Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Aufgebot an VIPs von oben nach unten transportiert wurde. Sie blieben nach ihrer Ankunft alle im Empfangsbereich und labten sich dort an der frühmorgendlichen Auswahl an frischen Piroggen, Obst und schwarzem Kaffee.
Dr. Skowokow und sein Team mischten sich unter die Anwesenden. Alle wollten sie seine Aufmerksamkeit, hofften, sich einschmeicheln zu können bei dem Mann, der die Zukunft Russlands als wieder bedeutende und führende Nation auf dem Gebiet der Medizin in den Händen hielt. Er war wie ein Rockstar, der nach einer mysteriösen fünfzehnjährigen Bühnenabstinenz sein Comeback feierte. Es war die Zusammenführung alter Mächte mit der jüngeren Generation, die nach Anerkennung lechzte in einer Welt, in der man sie auf einen zweiten Platz verbannt hatte.
Einer der Ärzte stand allein im Abseits, umklammerte einen mittelgroßen Seesack und ignorierte die Unterhaltungen um ihn her. Er schien die Gesichtszüge jedes Einzelnen zu studieren. Seine hohe Gestalt und sein straffer Körper unterschieden sich deutlich von den schwammigen Figuren der Mediziner, die um ihn her in der Runde standen. Und raue, kräftige Hände besaß er, nicht die feingliedrigen Hände eines Chirurgen, nicht die Hände eines Menschen, der besessen davon war, intellektuelle Ziele zu erreichen oder Geld zu zählen. Busch verbarg sich in der Dunkelheit hinter dem Gitter der Klimaanlage und sah ihn sich genauer an. Für die anderen Russen war der Mann lediglich ein weiterer Arzt, aber für Busch, den ehemaligen Polizisten, war er eine Bedrohung. Dieser Mann war nicht aus intellektueller Neugier hier, oder um wissenschaftlich voranzukommen.
Ein leiser Glockenklang riss Busch aus seinen Gedanken. Die erregte Menschenmenge bewegte sich in Richtung des Zuschauerraums. Alle lächelten Skowokow an, nickten ihm zu und wünschten ihm alles Gute, als stehe er kurz vor einem Bühnenauftritt. Die gesamte Gruppe betrat den Zuschauerraum, der sich hinter dem großen Fenster auftat, durch das man in den Operationssaal blicken konnte, und rasch nahmen alle ihre Plätze ein und unterhielten sich dabei nur im Flüsterton, um den Künstler ja nicht zu stören. Mit einem lauten Klacken schloss sich die schwere Brandschutztür aus Metall hinter ihnen, und sie verstummten vor gespannter Erwartung.
Im Foyer wurde Skowokow von den Mitgliedern seines Teams umringt, die mit hörbarer Erregung die letzten Fragen stellten und ihre letzten Instruktionen entgegennahmen. Und dann, wie auf ein Stichwort, öffnete sich die Tür des Fahrstuhls. Zwei medizinisch-technische Assistenten schritten neben einer Trage, auf der Genevieve Zivera lag. Es raubte Busch den Atem, als er die nahezu leblose Gestalt der Frau erblickte. Niemand hatte Mitleid mit ihr; alle betrachteten sie mit reiner Profitgier und sahen sie als ein Objekt, das es auszubeuten galt. Busch brauchte alle seine Kraft, um den Zorn im Zaum zu halten, den er angesichts der Vergewaltigung ihrer Seele empfand.
Die Techniker rollten sie aus der Fahrstuhlkabine und durch den Korridor zum Operationssaal. Busch beobachtete aus seinem Versteck hinter dem Lüftungsgitter, wie das Foyer sich leerte und es still darin wurde. Es dauerte nicht lange, und die beiden medizinisch-technischen Assistenten kamen zurück, betraten den Fahrstuhl und verschwanden hinter den sich schließenden Türen.
Ohne ein Geräusch zu machen, entfernte Busch das Gitter der Klimaanlage und legte es nach hinten in ihr Versteck. Er sprang nach unten in den Empfangsbereich und blieb erst einmal regungslos stehen, horchte und sah sich um. Dann zupfte er den weißen Kittel zurecht, den er trug, und strich ihn glatt. Niemand würde ihm abnehmen, dass er wirklich ein Arzt war, aber das kümmerte ihn nicht. Er brauchte nur lange genug wie ein Arzt auszusehen, um seine Waffe ziehen zu können. Er drehte sich nach hinten zu Fetisow, der gleich hinter ihm durch die Öffnung sprang und einen ähnlichen knielangen Arztkittel trug. Busch griff durch das Loch und zog ein großes eisernes Kreuz heraus, das aus zwei jeweils gut einen Meter langen Stäben bestand, die zusammengeschweißt waren. Ohne ein Wort zu sagen, ging er den Korridor hinunter, vorüber an der geschlossenen Tür zum Operationssaal und weiter zum Zuschauerraum. Lautlos hob er das fünfzig Pfund schwere Kreuz und lehnte es gegen den Rahmen der Tür des Zuschauerraums. An der Stelle, an der die Eisenstäbe miteinander verschweißt waren, sodass sie das Kreuz bildeten, befanden sich zwei
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