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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Gang hinunter. Sie fand ihn in dem altertümlichen Wohnzimmer. Er starrte auf die Wände.
    »Würden Sie mir mal verraten, was Sie hier treiben?«
    Michael antwortete nicht. Er lief auf die Wand zu und inspizierte einen der Gobelins. Er war ungefähr drei mal drei Meter groß und zeigte eine königliche Jagdgesellschaft; die Herrschaften trugen Schwerter, und neben ihren ebenholzschwarzen Pferden liefen russische Windhunde. Michael griff nach dem unteren Rand des handgestickten Kunstwerks und riss es mit Wucht von der Wand. Für einen kurzen Moment leisteten die uralten Hängevorrichtungen Widerstand; dann gaben sie nach und fielen zu Boden. Er rollte den Gobelin auf und trat vor den nächsten Wandteppich, mit dem er ebenso verfuhr. Als er ihn zusammenrollte, drehte er sich zu Susan. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu helfen?«
    »Mit was zu helfen? Was treiben Sie da?«
    »Wir brauchen nicht mehr Sauerstoff, wir haben jede Menge.« Er wies auf die Wand am anderen Ende des Raums. »Schnappen Sie sich den da drüben, dann machen wir uns auf den Weg.«
    »Ich bin im Moment ganz schön durcheinander«, entgegnete Susan. Dann lief sie quer durch den Raum und riss den russischen Gobelin von der Wand. »Was für eine Verschwendung.«
    Michael sprach kein Wort, als er mit den beiden Gobelins unter den Armen aus dem Raum ging.
    Susan schnappte sich ihren und rannte durch den Korridor zurück in die Zisterne, wo Michael gerade damit beschäftigt war, die Wandteppiche auf dem Boden auszubreiten.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich einzuweihen?«, fragte Susan.
    Michael blickte nur kurz auf, so vertieft war er in die Inspektion der großen Teppiche. »Wir haben nicht genug Sauerstoff, weil wir gegen die Strömung ankämpfen müssen. Wir waren so fixiert darauf, einen Weg zu finden, der Strömung ein Schnippchen zu schlagen, dass wir die offensichtliche Lösung für unser Problem übersehen haben.«
    Susan musterte ihn, als müsste sie ihn nur lange genug anschauen, um zu verstehen, was er sagte. »Okay«, meinte sie und nickte dabei. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Der einzige Grund dafür, dass wir mehr Sauerstoff brauchen, ist die Strömung und die Mühe, die wir aufwenden müssen, um in dem Rohr gegen die Sturzfluten anzukämpfen. Aber wenn der Sog aufhört …«
    Susan schaute auf die Gobelins und führte den Gedanken weiter. Und dann lächelte sie. »Sie werden den Abfluss verstopfen.«
    Michael blickte sie an und lächelte zurück. »Wir werden den Abfluss verstopfen.«
    Er griff in seine Tauchertasche, zog die drei Zeitzünder heraus, die Fetisow ihm beschafft hatte, und legte sie auf den Boden. Dann holte er die versiegelte Plastiktüte heraus, die das knetbare Semtex enthielt: drei einzeln verpackte Brocken.
    »Wozu brauchen Sie das?« Als Susan das Semtex erblickte, wurde ihre Stimme zittrig.
    »Sobald der Abfluss verstopft ist, kann das Wasser nirgendwo mehr hin. Es wird entweder das Gelände oben überschwemmen, wo wir Paul treffen sollen, oder es steigt hier unten und überflutet die Liberia.«
    »Aber wofür ist der Sprengstoff?«
    »Wir müssen das zeitlich nur ganz genau hinkriegen. Legen Sie Ihre Ausrüstung an«, sagte Michael und prüfte seine Druckluftflasche. »Wir werden den Sprengstoff mit Zeitzündern versehen und da hinunterwerfen. Sobald das Semtex unten ist, werfen wir die drei Gobelins hinterher. Die sollten ausreichen, das Ende des Rohrs so zu verstopfen, dass es den Wasserdruck verringert. Wir werden uns beim Hochtauchen wahnsinnig beeilen müssen, machen nur einen kurzen Dekompressions-Stopp an der Neun-Meter-Marke. Wir müssen aus dem Wasser raus sein, bevor der Sprengstoff explodiert, sonst werden wir nach unten gerissen – und diesmal gibt es da unten kein Gitter aus Knochen, das unseren Fall bremst.« Rasch legten beide ihre Tauchausrüstungen an. Druckluftflaschen, Helme, Masken.
    Michael nahm die goldene Schatulle aus dem Rucksack, der an einem Karabinerhaken an seiner Hüfte baumelte, und untersuchte sie kurz, bevor er sie in eine kleine wasserdichte Tasche steckte. Er zog das Rubin-Halsband für Paul heraus und hoffte, dass er hier nicht bereits die Früchte seiner Missetat erntete. Er legte es zusammen mit seinem Erste-Hilfe-Kästchen und den anderen Utensilien zu der Schatulle und steckte das versiegelte dunkle Täschchen in seine wasserdichte Tauchtasche, um doppelt sicherzugehen.
    Er nahm die Zeitzünder in die Hand, stellte sie auf sieben Minuten ein und drückte sie in

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