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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Erleichterung und Erlösung.
    Als Busch sich wieder zum Fenster drehte, hatte das Gespenst beide Arme gehoben, hielt in jeder Hand eine schwere Pistole und hatte die Ärmel seines weißen Kittels nach oben geschoben, sodass die tätowierten Unterarme zu sehen waren. Busch warf sich nach links auf den Boden, als der erste Schuss peitschte, den der beidhändige Schütze abfeuerte.
    Aber zu Buschs Erstaunen zerbrach das Glas nicht, sondern erbebte bloß unter der Wucht der Kugel. Es hörte sich an, als würde mit einem Vorschlaghammer auf Stahl geschlagen. Der einzige Schaden, den die Kugel anrichtete, war eine kleine Delle. Dann fiel der nächste Schuss, gefolgt von der Erschütterung bebenden Glases. Busch beobachtete, wie aus der Delle eine Kerbe wurde. Der Mann zielte genau auf die Stelle, auf die er beim ersten Schuss gezielt hatte. Dann feuerte er die nächste Kugel, die übernächste. Auf der kugelsicheren Scheibe zeigten sich erste Risse, die aussahen wie ein Spinnennetz.
    Busch stand beinahe unter Schock, als der Kugelhagel losging, denn das Knallen war ohrenbetäubend. Doch es kam nicht aus dem Zuschauerraum, sondern von Fetisow, der auf das Ärzteteam schoss. Der berühmte russische Arzt Wladimir Skowokow hüpfte hin und her, als vollführe er eine Art Veitstanz. Als er schließlich zu Boden stürzte, lagen Trotz und Verwirrung in seinem Blick. Fetisow war wie im Wahn; mit leerem Gesichtsausdruck und kalten Augen, die keinerlei Emotion zeigten, schoss er immer weiter auf das Ärzteteam und legte nur eine Pause ein, wenn er nachlud. Nacheinander fielen die Ärzte auf den kalten weißen Boden, schlugen um sich und zitterten im Todeskampf. Ihre zerfetzten Laborkittel waren blutgetränkt, ihre Gesichter kaum mehr zu erkennen, als Fetisow mit seiner Mordorgie fertig war.
    Alles hatte sich binnen Sekunden in ein Desaster verwandelt. Hilflos sah Busch mit an, wie Fetisow die Ärzte ermordete. Und die ganze Zeit lag Genevieves Körper auf der Trage, regungslos, wie aufgebahrt.
    Der maskierte Mann im verrauchten Zuschauerraum hatte sich nicht von der Stelle gerührt, hatte nur die Finger bewegt, die am Abzug lagen. Nach wie vor peitschten Schüsse. Glas platzte. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis der Mann durch war. Wieder hielt er inne und lud die Waffe nach.
    Als der letzte der Ärzte zuckend auf dem Boden des Operationssaals lag, blickte Busch auf Genevieve, zog die Spritze aus der Kitteltasche und hob sie, ohne auch nur einen Moment innezuhalten.
    »Was tun Sie da?«, rief Fetisow entsetzt.
    Busch blickte den Russen an, der mit seinen Schnellfeuerpistolen noch immer auf das Fenster schoss. Dann schlug Busch mit aller Kraft die Faust nach unten, stieß die Spritze in Genevieves Brust, durch ihre Brusthöhle hindurch und geradewegs in ihr Herz. Gleichzeitig drückte er mit dem Daumen auf den Kolben. Das Adrenalin schoss heraus.
    Sofort riss Genevieve die Augen vor Schock weit auf. Sie kreischte, als Busch die Nadel herauszog, und setzte sich auf der Trage auf. Ein Ausdruck tiefer Verwirrung huschte über ihr Gesicht, als sie das blutige Chaos auf dem Boden sah und den Schützen, der keine zehn Schritte entfernt auf die Glasscheibe feuerte. Sie hatte keine Ahnung, dass sie in letzter Sekunde dem Skalpell eines verrückten Arztes entronnen war.
    »Was … geht hier vor?«, stammelte sie.
    Busch blickte ihr fest in die Augen. »Keine Zeit für Erklärungen, aber Sie müssen mir vertrauen. Ich bin mit Michael hier.«
    »Wo ist Michael?« Genevieve zitterte. Ihr Atem ging keuchend von dem Adrenalin, das durch ihre Venen schoss.
    »Er ist in der Liberia.«
    Genevieve umklammerte Buschs Handgelenk. »Albero della Vita? Holt er die Schatulle?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Machen Sie die Schatulle nicht auf. Sagen Sie ihm das. Sie müssen es ihm sagen, sie darf niemals geöffnet werden! Er muss sie vernichten! Sie muss in die tiefsten Tiefen des Ozeans geworfen werden!« Mit aller Kraft riss Genevieve an Buschs Armen. »Verstehen Sie?«
    »Unterhaltet euch später darüber«, sagte Fetisow und wies mit dem Kopf auf den Schützen, der weiterhin auf das Glas feuerte. Er schnappte sich Genevieves Trage, zwang sie, sich flach hinzulegen, und rannte mit ihr aus dem Operationssaal. »Wir müssen hier weg.«
    Doch bevor Busch darauf reagieren konnte, bevor er den Operationssaal verlassen konnte, knallte draußen im Korridor ein Schuss. Fetisow taumelte rückwärts durch den Türrahmen und fiel Busch vor die Füße.

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