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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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ging.
    Sie nahm die Schatulle aus der Tasche und stellte sie auf den Sofatisch. Sie war einzigartig. Das Gold erhellte den Raum, brach sich im Licht der Morgensonne, das in die Hotelsuite fiel, und ließ es noch heller strahlen. Während Susan die Schatulle bewunderte, machte sie sich bewusst, dass dieses Kleinod der Preis war, um Stephen sicher zurückzubekommen. Wie ein Vater hatte er ihr zur Seite gestanden. Niemals hatte er sie im Stich gelassen. Susan war wild entschlossen, die Schatulle nicht aus der Hand zu geben, bis Stephen wieder sicher bei ihr war.
    Sie ging wieder zur Tür der Suite und schob beide Riegel vor. Dann nahm sie die Schatulle und lief ins Bad, drehte die Dusche an, stellte die Schatulle neben das Waschbecken und legte ein Handtuch darüber. Sie zog ihre Sachen aus und stand nackt da, während sie darauf wartete, dass das Wasser heiß wurde. Sie begutachtete ihren Körper im Spiegel, betrachtete die Blutergüsse und Schrammen. Nicht dass sie sich je für perfekt gehalten hätte, aber so übel wie jetzt war sie noch nie zugerichtet gewesen, nicht einmal in ihren Kindertagen, als sie auf den Spielplätzen des Central Parks herumgetollt war. Sie drehte sich und betrachtete ihren Rücken. Der hatte das meiste abbekommen, als die Strömung sie ins Abflussrohr hineingesaugt und gegen den Haufen aus Leichen und Knochen geschleudert hatte, der vor dem Gitter lag.
    Susan riss sich den Verband herunter, fuhr mit den Fingern über die schartige Narbe auf ihrer Schulter und stöhnte dabei leise vor Schmerz. Obwohl sie die Starke gespielt hatte, als Michael sie zusammengeflickt hatte, war es qualvoll gewesen. Ihr tat von Kopf bis Fuß alles weh, und sie wusste, dass das morgen früh noch schlimmer sein würde.
    Endlich trat sie in die Duschkabine und ließ heißes Wasser durch ihr Haar und über die Schultern laufen. Es war eine Wohltat und Tortur zugleich; es verschaffte ihren schmerzenden Muskeln Erleichterung, brannte jedoch auf den offenen Schrammen, Schürfwunden und besonders auf der Narbe.
    Susan seifte sich ein. Dabei ließ sie die letzten paar Tage vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Sie war noch nie einem Mann wie Michael begegnet. Er war das genaue Gegenstück zu seinem Halbbruder. Obwohl die beiden Männer einander noch nie begegnet waren, spürte Susan, dass sie sich verstanden hätten. Beide waren gute Männer; sie gingen das Leben nur auf unterschiedliche Weise an.
    Und wieder dachte Susan an Michaels Kuss, der so zärtlich und liebevoll gewesen war. Seit Peters Tod hatte sie keine solche Wärme mehr empfunden – eine wohlige Wärme, die ihren ganzen Körper durchströmt hatte. Ihre vorgefassten Meinungen über Michael waren falsch: Er war nicht selbstsüchtig, sondern das genaue Gegenteil.
    Susan trat aus der Duschkabine und hüllte sich in ein großes Badelaken. Dann zog sie das Handtuch von der goldenen Schatulle und nahm sie noch einmal in Augenschein. Sie war das großartigste und schönste Kunstwerk, das sie je gesehen hatte. Alles schien zu leben: die Tiere, die umherliefen, und die Vögel, die durch die Luft schwirrten. Die Sonne in der linken oberen Ecke glühte tatsächlich. Die Schatulle war ein unfassbar schönes Kunstwerk, und doch machte es Susan zornig, dass dieser tote Gegenstand gegen Stephens Leben eingetauscht werden sollte. Wie konnte etwas wertvoller sein als das Leben eines Menschen?
    Für jeden Menschen gibt es Schlüsselmomente, in denen er an einen Scheideweg oder zur einer bedeutsamen Erkenntnis gelangt – eine Situation, in der wir unsere bisherigen Ziele in einem anderen Licht sehen und uns neue setzen. Als Susan auf die Schatulle blickte, wurde ihr klar, dass die Dinge, die bisher wichtig für sie gewesen waren, nicht mehr den gleichen Wert hatten wie zuvor. Sie war ihrer Karriere nachgejagt ohne Rücksicht darauf, wohin diese Jagd sie bringen würde. Es war nicht so, dass sie ihren Job jetzt aufgeben wollte; es bedeutete einfach nur, dass er nicht mehr der Mittelpunkt ihres Lebens sein würde. Er war die Festung geworden, hinter der sie ihr Herz verstecken konnte, ein Ort, an dem sie ihre Gefühle vergraben konnte, ohne sich ihnen zu stellen. Wo Achtzehnstundentage ihr eine falsche Realität vermittelt hatten, in der sie sich mit dem Rest ihres Lebens nicht mehr befassen musste. Ein Ort, an dem sie sich nicht der Gefahr aussetzen musste, einem anderen Menschen gegenüber ihr Herz zu öffnen.
    Sie hatte das letzte Jahr damit verbracht, an sich selbst zu

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