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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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davon.
    Benn marschierte los, bahnte sich rufend einen Weg, schob andere Wartende zur Seite und spürte Schläge in der Seite. Ein Hieb ließ ihn beinahe einknicken, so heftig wurde er an der rechten Niere getroffen.
    Dann hatte er es endlich geschafft, stand vor einem gläsernen Durchgang, hinter dem ein Wachmann wartete, der nur dann die Tür öffnete, wenn ein Arzt oder eine Krankenschwester ein entsprechendes Zeichen gaben.
    Benn zog die Tür auf. Sofort trat der Wachmann auf ihn zu. Benn verlagerte sein Gewicht auf das linke Bein, hob blitzschnell den rechten Fuß und trat zu.
    Sein Tritt gegen das Schienbein des Wachmannes war nicht besonders fest, reichte aber aus, um den Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht zurückweichen zu lassen.
    Plötzlich waren die Kommissarin und die junge Französin wieder neben ihm. Sie schrien auf den Wachmann ein und stellten sich ihm einfach in den Weg. Benn stapfte weiter bis zu einer Liege, die ein paar Meter weiter gerade von einem Pfleger aus einem Zimmer auf den Gang geschoben wurde.
    Das Laken der Liege war voller Blut, und irgendeine Flüssigkeit hatte am Fußende das Laken durchfeuchtet. Benn zögerte kurz, dann legte er Timo Moritz auf der Liege ab.
    Geschafft, dachte er, um sich sofort zu korrigieren.
    Nichts hast du geschafft. Dieser Timo Moritz, der dir helfen sollte, liegt halbtot in einem Krankenhaus, in dem es zugeht wie in einem Kriegslazarett.

Kapitel 32
    BERLIN
     
    Christoph Hagen stand an diesem Morgen spät auf.
    Noch im Bett liegend, stellte er mit einem Klaps auf den Lichtschalter an der Wand über dem Bett fest, dass es immer noch keinen Strom gab.
    Hagen wälzte sich aus dem Bett und tapste in die Küche.
    Das Apartment, das er bewohnte, lag in einer ruhigen Seitenstraße unweit des Boulevards Unter den Linden. Bis zum Brandenburger Tor und den Regierungsbauten lief er nur wenige Minuten, und sooft es ihm die Zeit erlaubte, nutzte er diese Chance auch.
    In der Küche des ausgebauten Dachgeschosses besserte sich seine Stimmung, nachdem er eigentlich auf Schlimmes gefasst war. Er fand einen Campingkocher und Reservepatronen mit Gas auf der Arbeitsplatte der Küchenzeile. Den Vorrat an Wasserflaschen stapelte er in einer Ecke.
    »Habe besorgt, was möglich war«, stand auf einem Zettel, der auf dem Küchentisch in einem Umschlag lag, den seine Sekretärin geschrieben hatte.
    »Goldschatz«, murmelte Hagen und fand kleine Dosen mit Wurst, die sich auch ohne Kühlschrank hielten.
    Er ging ins Bad und fand dort weitere Flaschen mit Wasser, die es ihm erlaubten, sich zumindest zu waschen und die Toilette nachzuspülen. Erst hinterher kam ihm der Gedanke, dass irgendwann und irgendwo die verstopften Leitungen überquellen würden.
    Während er auf dem Campingkocher Wasser erhitzte, um sich einen Kaffee zu brühen, ging er in das Ankleidezimmer. Sein Vorrat an gebügelten Hemden nahm ab. Morgen war der Tag, an dem die Wäscherei die vor einer Woche abgegebenen Hemden gewaschen und gebügelt liefern sollte.
    Daraus würde wohl nichts werden. Selbst wenn der Strom noch heute wieder fließen sollte, würde es noch Tage dauern, bis ein einigermaßen geordnetes Leben wieder möglich wäre.
    Unwirsch zog er ein weißes Hemd an, wählte einen der dunklen Anzüge und entschied sich für eine dunkelblaue Krawatte mit einem Muster aus vielen kleinen weißen Punkten.
    Nach dem Frühstück, an dem er nur die nicht getoastete Weißbrotscheibe zu bemängeln hatte, verließ er die Wohnung und lief das erste Mal seit Monaten die Treppe hinunter. Zuletzt hatte er das tun müssen, weil der Fahrstuhl aufgrund einer Wartung außer Betrieb war.
    Unten im Hausflur blieb er stehen, denn aus seinem Briefkasten ragte ein brauner Umschlag. Er erinnerte sich ganz genau, dass der Umschlag in der Nacht noch nicht im Briefkasten gesteckt hatte. Und die Post kam normalerweise erst kurz nach Mittag. Und heute würde sie garantiert nicht kommen.
    Hagen zog den Umschlag aus dem Briefkasten.
    Mit einem Schlag war es mit seiner Gelassenheit vorbei. Die kleine, saubere Schrift, mit der sein Name auf den Umschlag geschrieben war, jagte ihm die Hitze in den Kopf.
     
    Herr Hagen,
    Ihre Zweifel sind Schuld an meiner jetzigen Situation. Sie haben mir nicht geglaubt, mich nicht ausreichend beschützt. Andere sehen meine Erfindung als so real an, dass sie mich haben entführen lassen. Ich habe mittlerweile mein Schicksal selbst in die Hand genommen. Einer der Entführer hat mich in die Nähe Berlins

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