jetzt will ich die Unterlagen.«
Noch bevor Benn antworten konnte, war die laute Stimme von Daniel Rasquin zu hören. Benn sah über die Schulter. Der Winzer kletterte unablässig rufend aus dem Jet und eilte mit dem Rucksack in der Hand heran.
»Halt! Keinen Schritt weiter!«, wurde Rasquin durch den Ruf des Fremden gestoppt.
»Lassen Sie ihn in Ruhe! Philippe! Geht es dir gut?«
Der Junge nickte schwach.
Er hockte auf den Knien und zitterte. Der flehende Blick seiner Augen, mit dem er seinen Vater ansah, fuhr Benn in die Glieder. Er sah plötzlich Francesca vor sich.
»Hier drin sind die Unterlagen!« Daniel Rasquin hielt den Rucksack hoch. »Lassen Sie meinen Sohn frei.«
»Aber ja.« Der Fremde nickte ernst. »Werfen Sie den Rucksack herüber.«
»Wenn Sie das tun, hat er uns vollkommen in der Hand!«, rief Benn. »Erst soll er Ihren Jungen freilassen.«
Rasquin nickte, aber der Fremde schüttelte nur den Kopf und sah dann wieder zum Jet hinüber. Benn folgte seinem Blick. Auch Ela Stein hatte das Flugzeug verlassen und kam mit gezogener Waffe näher.
»Verschwinden Sie!«, brüllte Benn die Kommissarin an. »Ich habe Ihnen doch gesagt, was Sie tun sollen: meine Frau retten, wenn ich hier draufgehe!«
Ela Stein achtete nicht auf ihn, sondern begann plötzlich, einen weiten Bogen zu schlagen. Sie umrundete weiträumig die Frontpartie des Wagens.
»Bleiben Sie stehen!«, rief der Fremde und drückte die Kofferraumhaube zu, um besser sehen zu können.
Benn begriff, was die Kommissarin vorhatte. Schon jetzt drehte der Unbekannte immer wieder den Kopf, um ihn und die Kommissarin im Blick zu behalten.
Ela Stein ging weiter, vollendete den Bogen, bis sie im Rücken des Fremden stand. Während sie sich nun langsam näherte, drehte der Fremde sich so, dass er das Heck des Wagens im Rücken hatte. Rechts von ihm hockte Philippe Rasquin, immer noch die Waffe des Fremden am Kopf.
Benn und Daniel Rasquin standen, von ihrem Standort aus gesehen, jetzt links vor dem Fremden, während sich die Kommissarin von rechts näherte.
Sie bildeten eine Zange, begriff Benn. Bei einem Schusswechsel würde der Unbekannte zwei weit auseinanderliegende Ziele bekämpfen müssen.
Plötzlich blieb die Kommissarin stehen und ging in die Hocke, legte sich dann auf den Boden, die Arme mit der Waffe nach vorne gestreckt. Sie hob und senkte mehrmals den Kopf, dann schien sie die Visierlinie gefunden zu haben. Es war ganz deutlich zu sehen, wie sie den Hahn der Pistole spannte.
Benn stöhnte auf. Sie bereitete sich auf den einen, finalen Schuss vor. Und er würde ihr die Zeit, diesen Bruchteil einer Sekunde verschaffen müssen, indem auch er schoss. Als Erster schoss. Und sich als Zielscheibe anbot.
Aber was war, wenn der Fremde nicht die erwartete Reaktion zeigte, sondern tatsächlich den Jungen erschoss?
»Nein!«, schrie Rasquin, der die Absicht der Kommissarin ebenfalls begriff. »Das können Sie nicht tun! Er will Philippe doch freilassen!«
»Sehen Sie sich um! Der
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