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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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das Reich Gottes, das Himmelreich.
    An den Seiten sah jede der Schatullen gleich aus: Säulen aus goldener Kordel umrankten sie und trafen vorn in der Mitte zusammen, wo sich ein kleines Schlüsselloch befand. Die Abbildungen auf den Schatulle zeigten verschiedene Motive aus der Natur: Flüsse, Tiere, Pflanzen.
    Susan blickte Michael über die Schulter. »Was, wenn Lexie die echte Schatulle genommen hat, oder wenn er herausgenommen hat, was darin gewesen ist?«
    Michael nahm eine Schatulle in die Hand, die einen majestätischen Löwen zeigte, der sich auf die Hinterläufe erhoben hatte, mit offenem Maul, bleckenden Zähnen, bereit zum Angriff.
    »Ist das die richtige?«, fragte Susan atemlos.
    Michael stellte sie zurück und nahm die Schatulle mit dem am wenigsten dramatischsten Motiv in die Hand. Sie zeigte ein Feld mit Blumen und Bäumen und der Sonne, die in der Ferne unterging. Als Michael auf die goldene Schatulle blickte, wurde er von einem Gefühl der Demut erfüllt, dass etwas so Kleines mit solcher Ehrfurcht betrachtet werden konnte. Darüber hinaus stand diese Schatulle im buchstäblichen Sinne für das Leben seines Vaters.
    Endlich nickte Michael Susan zu.
    »Sind Sie sicher?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Wollen Sie sie nicht lieber aufmachen, um ganz sicherzugehen?«
    Michael schaute auf das gekerbte Schlüsselloch; es war keine Herausforderung für ihn: Es war ein Schloss aus einem Zeitalter, das sehr viel simpler gewesen war. Ein technologisches Wunderwerk seiner Zeit zwar, aber heute selbst für ein Kind kein Problem.
    Während Michael das Schloss inspizierte, rief er sich alles noch einmal in Erinnerung, aber er wusste genau, wonach er suchte; die Karte war unmissverständlich gewesen, was das Aussehen der Schatulle anging. Außerdem hatte er keinerlei Information über das, was sich in der Schatulle befand, sodass die Echtheit ihres Inhalts sich ohnehin nicht beweisen ließ, wenn man von ihrem äußeren Erscheinungsbild absah.
    »Ich weiß, was ich tue«, sagte Michael.
    »Okay. Wie Sie meinen.« Susan drehte sich um und ging zurück zur Tür. »Können wir jetzt gehen?«
    Michael rührte sich nicht. Er schloss die Augen.
    »Worauf warten Sie noch?«
    »Ich denke nach«, antwortete er. Er stand vor dem Regal mit den goldenen Schatullen, in Gedanken verloren.
    Susan blieb stehen und warf einen letzten Blick auf die Schätze um sie her, auf die Juwelen, das Gold, diese Ansammlung von Reichtümern, die sich als der größte Fund in der Geschichte erweisen würden, wenn die Welt jemals davon erfuhr.
    Nach fast einer Minute steckte Michael die Schatulle in seinen Rucksack und drehte sich zu Susan um. »Wir haben da ein Problem …«
    Die Worte rissen Susan aus ihren juwelenbesetzten Tagträumen. Sie blickte Michael vom anderen Ende des Raumes an. »Wovon reden Sie?«
    »Über Luft.«
    »Luft?«
    »Wir haben nicht genug in unseren Druckluftflaschen, um hier herauszukommen. Bestenfalls reicht sie für ein, zwei Minuten.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Wir haben so ziemlich alles aufgebraucht, als es Sie in den Abguss gezogen hat.«
    Susan legte sich die Hand auf die Stirn, als leide sie an einem plötzlichen Anflug von Migräne. »Wir müssen doch nur bis zur Wasseroberfläche kommen. Das sollte nicht länger als eine Minute dauern.«
    »Wir haben fünfzehn Minuten gebraucht, um gegen die Strömung von unten bis auf diese Höhe hier zu klettern. Bis zur Oberfläche ist es etwa die gleiche Entfernung.«
    »Es muss aber doch noch einen anderen Weg hier heraus geben … eine Tür, einen Tunnel, irgendetwas«, meinte Susan.
    »Nein. Diese Wände sind an den dünnsten Stellen über neun Meter dick. Die Gänge sind von Iwans Männern versiegelt worden. Und die haben dabei ganze Arbeit geleistet.«
    Susan dachte einen Moment nach. »Luft«, meinte sie dann. »Hier drinnen ist Luft, die muss doch von irgendwo herkommen. Vielleicht können wir aus einem Schacht herausklettern oder irgend so etwas.«
    Michael schaute nach oben. In der Steindecke befanden sich zwei jeweils fünf Zentimeter lange Schlitze. »Da passen wir nicht mal durch, wenn wir vorher zwanzig Kilo abspecken«, sagte er.
    »Heißt das, wir sitzen in der Falle?«
    Michael nickte.

41.
    E s war das nackte Chaos: Ärzte, die in Panik aus der Tür fliehen wollten; Hilferufe in unverständlichem Russisch; Husten, Jammern und Schreie. Als die Elektrizität mit einer Temperatur von mehr als fünfhundert Grad Celsius durch den Magnesiumstreifen schoss, entließ

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