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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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um sie getrauert habe?«, fragte Michael fassungslos.
    »Es war ihre einzige Chance, wirklich zu verschwinden. Sie wollte es so, Michael. Und als sie wieder auftauchte, wusste ich, dass es nur eine einzige Sache gab, die sie dazu hätte veranlassen können …« Simon stockte, und sein Blick verdüsterte sich. »Wir müssen die Schatulle zurückbekommen.«
    »Du hilfst mir, meinen Vater und Susan zu retten, und ich helfe dir, die Schatulle zurückzubekommen und sie zu vernichten.«
    Simon starrte Michael an. »Und Genevieve.«
    »Und Genevieve.« Michael nickte.
    »Was ist mit dir, Busch?«, fragte Simon. »Hängst du dich an uns dran?«
    »Ob ich mich an euch dranhänge? Ihr würdet jetzt beide aus Löchern in der Brust röcheln, wenn ich nicht wäre.«
    »In Wahrheit«, sagte Simon und setzte sich, »würdest du immer noch beim Vatikan anrufen und um Hilfe bitten, wenn ich dich nicht gefunden hätte.«
    Michael machte sich auf den Weg in die privaten Räumlichkeiten im Heck der Maschine. »Tragt das unter euch aus«, sagte er. »Ich brauche eine Dusche, damit ich wieder klar denken kann.«
    Martin kam aus dem Cockpit und schloss die Kabinentür. »Haben Sie ein Flugziel, Sir?«
    »Korsika«, erwiderte Michael. »Wir müssen nach Korsika.«

51.
    S tephen lag auf dem Fußboden des Wachhäuschens. Der Stiefel des Südstaatlers drückte ihm gegen die Kehle. Das Blut gefror ihm in den Adern, als er den Blick hob und in die Mündung einer Waffe starrte. Nie im Leben hätte er gedacht, dass er auf diese Weise sterben würde. Ganz allein und ohne zu wissen, in welchem Land er war. Sie würden seine Leiche niemals finden; die Stelle neben dem Grab seiner Frau würde für immer leer bleiben. Er dachte an Michael und an das, was hätte sein können; er dachte an den Sohn, von dem er geglaubt hatte, ihn für immer verloren zu haben, und an die Hoffnung auf einen Neuanfang, den es nun niemals geben würde.
    Die Verzweiflung ließ Stephens Verstand auf Hochtouren laufen. In seinem Inneren regte sich Widerstand. Er wollte überleben, um jeden Preis. Aber wie sollte er sich wehren? Obwohl er die Hände frei hatte, gab es nichts, wonach er hätte greifen können. In der Tasche hatte er nur die Landkarte und einen Kugelschreiber.
    »Sie sind Amerikaner, stimmt’s?«, keuchte Stephen und hielt die Hände dabei still an der Seite. »Sie hören sich an wie ein Junge aus Georgia.«
    Der Wachmann starrte ihn einen Augenblick an und legte den Kopf zur Seite. »Sie sind Amerikaner?«
    »Ja, aus Boston«, erwiderte Stephen und hielt den Wachmann dabei fest im Blick. Mit der rechten Hand zog er langsam den Kugelschreiber aus der Tasche.
    Der Wachmann starrte Stephen an und schien zu überlegen. Vielleicht bekam er Gewissensbisse, oder er besaß einen Hauch amerikanischen Kameradschaftsgeist.
    »Boston, wie?« Für einen Moment lächelte der Wachmann; dann wurde seine Miene düster. »Scheiß Yankee.« Er lud die Waffe durch.
    Stephen hielt den Kugelschreiber fest in der rechten Hand. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden und mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, rammte er den Kugelschreiber in die rechte Wade des Wachmanns, durch den Stoff der Hose, durch Fleisch und Muskeln bis auf den Knochen. Der Wachmann schrie vor Schmerz. Stephen rollte sich nach rechts. Dabei hielt er den Kugelschreiber fest, der tief ins Bein des Mannes gedrungen war, und zog daran, was den Wachmann zu Boden riss. Mit gedämpftem Laut löste sich ein Schuss. Stephen griff nach der Hand des Wachmanns und wand ihm die Pistole aus den Fingern. Mit jedem Funken Energie, den er mobilisieren konnte, schlug er auf den Mann ein, versetzte ihm harte Treffer ins Gesicht, auf die Kehle und den Körper. Es waren Schläge, wie er sie seit den Tagen als Sparringspartner nicht mehr ausgeteilt hatte. Stephen wusste, wie man kämpfte, und er wusste, wie man traf; vor allem aber wusste er, wohin man schlagen musste, um einen Gegner kampfunfähig zu machen.
    Der Wachmann verlor die Besinnung, aber Stephen hörte nicht auf; sein Adrenalin brodelte. Seit seinen Teenagerjahren hatte er nicht mehr solche Wut verspürt.
    »Wage es nie wieder, einen Red-Sox-Fan einen Yankee zu nennen.« Stephen schnappte sich die Arme des Bewusstlosen, zog ihn zum Kleiderschrank und warf ihn hinein. Dann riss er ihm den Gürtel samt Holster, Funkgerät und Munition herunter. Er kontrollierte die Taschen des Wachmanns und nahm ihm den Ausweis ab, die Autoschlüssel, ein kleines Bündel mit

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