Die Quelle
würde für ihre Gemeinheit.
»Sie wissen doch, wie Kempers Vorschlag aussieht. Was ist, wenn es schon passiert ist?«
Duvall lief es kalt über den Rücken. Er hatte das Naheliegende übersehen. Sowohl Ferrand als auch Kemper kannten das Versteck.
Er war hier nicht mehr sicher.
Kapitel 31
PARIS
Benns Nackenhaare stellten sich schlagartig auf. Plötzlich schwoll der Schrei an, brach dann ab, um erneut einzusetzen. Gleich darauf wurde die Wohnungstür aufgerissen.
Zwei Männer stürmten aus der Wohnung und rannten in Benn und die Kommissarin hinein. Ela Stein stürzte gegen Benn, und beide verloren das Gleichgewicht, kippten zur Seite.
Benn fing sich mit einem seitlichen Schritt ab und griff an der Kommissarin vorbei nach vorn. Er bekam den rechten Arm des hinteren Mannes zu fassen und zog.
Der Mann wollte die Treppe hinunter. Stoff riss. Plötzlich spürte Benn Haut in seiner Hand. Er umklammerte den Unterarm des Mannes, dessen Hemd am Handgelenk zerrissen war. Benn machte eine drehende Armbewegung. Für einen Moment zeigte die Innenseite des Unterarmes nach oben, auf der Benn eine längs verlaufende, schlecht vernarbte Wunde bemerkte.
Der Flüchtende wirbelte herum, und Benn blickte in ein gebräuntes Gesicht mit wütend funkelnden Augen. Der Fremde stieß seine Linke an der zwischen ihnen stehenden Kommissarin vorbei in Richtung von Benns Gesicht. Benn ließ den Arm los und wich mit einem Schritt nach hinten aus.
Der Mann hetzte die Treppe hinunter, während die junge Französin schreiend durch die Wohnungstür auf den Treppenabsatz stolperte.
Ela Stein stellte sich ihr in den Weg und umklammerte die Frau, die sich verzweifelt schluchzend aus dem Griff der Kommissarin zu befreien versuchte.
Benn stürmte an den beiden vorbei in den Flur und riss dabei mit der Schulter einen gerahmten Druck von der Wand, dessen Glas auf den Dielen zersplitterte.
Links stand eine Tür einen Spalt offen. Benn sah dahinter weiße Fliesen. Er hetzte auf die offen stehende Tür am Ende des Flures zu.
Eine beige Ledersitzgruppe stand im Wohnzimmer vor den beiden Fenstern, die zum Hof hinausgingen. In einem der Sessel hing ein menschlicher Körper mit seltsam verrenkten Gliedmaßen.
Das Gesicht unter dem blonden Haarschopf war mit Beulen und Schwellungen übersät und voller Blut. Mund und Kiefer waren durch besonders starke Hämatome entstellt. Die aufgeplatzten Lippen mussten eine Folge von Schlägen auf den Mund sein. Die vorderen Zahnreihen im Ober- und Unterkiefer wiesen Lücken auf. An den Lippen bildeten sich immer wieder blutige Blasen, und Zahnsplitter klebten in einer Speichelspur am Kinn.
Benn eilte auf den Mann zu und fühlte ihm den Puls am Hals. Dabei musterte er die Kleidung. Auch das T-Shirt und die Hose des Mannes waren voller Blutflecken.
Er fasste den Körper an den Schultern und zog ihn so sanft wie möglich aus dem Sessel zu Boden, brachte ihn in die stabile Seitenlage.
»Halt durch!«, keuchte Benn und kam sich seltsam dämlich vor.
Die stöhnenden Laute aus dem Mund des geschundenen Körpers schwollen zu einem entsetzlichen Gewimmer an, das erst allmählich wieder in ein lang gezogenes Stöhnen überging, als die Rufe der jungen Französin näher kamen.
Er hörte, wie Ela Stein an der Tür beruhigend auf die junge Frau einredete, sie festhalten wollte.
»Lebt er?«, fragte Ela Stein dann an Benn gerichtet.
»Ja!«, krächzte er. »Aber ich weiß nicht, wie lange noch. Er ist übel zugerichtet.«
»Das war jetzt genau die falsche Antwort.«
Benn sah betreten zur Seite, als die junge Französin auf ihren Freund zueilte, sich weinend zu ihm herabbeugte, seine Wangen streichelte und auf ihn einflüsterte.
»Beruhigen Sie sie«, fauchte Benn die Kommissarin an, als die Französin wieder laut zu schluchzen begann. »Damit hilft sie ihm nicht. Er muss schnellstens in ein Krankenhaus. Wer weiß, wie lange er noch durchhält. Was machen wir?«
Ela Stein bedachte Benn mit einem bösen Blick, dann legte sie der Französin die Hand auf die Schulter und redete eindringlich auf sie ein. Allmählich beruhigte sich die junge Frau, und nach einer Weile beantwortete sie die Fragen, die Ela Stein an sie richtete.
»Das nächste Krankenhaus ist nur ein paar Straßen von hier entfernt. Aber der Notruf funktioniert natürlich nicht.«
»Hier liegen lassen können wir ihn nicht. Er braucht ärztliche Hilfe. Ich könnte zum Krankenhaus laufen oder Wellens fährt hin und ...«
»Da wird niemand kommen. Die
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