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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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zwischen den Fahrstuhltüren, bereit, jeden zu töten, der möglicherweise auftauchte, wenn die Türen sich öffneten.
    Michael hörte, wie der Aufzug sich in Bewegung setzte. Auf der Anzeige konnte er sehen, wie die Kabine mit ihrem Aufstieg aus dem Kellergeschoss begann. Seine Untergangsstimmung ließ ein wenig nach; sie hatten eine Chance, vorausgesetzt, sie überlebten in dieser antiken Zwingburg die nächste Minute. Michael blickte auf die übergroßen Statuen, die nebeneinander an der gegenüberliegenden Wand standen und russische Militärhelden darstellten; er hoffte, dass ihre Geister es ihnen nicht ankreideten, in ihrem Kultraum einen solchen Akt der Blasphemie begangen zu haben.
    Plötzlich versuchten wieder zwei Wachen, das Arsenal zu stürmen, dieses Mal, indem sie Seitentüren benutzten. Simon schlängelte sich über den Boden. Die Kugeln verfehlten ihn nur knapp. Einen der Männer schaltete er mit einem Genickschuss aus, den anderen traf er mitten ins linke Auge.
    »Sieh zu, dass der Aufzug schneller kommt.« Simon überprüfte seine Waffe. Keine Munition mehr. »Wirf mir deine Waffen rüber.«
    Michael ließ seine beiden Pistolen, aus denen noch nicht gefeuert worden war, über den glänzenden Marmorboden gleiten. Simon schnappte sie sich und fing im gleichen Moment an, aus beiden Waffen hinter dem Türrahmen herauszuschießen. Michael betete, dass er ihnen damit ausreichend Zeit verschaffte, um den Fahrstuhl die zehn Etagen nach oben zu befördern.
    Michael, der flach auf dem Bauch lag, blickte auf. Der Fahrstuhl war inzwischen im achten Untergeschoss und kam langsam näher. Simon schoss munter weiter, platzierte seine Schüsse so, dass sie die größtmögliche Furcht hervorriefen und unter den Wachen so viel Unruhe stifteten wie möglich. Er musste sie ihnen noch mindestens eine Minute vom Leib halten. Nur ging ihm zusehends die Munition aus.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass du keine weiteren Rauchbomben im Ärmel versteckt hast?«, fragte Michael.
    Simons Schweigen beantwortete Michaels Frage. Wieder blickte er auf. Die Fahrstuhlkabine war jetzt im fünften Untergeschoss. »Fast geschafft.«
    Simon sah, wie drei Männer auf das Gebäude zuhuschten; er feuerte drei Schüsse in ihre Richtung und versuchte es mit einem vierten. Aber das Magazin war leer.
    Er drehte sich zu Michael um und blickte ihn fragend an.
    »Noch drei Etagen.«
    Simon rutschte auf dem Bauch neben Michael.
    Der Kugelhagel erstarb. Urplötzlich war der Angriff vorbei, und Stille senkte sich herab. Dann waren Schritte zu hören. Hastig und schnell hallten sie durch das gewaltige Gewölbe – sie kamen aus allen Richtungen, sowohl von drinnen als auch von draußen. Die Wachen begannen, das Gebäude zu stürmen, die Gewehre im Anschlag.
    Michael und Simon bereiteten sich auf das Ende vor. Sie setzten sich auf und lehnten sich mit dem Rücken gegen die Fahrstuhltür. Beide hoben die Hände.
    Dann kam der Aufzug.
    Langsam öffneten sich die Türen.
    Simon und Michael blieben sitzen, gegen die Fahrstuhltür gelehnt, als die Schwadron von Wachmännern auf sie zielte. Sie warteten darauf, dass jemand aus dem Fahrstuhl trat, aber niemand ließ sich blicken. Die gesamte Schwadron spähte durch ihre Zielfernrohre.
    Michael und Simon rührten sich nicht, zuckten nicht mit der Wimper.
    Dann dröhnten im Inneren der Fahrstuhlkabine schnelle, gezielte Schüsse. Drei Russen raffte der erste Feuerstoß dahin. Die Wachen warfen sich zu Boden, rollten sich zur Seite und suchten Deckung.
    Michael und Simon ließen sich rücklings in die Fahrstuhlkabine fallen. Die Aufzugtüren schlossen sich. Zwischen ihnen lag ein Körper. Der bewusstlose Mann sah aus, als wäre er mit dem Gesicht in einen Zug hineingelaufen. Michael hätte schwören können, dass er auf der Wange des Mannes eine Einkerbung sah, die genau die gleiche Breite hatte wie Buschs Ehering.
    »Tut mir leid, dass ich spät dran bin«, meinte Busch, der zwei Waffen in der Hand hielt und auf Michael und Simon hinunterblickte.
    »Wie ich sehe, hast du schon einen neuen Freund gefunden.« Michael stierte auf den komatösen Mann. »Gehe ich recht in der Annahme, dass dir die Unterhaltung zu einseitig war?«
    Busch grinste. »Du weißt doch, manchmal sprechen Taten lauter als Worte.«

49.
    D er Mond spiegelte sich in makelloser Pracht auf dem Meer. Seine Strahlen griffen über die Wellen hinweg wie Finger, die sich nach Stephen Kelley ausstreckten. Fünfundsiebzig Meter über dem Wasser

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