Die Quelle
er aus seiner Starre erwacht. Ja. Er träumte genauso wie ich vom großen Wurf.«
»Warum haben Sie nicht einfach in den USA das Patent angemeldet?«, fragte der Bundeskanzler.
»In den Vereinigten Staaten werden seit 1992 keine Patente zur Kalten Fusion mehr angenommen.« Kemper trank einen großen Schluck Wasser, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich habe meine eigene Interpretation dazu. Aus meiner Sicht soll damit verhindert werden, dass das Patent von den Falschen angemeldet wird. Sie wollen es haben. Sie müssen es haben. Energie ist der Schlüssel zur Macht.«
Kapitel 60
AUTOBAHN A 20
Benn stand gut geschützt hinter dem aufragenden Flugzeugheck. Es waren eindeutig zwei Männer, die ein paar Meter von ihm entfernt an der Böschung warteten. Das streuende Licht ihres Handscheinwerfers reichte aus, ihre Statur gut zu erkennen.
Für einen Moment wurde das Gesicht des einen Mannes beleuchtet. Er kaute auf dem Stummel einer Zigarre. Benn waren die Gesichtszüge fremd. Der Größere der beiden war der Entführer.
Wer war der andere? Benn überlegte. Na klar. Sie waren in Wieck doch zum Schluss mindestens noch zu zweit gewesen. Der Entführer und dann noch einer, der den Fluchtwagen gefahren hatte.
Benn war irgendwie erleichtert. Er hatte das die ganze Zeit ausgeblendet, einfach nicht zu Ende gedacht. Es schien ihm, als habe er jetzt den Fehler entdeckt, von dem er die ganze Zeit unbewusst geahnt hatte, dass es ihn gab.
Die beiden Männer gestikulierten, dann reichte der Entführer den Strahler weiter. Sie bewegten sich an der Böschung entlang, leuchteten das Wrack ab. Plötzlich verharrten sie, nachdem der Entführer schon die Böschung hinabklettern wollte.
Benn überschlug, mit wie viel Schritten er die Distanz überbrücken konnte. Erst den Entführer angreifen und dann den anderen? Oder umgekehrt?
Nein. Beides falsch. Es sollte doch einen Austausch geben.
Konnte er sich darauf verlassen? Nein. Der Entführer hatte ja nicht einmal bei den Telefonaten Wort gehalten, als er mit seiner Frau hatte sprechen wollen.
Du musst zum Wagen. Da sitzt Francesca.
Benn warf einen letzten sichernden Blick auf die Männer an der Böschung. Der Mann mit dem Zigarrenstumpen schlenkerte seine linke Hand heftig hinter dem Rücken.
Benn wollte losrennen, doch eine Bewegung am Wagen ließ ihn zögern. Ein dritter Mann kletterte lautlos ins Freie.
Völlig überrascht starrte Benn auf die Gestalt, dann an ihr vorbei. Der Mann drückte die Wagentür wieder zu. Benn meinte, im Innern eine Bewegung gesehen zu haben. Francesca!
Fast hätte er einen riesigen Fehler gemacht. Aber wieso ...?
Der Mann kam geduckt auf ihn zu. Benn begriff, dass der dritte Mann das Heck umrunden und sich dann von der anderen Seite dem Cockpit nähern wollte. Offensichtlich hinderte die Kommissarin die beiden anderen daran, näher an den Jet heranzukommen.
Benns Gedanken rasten. Er musste ihn ablenken, vielleicht konnte Francesca dann fliehen. Wenn sie nicht gefesselt war. Spekulation.
Und da waren noch die beiden anderen Gegner. Außerdem würde der dritte Mann ihn so frühzeitig entdecken, dass er ihn wohl kaum überraschen konnte. Gegen drei hatte er überhaupt keine Chance.
Benn glitt die Böschung hinunter und kroch dann zur Seite, weg vom Wrack. Ohne Licht würde der Mann das niedergedrückte Gras hoffentlich nicht bemerken. Benn hörte sich keuchen und war dankbar für den heulenden Wind, der seine hastenden Geräusche übertönte.
Benn warf sich mit einem letzten Satz zur Seite, tauchte mit den Händen in das feuchte Gras und stieß sich wieder ab, bis er hinter einem Busch an der Böschung lag, mehr als fünf Meter vom Wrack entfernt.
Von einer Sekunde zur nächsten legte der Wind eine Pause ein. Plötzlich waren die Stimmen der beiden Männer auf der anderen Seite des Wracks klar zu hören. Sie fragten nach Verletzten, nach Benn, nach den Unterlagen.
Bei den ersten Worten der Kommissarin setzte das Heulen des Windes wieder ein und übertönte alle anderen Geräusche.
Benn hob vorsichtig den Kopf. Über ihm auf der Autobahn schob sich der Kopf des dritten Mannes unmittelbar an der zertrümmerten Leitplanke über den Rand der Böschung, musterte das Gelände.
Benn verharrte regungslos. Endlich kletterte der Mann vorsichtig am Wrack entlang nach unten. Als er die kleinen Fenster der Kabine erreichte, hielt er an und griff an seinen Bauch, zog eine Pistole hervor. Benn konnte die Umrisse des Mannes in dem schwachen
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