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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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das Anästhetikum sicherstellte, dass sie weiterhin bewusstlos blieb.
    Er schaute sie an. Wie friedlich sie dalag. Die vielen Bilder, die er von ihr gesehen hatte, ließen sie so vertraut erscheinen, als gehörte sie zur Familie. Sie hatte etwas Unschuldiges an sich, das ihn für einen kurzen Moment mit Scham erfüllte, weil er ihr Gewalt antat, aber er schüttelte dieses Gefühl rasch wieder ab und dachte an seinen Sohn, den er mit Hilfe dieser Frau vielleicht retten konnte.
    Raechen fürchtete zu wissen, wer die Schießwütigen waren, die den Unfall verursacht hatten und ebenfalls hinter Genevieve her gewesen waren. Wenn sie noch einmal auftauchten, würde er seine alten Talente aus dem Ruhestand holen müssen. Niemand würde ihn aufhalten. Nach allem, was er ihretwegen durchgemacht hatte, würde Genevieve Zivera ihm nicht durch die Finger gleiten.
    Er würde seine Vorgesetzten nicht enttäuschen, und er würde sein Land nicht enttäuschen. Vor allem aber würde er seinen Sohn nicht enttäuschen.
    Noch gab es Hoffnung.

7.
    A lec St. Pierre stand in seiner Werkstatt. Eigentlich war es eine Garage, doch hatte er sie in eine Bastelwerkstatt umgewandelt. Während viele andere Väter ihre Zeit damit verbrachten, an ihren Autos herumzuschrauben oder ihre Golfschläger zu schwingen, fand Michaels Vater Trost darin, Dinge zu erschaffen. Beim Drechseln und Sägen, Schnitzen und Schleifen verwandelte er Holz in Möbelstücke, Metall in Kunstwerke und Plastik in alles, wozu sein Herz ihn verleitete. Michael pflegte Alec dabei zu beobachten, wie dieser sich in seinen Schöpfungen verlor; nichts schien seine Konzentration stören zu können, wenn er in seine Projekte vertieft war.
    Jeden Samstagmorgen saß Michael geduldig bei seinem Vater, bevor er zum Sport ging. Alec versuchte, Michael für das Basteln zu interessieren und behauptete, Michael habe eine kreative Ader, die er fördern müsse. Doch wie die meisten Jungen im Teenageralter interessierte Michael sich nicht für die Heimwerkerei; er hatte immer nur Sport im Kopf.
    »Halt das mal«, sagte Alec und hielt ihm eine dünne Metallkette hin.
    Michael nahm die Kette, beugte sich vor und blickte hinein in das komplexe Innenleben der eins achtzig großen Standuhr, die fast fertig war. Jedes einzelne Teil hatte Alec selbst gebaut: die hölzerne Verkleidung, die Pendel, das Räderwerk, die Ketten, sogar das Blatt.
    »Hast du dich auf das Spiel heute vorbereitet?«, fragte Alec, ohne den Kopf zu heben.
    »Ja, wir haben ein paar neue Spielzüge. Stepinac hat allerdings auch ein gutes Team.«
    Alec antwortete zuerst nicht, schien in Gedanken vertieft zu sein. Dann, nach etwa einer Minute, sagte er, als wären nur ein paar Sekunden vergangen: »Aber die haben keinen so guten Spieler wie dich.«
    »Stimmt. Du hast auch gespielt, als du in meinem Alter warst, nicht wahr?«
    Alec lächelte. »Ich war der Junge, der froh war, wenn er wenigstens als Letzter ausgewählt wurde«, sagte er und streckte die Hand aus. »Gibt mir die Kette.«
    Michael hielt sie ihm hin, und Alec beugte sich über den Uhrenkasten und ließ die Kette über eine Spindel gleiten, befestigte eine winzige Kappe über der kleinen Stange und schloss die Rückklappe des Uhrenkastens.
    Gemeinsam hievten sie die Uhr von der Werkbank und stellten sie aufrecht auf den Boden. Alec öffnete die Glasabdeckung über dem Zifferblatt. »Wie spät ist es?«, fragte er.
    Michael schaute kurz auf die Wanduhr. »Eine Minute vor neun.«
    »Perfekt.« Alec stellte die Uhr und öffnete die Glastür über dem Pendel. »Möchtest du?«
    Michael schob die Hand durch die Glastür, stieß das Pendel an und ließ es schwingen.
    Tick, tack, tick.
    Das Uhrwerk sprach die Sprache aller Uhren auf der Welt. Michael beobachtete, wie die Rädchen sich drehten und wie auch der zweite Zeiger sich bewegte. Mit einem Surren wurde das Hauptwerk aktiviert, und die Glocke schlug neunmal.
    Michael war wie hypnotisiert von dem unablässigen Ticken der Uhr, die heute noch so perfekt und auf die Minute genau ging wie an jenem Tag vor mehr als zwanzig Jahren, an dem sie fertig gestellt worden war. Michael wünschte sich, die Zeit zurückdrehen zu können. Er vermisste die Vormittage, an denen er mit seinem Vater geredet hatte, der es verstanden hatte, die Dinge immer so klar zu sehen. Michael hatte den Wert von Weisheit und Erfahrung nie gänzlich zu schätzen gewusst. Wie viele Menschen hatte er die bedingungslose Liebe seines Vaters als

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