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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Paläste, Gefängniszellen. Michael beobachtete, wie eine Reisegruppe durch die Rüstkammer geführt wurde, während eine andere Gruppe aus der Mariä-Entschlafens-Kathedrale kam. Die Bilder wechselten ständig, wurden auf jedem Monitor aus jeweils zehn verschiedenen Aufnahmewinkeln gezeigt. Von dieser Stelle hier konnte Michael sich Einblick in den gesamten Gebäudekomplex verschaffen. Die russischen Bezeichnungen unter den Monitoren nutzten ihm zwar nichts, doch er brauchte nicht lange, um herauszufinden, wofür jeder einzelne Monitor gedacht war.
    Je länger Michael sich umsah, desto klarer wurde ihm, dass dies hier ein alter Überwachungsraum des Sicherheitsdienstes war. Die Informationen wurden ausschließlich auf VHS gespeichert. Es gab weder DVD-Player noch andere Laufwerke in den Computern, die vielleicht zehn Jahre alt waren. Das hier war nicht der primäre Kontrollraum des Sicherheitsdienstes, nicht einmal ein sekundärer. Dieser Raum hier war ein Opfer der Zeit und fehlender finanzieller Mittel.
    Michael lehnte sich zurück und beobachtete das Treiben auf den Bildschirmen. Auf einem, der sich in der zweiten Reihe links von der Mitte befand, herrschte ein ziemliches Durcheinander: Wachen rannten umher, um Befehle zu befolgen, die irgendwo außerhalb des Winkels der Kamera erteilt wurden. Michael sah, wie drei schwarze Suburbans mit einem Aufgebot an bewaffneten Männern beladen wurden. Schließlich trat der Mann, der die Befehle gab, ins Blickfeld der Kamera. Es war Ilja Raechen. Der Mini-Konvoi rollte aus der Garage und verschwand. Michael ließ keinen der vielen Bildschirme aus den Augen und suchte nach den drei schwarzen Militärfahrzeugen. Er entdeckte sie schließlich auf einem der Monitore ganz unten. Das gleiche schwere Tor, von dem er einen Teil gesehen hatte, als er in der ZIL-Limousine saß, öffnete sich, und die drei Fahrzeuge rollten hinaus in den hellen Sonnenschein des Moskauer Tages.
    Michael wandte seine Aufmerksamkeit nun den Schränken zu. Er durchwühlte sie, fand aber keine Waffen, nur Bücher, Papiere und Diagramme, alle in Russisch. Dazu Bleistifte, Kugelschreiber und Klebeband. Doch wenn er Susan retten wollte, brauchte er mehr als eine Auswahl an Bürobedarf. Er fand eine große Rolle mit elektrischem Kabel, rollte etwa fünfzehn Meter ab und legte es zu seinem provisorischen Waffenlager.
    Langsam öffnete er die Tür, die hinaus auf den Korridor führte. Es war totenstill. Niemand schien sich in der Nähe aufzuhalten. Michael wagte sich auf den Gang hinaus, bewegte sich auf die erste der vielen Türen zu und öffnete sie. Vor ihm tat sich ein leerer Raum auf, ohne Möbel, ohne Fenster, ohne Teppiche. Michael schaute nach, was sich hinter den anderen acht Türen verbarg. Hinter jeder erwartete ihn der gleiche Anblick. Die Etage war gespenstisch leer, sah man von dem verlassenen Kontrollraum ab.
    Michael lief durch den Korridor zurück zum Fahrstuhl; auf andere Weise kam man hier nicht hinein oder heraus. Ohne Treppe war das Stockwerk eine wahre Feuerfalle. Wider besseres Wissen drückte Michael den Aufwärtsknopf und eilte zurück in den Kontrollraum. Das Heulen der Maschinen erklang. Michael hörte, wie die Aufzugkabine näher kam und hoffte, dass sie niemanden auf seine leere Etage beförderte. Das Läutwerk erklang, und die Tür öffnete sich. Michael spähte aus dem Kontrollraum und sah, dass der Fahrstuhl leer war. Er huschte den Gang hinunter und in den Aufzug. Während er die Tür geöffnet hielt, drückte er auf den obersten Knopf. Augenblicklich wurden seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Der Knopf leuchtete nicht auf. Um Zutritt zu den oberen Etagen zu bekommen, benötigte man spezielle Schlüssel.
    Michael verstand allmählich, weshalb Raechen ihn nicht wieder in eine Zelle geworfen hatte: Hier konnte er im wahrsten Sinne des Wortes nirgendwohin, nur zurück in Iwans Folterkammer und zu Raechens bewaffneten Wächtern.
    Dimitri Grengenko war der Roten Armee beigetreten, weil er von Action geträumt hatte, von abenteuerlichen Einsätzen bei der Spetsnaz, der russischen Eliteeinheit. Der Bauernjunge aus Kursk war während des Afghanistan-Krieges zum Mann gereift – zu einer Zeit, als die Sowjetunion noch eine Macht gewesen war, die man ernst nehmen musste, und als ihre Feinde noch vor Angst gezittert hatten, wenn sie nur an die Rote Armee dachten. Er arbeitete hart, besuchte die Scharfschützen-Akademie und die Kriegs-Universität und träumte davon, in die

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