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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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und geknebelt im Laderaum lag, nur hatte er keine andere Wahl. Last- und Lieferwagen erregten im Post-9/11-Zeitalter Aufsehen, und hinter seinen Dokumenten, die ihn als russischen Diplomaten auswiesen, konnte er sich nicht verstecken, wenn man ihn an den Straßenrand winkte. Schließlich gab es keine gute Entschuldigung dafür, mit einer verschnürten Frau im Wagen durch die Gegend zu fahren.
    Seit sein Sohn zur Welt gekommen war, hatte Ilja Raechen ihm versichert: »Hab keine Angst, Daddy wird auf dich aufpassen. Daddy wird niemals zulassen, dass dir etwas passiert.« Das war ein Versprechen, das alle Väter und Mütter ihren Kindern gaben und auf das jedes Kind vertraute. Und es war ein Versprechen, dem Raechen nicht gerecht wurde, indem er dabei zusah, wie sein Sohn ihnen entglitt und von der Krankheit dahingerafft wurde. Doch bald würden die Dinge sich zum Guten wenden, und es würde neue Hoffnung geben, nicht nur für seinen Sohn, auch für ihn selbst. Es würde Schluss sein mit den leeren Versprechungen – er würde seinen Sohn retten, egal wie hoch der Preis war, den er dafür zahlen musste.
    Bis um halb sechs am Morgen hatte er gewartet und erst dann das Motel verlassen. Die Beleuchtung war heruntergeschaltet, und der Parkplatz war leer; vor Morgengrauen war nie viel Verkehr. Er lud seine beiden Pistolen und ließ sie in seinen Hosenbund gleiten. Seit sieben Jahren hatte er nicht mit diesen Pistolen geschossen – seit er aus dem Dienst ausgeschieden war, um eine Familie zu gründen. Bevor er in den Suburban stieg, betete Raechen, dass sich an diesem Tag nichts daran ändern möge.
    Als er die Staatsgrenze überquerte und nach Delaware gelangte, griff er nach seinem Mobiltelefon und forderte das Flugzeug an. Es stand betankt und abflugbereit in einem ländlichen Teil von Maryland auf einem kleinen Behelfsflugplatz und war gegenüber der Flugsicherung als Diplomatenmaschine ausgewiesen, die problemlos das Land verlassen konnte. Raechen würde Genevieve begleiten und sie persönlich abliefern – weder aus Loyalität noch aus Stolz, sondern um die medizinische Behandlung zu bekommen, die sein Sohn so dringend benötigte. Er zählte auf seine Auftraggeber. Was aber noch wichtiger war: Sein Sohn zählte auf ihn.

9.
    D as Loft war ein Spielplatz für große Jungs, ein Privatbereich im Dachgeschoss des Valhalla. Busch hatte die Räumlichkeiten exakt nach dem Bild konstruieren lassen, das er seit seinem sechzehnten Lebensjahr im Kopf gehabt hatte. Der Raum war lang und schmal mit einer schrägen, sechs Meter hohen Decke. Der Billardtisch, der Pokertisch und der Flipperautomat waren im hinteren Teil untergebracht, während ein schweres Sofa und zwei große Polstersessel im vorderen Teil vor einem überdimensionalen Plasmabildschirm standen. In der Ecke gab es eine kleine Bar, die kostenlos von den Schnaps- und Bierlieferanten bestückt wurde – eine höfliche Geste gegenüber Busch für seine fortdauernden Bestellungen. Der Raum war Buschs persönliches Heiligtum; nur seine Freunde durften ihn betreten. Jeannie hatte ihm diesen Luxus zugebilligt unter der Voraussetzung, dass der Betrieb in der Bar und im Restaurant nicht davon beeinträchtigt wurde.
    Busch folgte Michael ins Loft, zog den Kopf ein, als er durch die niedrige Tür ging, und schlug sie hinter ihnen zu. Er schenkte ihnen einen Drink ein und entspannte sich.
    »Noch immer keine Leiche gefunden«, sagte Busch. »Wer immer das gewesen sein mag, ist lebend herausgekommen. Der Wagen ist in Boston gemietet worden, unter einem fingierten Namen. Kennst du jemanden in Boston?«
    Michael dachte an die Adresse in Boston, die Mary ihm gegeben hatte und die auch auf der Visitenkarte stand, die nun in seiner Tasche steckte. »Ich glaube, Genevieve Zivera hat den Wagen gefahren«, sagte er.
    »Was?« Busch kniff die Augen zusammen; dann lachte er auf. »Wie das? Ist sie vom Himmel heruntergekommen, um ein bisschen durch die Gegend zu fahren und sich retten und wiederbeleben zu lassen?«
    Michael starrte ihn finster an.
    »Sie ist tot, Michael«, sagte Busch.
    »Ich weiß. Trotzdem glaube ich, dass sie den Wagen gefahren hat«, erwiderte Michael, ging zu dem kreisrunden Fenster und blickte auf Byram Hills.
    »Was ist los, Michael?«, fragte Busch. »Du stehst da und behauptest, eine Frau sei von den Toten auferstanden und habe einen Weg zurück ins Leben gefunden. Und dann hüllst du dich in Schweigen? Es muss doch einen Grund dafür geben, dass du zu diesem Schluss

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