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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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fielen Pergamente auf, die in Lateinisch mit dem Wort »Alexandria« markiert waren; es überraschte ihn nicht, dass sich Dokumente aus der größten Bibliothek, die in der Geschichte der Menschheit verloren gegangen war, hier wiederfanden. Da sie über ein Erbe verfügte, das zurückreichte bis zu Alexander dem Großen, beinhaltete die byzantinische Liberia vermutlich viele der großen verlorenen Geheimnisse der Geschichte.
    Michael wurde bewusst, dass dies hier nicht nur die legendäre byzantinische Bibliothek war, die man nach Russland geschafft hatte: Hier gab es auch Teile der Bibliothek von Alexandria, der hadrianischen Bibliothek und sogar der Bibliothek des Chinesischen Kaiserreichs der Verbotenen Stadt. Bücher, Pergamente und Karten, gesammelt und gestohlen in einem Zeitalter, als die Erlangung von Wissen wirklich noch der Weg zur Macht gewesen war.
    In der Mitte des Raumes stand eine Reihe von Sesseln und Sofas, staubbedeckt zwar, doch zeigten sie keine Anzeichen von Verfall. Sie waren stabil und erinnerten nicht im Entferntesten an die Möbel eines Louis XIV. Sie waren mit aufwendig besticktem rotem Samt bezogen, der von grünen Seidenstreifen durchsetzt war, und wirkten gemütlich und einladend. Überall standen große, schwere Tische aus Zedernholz; sie sahen eher so aus, als gehörten sie in eine Jagdhütte statt in eine Bibliothek, doch waren sie ein Spiegel ihrer Zeit und ihrer Herkunft. Der Raum war überraschend trocken – die Türversiegelung aus Teer hatte ganze Arbeit geleistet –, was maßgeblich dazu beigetragen hatte, die Bücher und Pergamente zu erhalten. Denn abgesehen vom Staub und dem Gestank abgestandener Luft, wirkte der Raum so neu wie an dem Tag, an dem er erbaut worden war.
    »Das ist unglaublich«, sagte Susan, die es mehr zu den eleganten Regalen zog als zu den Büchern, die darauf standen. »Wissen Sie, was das alles hier wert ist?« Sie ging weiter und blieb jedes Mal stehen, wenn sie neue, aufwendig gestaltete Gegenstände aus Gold und Silber entdeckte: Becher, kleine Figuren, Prunkschwerter, die auf eigens dafür angefertigten Gestellen lagen.
    »Wir haben keine Zeit«, rief Michael und lief zurück zur Tür.
    »Aber …«
    »Vergessen Sie nicht, warum wir hier sind«, erinnerte Michael sie.
    Susan warf einen letzten Blick in den Raum und folgte ihm dann widerwillig nach draußen. Er schloss die Tür hinter ihnen und zog die Verriegelung wieder fest zu.
    »Warum machen Sie sich die Mühe mit dem Schloss?«
    »Der Raum ist luftdicht, und diese Tür muss komplett versiegelt sein, um den Inhalt zu schützen. Nichts davon sollte Schaden nehmen, bis jemand anderer das hier mal findet.«
    Michael und Susan gingen ungefähr zwanzig Meter durch den dunklen Korridor und kamen an eine weitere Tür. Sofort fiel beiden die Schlossplatte auf, die auf dem Boden lag.
    »Lexie«, sagte Susan mit ängstlichem Blick.
    Michael legte den Kopf zur Seite. »Oh ja.« Er zog die Tür auf und leuchtete mit der Taschenlampe ins Innere des Raumes. Vor ihnen tat sich ein Wohnzimmer auf, das etwa halb so groß war wie die Bibliothek und mit eleganteren Möbeln ausgestattet war: Stühle, mit violettem Samt bezogen und mit hohen Lehnen, Schränke und vergoldete Spiegel. Riesige Gobelins hingen an den Wänden und nahmen dem Raum jede Akustik; hier hallte und schallte nichts. Die Wandteppiche zeigten Menschen von königlichem Geblüt, die in dicke Pelze gehüllt waren und hoch zu Ross saßen, sowie Jäger, die stolz vor der Beute standen, die sie gerade erlegt hatten: Sie erzählten die Geschichte des alten Nordens, einer Welt, in der die Brutalität und die Manieriertheit der Aristokratie nebeneinander existiert hatten.
    Michael schloss die Tür schnell wieder und lief weiter den dunklen Korridor hinunter, gelangte zu einer dritten und letzten Tür. Auch sie war mit einer Schlossplatte verriegelt.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Susan. »Woher wollen Sie wissen, dass die Schatulle nicht in einem der beiden anderen Räume ist? Nach was für einer Art von Raum suchen wir?«
    Michael öffnete die letzte Tür, leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein und drehte sich dann wieder zu Susan um. »Nach dieser Art von Raum.«
    Susan blickte ins Innere, und ihre Gesichtszüge erstarrten vor Ehrfurcht. So unfassbar kostbar die beiden anderen Räume auch gewesen waren – sie waren nur ein Bruchteil dessen, was sich jetzt vor ihnen auftat.
    »Hier ist das, wonach wir suchen«, sagte Michael.

39.
    E s war vor

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