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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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die Semtex-Stücke. Dann wickelte er jedes Stück Sprengstoff in Plastikfolie, um zu verhindern, dass die einzelnen Timer sich vom Plastiksprengstoff lösten, sobald sie in der Strömung am Ende des Abflussrohrs gegen die Knochen und Leichen schlugen. Schließlich legte Michael den Sprengstoff in die kleine Tasche, die er um die Taille trug, und wandte sich Susan zu. »Einen der Gobelins müssen Sie nehmen. Sobald wir im Wasser und in der Nähe zum Eingang des Hauptrohrs sind, werden Sie kurz alle drei Gobelins halten müssen und sie mir nacheinander geben.«
    Susan nickte.
    Michael schaute noch einmal in die Zisterne; aller Wahrscheinlichkeit nach war es für lange Zeit das letzte Mal, dass jemand diesen Raum sah. Es war eine Schande, derartige Schätze versteckt zu halten, doch Michael wusste, dass es Geheimnisse gab, die auf ewig Geheimnisse bleiben mussten.
    Er schnappte sich zwei der großen Teppiche und sprang ins Wasser, klemmte sich an seinem Sicherheitsseil fest und wartete, bis die Gobelins sich vollgesaugt hatten. Susan ließ sich hinter ihm ins Wasser gleiten.
    »Halten Sie mich immer im Visier«, sagte Michael, als er die Tauchertaschen prüfte, die um seinen Körper baumelten. Dann klemmte er Susan an dem Sicherheitsseil fest, und beide tauchten unter. Die Gobelins wurden schwer und unhandlich, als sie sich durch die anderthalb Meter breite Röhre bewegten. Als sie das Hauptrohr erreichten, konnte Michael die Strömung spüren. Die Lampe an seinem Helm erleuchtete winzige Partikel, die von dem wirbelnden Sog an ihnen vorübergepeitscht wurden, nach unten in die Vergessenheit. In der Öffnung des Zisternenrohrs traf Michael die letzten Vorbereitungen, griff in die kleine Tasche an seiner Taille und zog die drei Sprengsätze heraus, auf deren Anzeigetafeln in glühendem Rot jeweils sieben Minuten zu lesen war.
    Er schaute zu Susan herüber und nickte, um sicherzustellen, dass sie so weit war. Sie nickte zurück und hielt den ersten Gobelin in der Hand.
    Michael legte den Schalter um und warf den ersten Sprengsatz in das Hauptrohr, sah, wie er augenblicklich in der Strömung verschwand. Sofort warf er den zweiten und dritten Sprengsatz hinterher und beobachtete, wie auch diese beiden in den Sturzfluten verschwanden. Er drehte sich zu Susan, und im gleichen Moment segelte ihm ein sperriger Gobelin entgegen. Er hatte Mühe, ihn um seinen Körper herum in das Hauptrohr hineinzumanövrieren, doch als die Strömung ihn erfasste, entwickelte der Gobelin sofort ein Eigenleben und trudelte wie ein Spüllappen abwärts in die Leere. Susan reichte Michael den nächsten Gobelin, und er beobachtete, wie er an ihm vorüberschwebte wie ein fliegender Teppich, um im nächsten Moment in der Strömung davonzusegeln, als besäße er eigene Kräfte. Michael blickte Susan an, nahm den letzten Gobelin und griff nach ihrer Hand, zog sie nach unten zur Öffnung des Zisternenrohrs. Er ließ den letzten Gobelin los und griff nach dem im Hauptrohr eingeseilten Seil. Der gewaltige Sog zerrte ihn nach unten. Es kostete ihn alle Kraft, gegen die tosenden Fluten anzukämpfen. Er klemmte sich am Hauptseil fest, drehte sich um und löste sich von seinem Sicherheitsseil. Just in dem Moment, da er Susan am Hauptseil sicherte, ließ die Strömung nach und kam dann ganz zum Stillstand, und das konstante leise Summen verstummte, als hätte jemand den Ton abgeschaltet. Der Schlick und die Ablagerungen wirbelten plötzlich in andere Richtungen: ohne die Zugkraft von unten trieben sie ziellos umher.
    Michael zog Susan aus der Röhre und bedeutete ihr, sich an dem Seil durch das im Fünfundvierzig-Grad-Winkel verlaufende Rohr nach oben zu ziehen. Michael blieb genau hinter ihr, und sie begannen mit ihrem Aufstieg. Er verlief praktisch mühelos. Seine Arme hatten wieder Kraft, hatten sich an den fortwährenden Kampf gegen die Strömung gewöhnt, die bis gerade getobt hatte. Ehe er sich versah, waren sie bereits an der Neun-Meter-Marke. Michael hielt Susan kurz fest, und sie verharrten eine Weile, damit ihre Körper den Stickstoff abbauen konnten. Sie hatten fünfzehn Minuten gebraucht, um die sechsunddreißig Meter zurückzulegen. Jetzt hatten sie die dreißig Meter Steigung in weniger als sechzig Sekunden bewältigt.
    Michael hielt seine Uhr fest im Blick. Nach zwei Minuten nickte er Susan zu. Sie brauchten für die letzten neun Meter keine zwanzig Sekunden und tauchten endlich auf.
    Susan nahm ihre Maske vom Gesicht und spuckte ihren Atemregler

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